Im Beruf mag sie es heiss — in der Freizeit eisig
28.08.2020 Niederwil, FreiamtIhre Energie und Fröhlichkeit sind ansteckend. Was sie in die Hand nimmt, macht sie mit viel Herzblut und noch mehr Engagement. Nebst ihrem Beruf als Bäckerin-Konditorin betreibt sie als Hobby Eistanz und ist Leiterin des Seniorenteams. Ein Leben ohne Aktivität wäre für ...
Ihre Energie und Fröhlichkeit sind ansteckend. Was sie in die Hand nimmt, macht sie mit viel Herzblut und noch mehr Engagement. Nebst ihrem Beruf als Bäckerin-Konditorin betreibt sie als Hobby Eistanz und ist Leiterin des Seniorenteams. Ein Leben ohne Aktivität wäre für sie langweilig.
Was sie in die Hände nimmt, verwandelt sie in kleine Kunstwerke. In ihrem Haus auf dem Esszimmertisch liegt Bastelmaterial immer griffbereit. Hier entstehen mit viel Liebe Glückwunschkarten für die Senioren von Niederwil und Nesselnbach, die einen runden Geburtstag feiern. Roswitha Bernath (54) geht jeweils mit jemandem aus dem Seniorenteam bei den Jubilaren vorbei und überreicht die ebenfalls von ihr verpackten Geschenkkörbe. Wegen Corona war sie in diesem Jahr meist alleine unterwegs. Sie stellt den Geschenkkorb vor die Türe, klingelt und tritt dann zwei Meter zurück. Die Meisten der Jubilare würden sich sehr über den Besuch zwischen Tür und Angel freuen. Bernath hat stets ein offenes Ohr. «Eine Jubilarin erzählte mir während des Lockdowns, dass ihre Tochter aus Deutschland zu Besuch sei», sagt sie. Da ich das nicht glauben konnte, die Grenzen waren bereits geschlossen, lieferte sie die Erklärung. Die Tochter sei gerade noch vor dem Lockdown zu ihr gekommen, da sie dachte, die Mutter könne weniger gut alleine bleiben als der Mann. Solche Erlebnisse mit den Senioren beflügeln Bernath und laden ihren Energiespeicher wieder für Neues auf.
Konfitüren mit Spezialrezepten
Das Seniorenteam führt während dem Jahr verschiedene Anlässe, wie die Seniorenfasnacht oder -theater in der alten Turnhalle, durch. Dazu gibt es diverse Tanz-, Spiel- und Jassnachmittage. Die meisten Anlässe fielen coronabedingt ins Wasser. So musste Bernath im August auch den Grillanlass in der Schützenstube kurzfristig absagen. Für alle Senioren, die sich bereits angemeldet hatten, lieferte Bernath das Tischgeschenk als Trostpflaster nach Hause. So kamen diese trotzdem in den Genuss ihrer selbstgemachten Spezialkonfitüren. Die Rezepte hat sie teilweise von ihrem ehemaligen Chef bekommen und weiterverfeinert. Bei ihr gibt es nicht einfach Erdbeerkonfitüre. Sie gibt noch einen Schuss Champagner dazu. Die Quittenkonfitüre verfeinert sie hingegen mit Orangensaft. Die himmlischen Kreationen füllt sie in kleine Gläser ab. Für Geburtstage arrangiert sie die «Gläsli» zu einer Zahl. Wer Bernath kennt, weiss, dass sie auch die Konfitürengläser speziell dekoriert. «Ich brauche für die Verpackung länger, als für die Herstellung der Konfitüre», sagt sie. So erhält jede Konfitüre eine Stoffabdeckung mit einem Kleber, Bändchen und Beschriftung. Jeweils zwei ihrer Konfitürengläser sind auch im Geschenkkorb für die Niederwiler Jubilare enthalten.
Für Weihnachten 100 Kilo Guetzli
Backen ist die grosse Passion von Roswitha Bernath. Deshalb lernte sie in ihrer früheren Heimat Österreich Bäckerin-Konditorin. Bereits um 5 Uhr steht sie in der Backstube in Frick. Trotzdem liebt sie ihren Beruf bis heute. Auch in ihrer Freizeit kann sie nicht genug vom Backen kriegen. 100 Kilogramm Guetzli mit 40 verschiedenen Sorten bäckt sie jeweils für Weihnachten. Sorten wie Mailänderli oder Zimtsterne sucht man bei ihr vergeblich. Dafür gibt es bei ihr Burgenländer Kekse oder Vanillekipferl. Bereits Mitte November fängt sie mit den Vorbereitungen an. So kommen wegen des Aromas nur selbst geröstete Nüsse in ihre Teige. Viele Niederwiler bestellen bei ihr jedes Jahr Guetzli. Der Rest wird an Freunde und Bekannte verteilt.
Beim Eistanz schmelzt sie dahin
Es ist kaum zu glauben. Bis 2013 konnte Roswitha Bernath nicht Eis laufen. Doch dann wagte sie sich aufs Eis. Dazu dreht sie nicht einfach nur im Winter ein paar Runden in einer Halle. Sie begann von Grund auf Eistanz zu erlernen. Bis heute trainiert sie nach ihrer Arbeit bis viermal pro Woche in Reinach, in Heuried und im Winter auf der offenen Eisbahn Dolder in Zürich. Sie liebt es zur Musik die Schrittfolgen im richtigen Takt auf das Eis zu zaubern. Kürzlich war sie eine Woche in einem Eistanz-Trainingslager in Scuol. Vor Ort war auch ihr Trainer Jan Luggenhölscher. Er war Deutscher Juniorenmeister im Eistanzen. Bei ihm lässt Bernath im Einzelunterricht ihre Technik verfeinern.
Wandern und Fahrrad fahren
Einmal pro Monat begleitet sie die Seniorenwandergruppe. Sie macht da jeweils die Fotos, die sie auf der Homepage seniorenteam.org publiziert. Ihr Mann Ralph Bernath betreut die Homepage.
Wandern ist auch in der Freizeit ein grosses Thema bei Bernath. Sie geht gerne an verschiedene Läufe, wie der Rigilauf. Dieses Jahr fiel er wegen Corona aus. Nächstes Jahr will sie wieder an den Start. Sie erlebte bei den 65 Leistungskilometern Regen und Schnee, aber auch wunderschöne Sonnenaufgänge. Dieses Wochenende geht sie mit ihrer jüngeren Tochter nach Grindelwald. Sie werden zusammen das Faulhorn besteigen.
Mit einer Nachbarin unternimmt sie gerne Fahrradtouren. 100 Kilometer werden mit reiner Muskelkraft zurückgelegt. Bei so viel sportlicher Aktivität und sozialem Engagement, wären viele davon ermüdet. Nicht so Bernath. Sie schöpft daraus neue Energie und ist erst noch fit wie ein Turnschuh.
Debora Gattlen

