Der Metzger im Klassenzimmer

Mi, 23. Dez. 2015

73 Jahre und kein bisschen müde: Kurt Guggisberg kann seinen Ruhestand richtig geniessen. Der rüstige Rentner steht wöchentlich im Schulzimmer und hilft den Viertklässlern beim Lernen.

Ich will als Pensionierter Zeit haben, ich will nicht einer werden, der nie abmachen kann», das hat sich Kurt Guggisberg vorgenommen, als er 2005 in Pension ging. Dieses Vorhaben hat er in den letzten zehn Jahren erfolgreich in die Tat umgesetzt. Einige wenige Termine sind fix in seiner Agenda eingetragen, anderem geht er nach Lust und Laune und Wetterlage nach.
Er könne auch einfach mal nichts tun, sagt er und fügt an: «Dann sitze ich auf dem Sofa und hänge meinen Gedanken nach.» Dabei kämen ihm Erlebnisse aus seinem langen Arbeitsleben und der Kindheit in den Sinn. Einiges schreibt er auf. Diese Memoiren seien für seine drei Söhne gedacht, «flotti Burschte», wie er stolz kommentiert.
Gestern wie heute dasselbe
Einen Termin, den sich Guggisberg fix in die Agenda einträgt, ist sein Engagement in der vierten Klasse bei Patrizia Steiger. Einen halben Tag pro Woche unterstützt er die Lehrerin im Unterricht. Er erklärt, wenn jemand etwas nicht verstanden hat, sorgt für Ruhe und macht im Turnunterricht mit. «Generationen im Klassenzimmer» wird von der «Pro Senectute» angeboten. Dem Projekt liegt die Idee zugrunde, dass Seniorinnen und Senioren als Unterstützung im Unterricht mitwirken und ihre Ideen einbringen. «Drei Generationen gemeinsam im Klassenzimmer», bringt es Guggisberg auf den Punkt. Auf die Idee gebracht hat ihn ein Flyer der «Pro Senectute». «Ich meldete mich und war bereits zwei Tage später engagiert», erzählt er lachend. Seither wirkt er mit viel Begeisterung im Unterricht mit. «Heute wird total anders unterrichtet als noch zu meiner Zeit», vergleicht er. Er habe anfänglich viel nachfragen und sich von den Schülern auch vieles erklären lassen müssen. «Eigentlich geht es ja gestern wie heute um dasselbe. Nur der Weg zum Ergebnis ist ein anderer als früher», kommentiert er.
Seit den Sommerferien betreut er eine neue Klasse. Diese Schüler seien zurückhaltender als jene der vorherigen Klasse, stellt er fest. Ausserdem hielten sie es mit dem Grüssen nicht so wie ihre Vorgängerklasse. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Fest steht, dass er dieses Engagement weiterführt, solange es die Gesundheit zulässt.
Ein Leben lang Metzger
Guggisberg wuchs als Sohn einer Metzgersfamilie in Stäfa auf und lernte der Tradition folgend auch den Beruf des Metzgers. Die Familie konnte 1974 die Metzgerei am Badener Cordulaplatz pachten. Während 20 Jahren führte er gemeinsam mit seinen Eltern und dem Bruder das Geschäft. Weil der Vermieter sich weigerte, die dringend notwendige Sanierung durchzuführen, stellten Guggisbergs 1992 den Betrieb ein. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005 arbeitete er als Chefmetzger bei einem Detailhändler in Schlieren. Nach der Pensionierung half er ein Jahr lang bei seinem Arbeitgeber aus. «Ich liess es noch ein wenig ‹usplämperle›», kommentiert er lachend.
Seit bald zehn Jahren geniesst er den Ruhestand in vollen Zügen. Bei schönem Wetter fährt er seinen Alfa Romeo Spider aus. Wenn es regnet, bastelt er an seinen Modellflugzeugen, fährt mit seiner Ehefrau aus oder unternimmt eine Wanderung mit ihr. Regelmässig geht er walken, und mit dem E-Bike unternimmt er Radtouren. Und da sind noch die fünf Enkelkinder, die gerne ihre Freizeit mit den Grosseltern verbringen.
Für Abwechslung ist gesorgt. «Mir gefällt es hier in Fislisbach, ich muss nicht wegfahren», sagt er. Erst wohnten Guggisbergs im Moosäcker, seit 1994 sind sie in ihrer Eigentumswohnung an der Bollstrasse heimisch. Hin und wieder habe er ein Zipperlein, erzählt er. Aber im Grossen und Ganzen sei er doch ganz zufrieden, «meine Frau schaut mir gut, seit 1969 habe ich diesselbe», fügt er schelmisch lachend an

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