Wohlenschwil: Viel Lärm um Kuhglocken

Mo, 19. Aug. 2013
Störend, tierquälend oder heimatverbunden? Kuhglocken geben immer wieder Anlass zu Diskussionen.

In Wohlenschwil fühlen sich Nachbarn vom ständigen Gebimmel der Kuhglocken gestört. Sie reichten beim Friedensrichter eine nachbarrechtliche Klage ein.

Störend, tierquälend oder heimatverbunden? Kuhglocken geben immer wieder Anlass zu Diskussionen.

Ja, das Gebimmel der Kuhglocken stört mich.
1% (1 Stimme)
Nein, ich finde das Gebimmel der Glocken romantisch, es stört mich nicht.
92% (79 Stimmen)
Die Tiere werden mit einer Kuhglocke gequält, das gehört verboten!
7% (6 Stimmen)
Gesamtstimmen: 86

 

Wahrung des Nachbarrechts und der Einschränkung der übermässigen Lärmeinwirkung, welche durch Rinder mit Kuhglocken auf der nachbarschaftlichen Weide verursacht wird, so heisst die juristische Bezeichnung der nachbarrechtlichen Klage. Immer wieder kommt es vor, das sich Menschen über Tierlärm beklagen. So muss sich demnächst das Friedensrichteramt Kreis V in Brugg mit einer Klage befassen. In der Gemeinde Wohlenschwil fühlen sich Nachbarn vom ständigen Kuhgebimmel gestört, sie reichten deshalb Klage ein. 

Vor sieben Jahren wurden die in einer Landwirtschaftszone gelegenen Parzellen vor der Liegenschaft des Klägers als Nitrat gefährdete Zone ausgeschieden. Der Landwirt durfte in der Folge keinen Ackerbau mehr betreiben, lässt aber seither seine Rinder dort weiden. «Der Bauer verfügt eigentlich über viel Weideland, doch aus verschiedenen Gründen eignet sich die Wiese vor unserer Liegenschaft offenbar am besten für die Rinder», so der Kläger. Dieser fühlt sich in seiner Ruhe massiv gestört. Nun ist es definitiv untragbar geworden, «nachts schlafen wir schlecht, auch tagsüber stört das Gebimmel der Glocken», so der Kläger. Mehrmals sei in den letzten Jahren das freundschaftliche Gespräch mit dem Landwirt gesucht und geführt worden, jedoch brachten diese Gespräche keine Erfolge, heisst es in der Klageschrift. 

Tiere als Quälgeister?

Das Konzert beginnt in aller Herrgottsfrühe. Den Auftakt macht der Hahn, der jeden Morgen kräht und die Anwohner aus den Federn reisst. Bald hat der Hund seinen Auftritt, er heult los wie ein Wolf, wenn Frauchen ihn alleine zu Hause lässt. Um die Mittagszeit stimmt der Papagei ein und imitiert verblüffend echt eine Polizeisirene. Abends, wenn endlich Ruhe im Quartier einkehren könnte, quaken die Frösche aus dem nahen Biotop. Und nachts das ständige Gebimmel der Kuhglocken.

Zugegeben: Das ist frei erfunden und überspitzt dargestellt, sozusagen eine Auflistung aus Fällen, mit denen sich die Juristen befassen müssen. Deren Häufigkeit zeigt aber, dass Lärmimmissionen von Tieren immer wieder zu Zwist unter Nachbarn führen können. 

Wie viel Lärm muss man ertragen?

Das Gequake der Frösche wird juristisch nicht gleich gehandelt wie etwa das Bellen der Hunde. Denn Frösche sind Wildtiere. Als solche sind sie geschützt und dürfen nicht einfach gefangen werden, um sie in einem Waldweiher wieder auszusetzen. Doch die Frösche würden im nächsten Jahr sowieso zum Laichen in den angestammten Teich zurückkehren.

Anders verhält es sich mit Kühen. Ob gegen Lärmimmissionen von Kuh-glocken vorgegangen werden kann,
ist Sache des Privatrechts. Gemäss Schweizerischem Zivilgesetzbuch «ist jedermann verpflichtet, bei der Ausübung seines Eigentums, wie namentlich bei dem Betrieb auf seinem Grundstück, sich aller übermässigen Ein-wirkungen auf das Eigentum der Nachbarn zu enthalten. Insbesondere sind alle schädlichen und nach Lage und Beschaffenheit der Grundstücke oder nach Ortsgebrauch nicht gerechtfertigte Einwirkungen durch Rauch, Russ, lästige Dünste, Lärm oder Erschütterungen verboten.»

In einem Entscheid vom 29. Mai 1975 hat sich das Bundesgericht zur dieser Frage geäussert. Es hat geprüft, ob das Bimmeln der Kuhglocken eine übermässige Immission darstelle. Das Bundesgericht hat diese Frage mit Ja beantwortet. In seinen Erwägungen hält es fest, dass «das Bimmeln von Kuh- und Rinderglocken zur Nachtzeit, das heisst vor allem dann, wenn der Stras-senlärm abgenommen hat, besonders lästig ist.» Das Bundesgericht hat die nächtliche Ruhe als ein erheblich schutzwürdiges Gut für die Gesundheit aller Menschen dargestellt. Die Tatsache, dass man sich in einem ländlichen Kanton befand, stellte im konkreten Fall keine Rechtfertigung der Kuhglocken dar.

