Ein letzter Gruss an einen grossen Unternehmer
08.12.2015 Gewerbe, Nachrufe, Porträt, Region ReusstalWerner Twerenbold hatte sich an jenem Freitagmorgen, dem 27. November, viel Zeit für den «Reussbote» genommen. Vorher gab es aber noch ein zähes Ringen am Telefon. Er wollte nämlich genau wissen, wie die Reportage angelegt war. Am liebsten hätte er wieder abgesagt. Denn er fürchtete, zu sehr in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Twerenbold Reisen ja, aber nicht Werner Twerenbold. Das Unternehmen sei der Star, nicht er selbst.
Das Treffen fand in der Lobby des Unternehmens in Rütihof statt. Hier konnte er 1989 die Vision seines Reiseunternehmens verwirklichen. Twerenbold war mit dem Familienunternehmen, in das er vor 46 Jahren als 23-Jähriger eingestiegen war, von Ennetbaden hierher ins Grüne gezogen. «Der Betrieb war stark gewachsen und hatte sich mit seinen verschiedenen Bereichen stark verzettelt. So konnten wir alles an einem Ort konzentrieren», erklärte Twerenbold seine damaligen Überlegungen.
Das Gespräch begann aber ganz anders. Werner Twerenbold, der im feinen Tuch zum Interview erschien, wusste genau, was er einem Medienvertreter mit auf den Weg geben wollte, der sich bereits einige Reiseprospekte aus dem Regal am Eingang gefischt hatte. «Was wir machen, das ist alles Nischenpolitik», sagte er, um gleich auch noch die Erklärung hinterher zu liefern. «In der Schweiz sind wir die Nummer eins für begleitete Rundreisen.» Und er zählte gleich einige Destinationen auf, wo Twerenbold mit seinen Bussen, seinen Schiffen und mit Flugzeugen anzutreffen ist. Zusammengefasst auf der ganzen Welt. Twerenbold-Busse fahren genauso ans Nordkap oder nach Irland wie nach Russland oder an die Algarve in Portugal. Twerenbold-Schiffe sind auf den schönsten Flüssen Europas unterwegs. Und mit den begleiteten Flugreisen fliegen Twerenbold-Reisende zu allen Kontinenten
Twerenbold und seine Goldklasse
65 Twerenbold-Cars, die bis ins kleinste Detail im gleichen Look daherkommen, befahren die Strassen Europas. Und zwar nicht in der Holzklasse. Twerenbolds Busse sind dünner bestuhlt als andere Cars, damit die Fahrgäste mehr Beinfreiheit geniessen. Carreisen auf Twerenbold-Art, das ist komfortables, mitunter auch luxuriöses Reisen. Als Nischenplayer die besten zu sein, das war stets sein Ziel. Twerenbold durfte für sich in Anspruch nehmen, dies in verschiedenen Sparten der Reisebranche geschafft zu haben, bei den Carreisen und bei den Flussreisen, die er beide in einer neuen Liga angesiedelt hatte. Weg vom Image des billigen Massentourismus, hin zum gepflegten Reisen. Entsprechend dem Motto: «Reisen in gepflegter Gesellschaft.»
Das war in dieser Ausprägung nicht immer so. In 120 Jahren Firmengeschichte kam so einiges zusammen. Hochs und Tiefs. Wirtschaftlich schwierige Zeiten, verursacht durch die beiden Weltkriege und durch technische und gesellschaftliche Veränderungen.
Mehr darüber im Reussbote.