Diese Entscheidung war richtig

Fr, 31. Jul. 2020

Vor fünf Jahren entschied sich der Souverän dafür, dass das Elektrizitätswerk in der Hand der Gemeinde bleibt. Ein Vergleich nach fünf Jahren zeigt: Die Befürchtungen des Gemeinderates, dass der Steuerfuss steigt, haben sich nicht bewahrheitet.

Es war eine hitzige Debatte, die in Niederwil geführt wurde. Soll das Elektrizitätswerk verkauft werden? Genau fünf Jahre ist die Abstimmung mittlerweile her. Der Souverän sagte mit 80 Prozent «Nein» zum Verkauf. Ob die Niederwiler die richtige Entscheidung getroffen haben, lässt sich auch nach der Abstimmung nur schwer beantworten und wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen, schrieb der «Reussbote» damals über das Abstimmungsergebnis. Zeit, diese Frage zu beantworten und eine kleine Bilanz zu ziehen.

Steuerfuss ist tief geblieben
Das Elektrizitätswerk sollte damals für rund 9 Millionen Franken an die AEW verkauft werden. Ein Spitzenpreis. Denn das Angebot lag rund 3,5 Millionen Franken über dem eigentlichen Wert. Im Vorfeld hatte sich aber im Dorf eine Opposition breitgemacht. Sie nahm Stellung, verteilte Flyer und schrieb eifrig Leserbriefe. Sie befürchtete, mit dem Verkauf würden die Stromkosten steigen. Niederwil hatte zu diesem Zeitpunkt einen der tiefsten Stromnetz-Nutzungspreise im ganzen Kanton. Man solle doch langfristig denken und die wichtige Grundinfrastruktur im Besitz der Gemeinde lassen, sagten damals die Gegner.
Der Gemeinderat argumentierte damit, dass er mit dem Erlös eine Steuerfusssenkung erreichen könnte. Eine der grössten Sorgen war nämlich, dass der Niederwiler Steuerfuss bei einem «Nein» steigen würde. Damals hatte Niederwil einen Satz von 99 Prozent. Die Befürchtung: Wenn man das Elektrizitätswerk behalte, würde der Steuerfuss innerhalb eines Jahres auf 104 Prozent steigen. Nach fünf Jahren lässt sich allerdings sagen: Die Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet. Niederwil hat nach wie vor einen tiefen Steuerfuss. Im letzten Jahr lag er bei 94 Prozent, in diesem Jahr bei 99. Der Grund für die Anhebung in diesem Jahr sind u. a. Investitionen und die Bauarbeiten am Schulhaus Riedmatte. Hat sich das «Nein» an der Urne für Niederwil also ausgezahlt? Um diese Frage zu beantworten, müssen die Strompreise verglichen werden. Die Internetseite der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom liefert Antworten. Hier kann man die Tarife einzelner Gemeinden vergleichen und auswerten. Auch wird die Rubrik Netznutzung verglichen. Das sind die Preise, die die Strombezüger bezahlen.
Die Nachbargemeinde Tägerig zum Beispiel verkaufte ihr Elektrizitätswerk im Jahr 2004 an die AEW. Gemäss dessen Gemeindeschreiber Rolf Meier war die Konkurrenzfähigkeit ausschlaggebend. «Damals hatte man keine grosse Auswahl, heute eine ganze Palette. Für eine Gemeinde unserer Grösse war das eine Herausforderung. Die Gemeinde muss sich auch auf andere Geschäfte konzentrieren können.»

Es zahlt sich aus
Der Vergleich der Netznutzung von 2019 zwischen Niederwil und Tägerig zeigt, dass die Netznutzung von Niederwil bei 5,74 und von Tägerig bei 9,33 Rappen lag. 2018 lagen die Preise ähnlich verteilt: In Niederwil 5,9 und in Tägerig 9,41 Rappen. Die Gemeinde Stetten, deren Elektrizitätswerk von der AEW betrieben wird, zahlt gleich viel wie Tägerig. Vor 2015 sahen die Unterschiede der Gemeinden ähnlich aus. Daten aus dem Jahr, bevor die AEW das EW in Tägerig übernommen hat, gibt es auf der Bundeswebseite nicht. Gemeindeammann Walter Koch sagte damals nach der Abstimmung, dass der Souverän die Entscheidung mit Herz getroffen habe. Für Niederwil zahlt sich das im wahrsten Sinne des Wortes aus. (wa)

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