Keine Glocken nachtsüber

«Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es tagsüber in ländlichen Gebieten ortsüblich ist, dass Kühe Glocken tragen. Es ermöglicht den Bauern, eine entlaufene Kuh schneller zu finden und ist Teil der Tradition. Wenn sich die Weiden der Kühe in der Nähe von Wohnzonen befinden, ist es empfehlenswert, bei Reklamationen der Nachbarn nachtsüber den Tieren keine Glocken anzuhängen oder die Tiere nicht unmittelbar bis an die Wohnhäuser heran weiden zu lassen», so eine Juristin des Schweizerischen Bauernverbandes in einem Artikel zu dieser Problematik. Selbstverständlich sollten Nachbarn zuerst versuchen, Toleranz zu üben. Doch Toleranz bedeutet gegenseitige Rücksichtnahme, nicht bloss einseitige.

 

Kommentare

Kuhgebimmel 24h rund um die Uhr. Es hat keinerlei Schatten für die Kühe im Sommer, sie stehen in der prallen Sonne den ganzen Tag, kein Trinkwasser für die Tiere, laute und schwere Glocke um den Hals. Und es gibt Leute die diesen "Brauch" noch verteidigen?
Ich wohne mit meiner Familie direkt an der Landwirtschaftszone. Einmal im Jahr bringt der Bauer seine Rindli auf die Weide, dies 4m von unserem Haus entfernt - und ja, die Glocken der Rinder bimmeln. Und stelle man sich vor, sogar ein Hahn macht sich in etwa 40m Entfernung während des ganzen Jahres, und das tagtäglich, bemerkbar. Nicht zu vergessen die freilaufenden Katzen, die sich nacht's "zanken" und die Vögel, die den neuen Morgen mit einem Konzert begrüssen. Auch nicht zu unterschätzen sind die Kirchenglocken, die in regelmässigen Abständen mal mehr, mal weniger lang läuten. Und nun ? - Würde mich das stören, würde ich in eine Stadt ziehen, am Besten neben ein Tramsilo oder in direkte Nähe einer stark frequentierten Strasse mit vielen Geschäften und Restaurants (nebst diesen beiden Beispielen habe ich auch noch neben einer Eisenbahnlinie gewohnt). Dies empfehl' ich auch all denen, die sich entschlossen haben, auf dem Land zu wohnen und dann mit Schrecken feststellen, dass es in der ruhigen Umgebung trotzdem Geräusche gibt - solche, die unter anderem, von Lebewesen verursacht werden.
Warum müssen solche Leute auf's Land ziehen, wenn sie die Gegebenheiten auf dem Land nicht mögen. Kühe, Kuhglocken, Hühner, Hähne, Gülle, Traktoren etc. gehören nun mal aufs Land. Diese Menschen sollen gefälligst in der Stadt bleiben und das Landleben so lassen wie es ist.
Es währe intressant zu erfahren woher dieser Nachbarkommt.Wenn " ER " kein Einheimischer ist , was sicher so ist , dann sollte "ER" wieder zurück in die Stadt wohwe "ER" gekommen ist .Leider sind es immer die Zugezogenen aus der Stadt die sich über die Kuhglocken oder die Kirchenglocken ,Kinderlärm, und was alles noch beschweren. Allen denen dieser " Lärm " auch auf die Nerven geht , wünsche ich gute besserung .
Zu diesem Artikel will ich mich als betroffene Familie äussern die jetzt angeklagt wird,unsere Rinder sind nicht nur in dieser Weide,auch wird der erste Schnitt dieser Weide gemät,danach sind die Rinder 4Wochen dort gewesen,zurzeit befinden sie sich in einer andern Weide. Was der Kläger als andere Weiden bezeichnet sind Parzellen die erst ab Mitte September abgeweidet werden dürfen,und die Weiden bei uns auf dem Hof werden von unseren Milchkühen benuzt die morgens und abends gemolken werden,der Kläger soll bitte di Tatsachen richtig stellen,wenns hoch kommt benutzen wir die betroffene Weide ca 7-8 Wochen im Jahr .
Ja mer wössid jo ganz genau wer das da gstört isch, de mensch het doch es problem mit sich selber. Wenns ihn eso stört den söller irgendwo in wald goh wohne.. Aber det störtsen warschendlech au wenn en fuchs belet oder wen es vögeli zwitscheret! Zuneme rindli ghörid eifach glocke!!
Wir hatten das Vergnügen, jeden Herbst, direkt angrenzend an unsere Liegenschaft, inkl. Schlafzimmer, dem beruhigenden Gebimmel der Kuhglocken(Tag und Nacht) zuzuhören. Wir wähnten uns jeweils auf einer Alp und genossen diese Musik. Wir freuten und jeden Herbst aufs neue auf die Kuhglocken. Es gibt doch nichts schöneres, als durch diese Musik in den Schlaf geführt zu werden.
Mein Gott, man kann ALLES übertreiben. Wir wohnen doch auf dem Lande....Brunnengeplätscher stört, Kirchen und Kuhglocken stören. Wir haben weitaus schlimmere Geräusche rundherum! Verstehen tu ich dieses zickige Getue eh nicht.
Ich finde es nicht störend. Es stört mich eher, das Menschen die in solche Gebiete zügeln, sich dann nachher aber darüber beschweren. Dies gilt auch für Kirchenglocken und Fluglärm.

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