Ein Ort des Friedens und nicht des Grauens

Fr, 30. Okt. 2020

Monika Huber ist seit 10 Jahren Friedhofwartin. Sie sorgt dafür, dass der Friedhof gepflegt aussieht

Seit zehn Jahren ist ihr Arbeitsort der Friedhof. Für Monika Huber ein Ort der Ruhe. Berührungsängste mit dem Tod kennt sie nicht. Sie erzählt, was ihr an ihrer Tätigkeit gefällt.

Am Sonntag ist Allerheiligen. Der Friedhof wird dafür herausgeputzt. Gärtner ersetzten den Grabfloor und schmücken die Urnenwand mit Herbst- und Winterblumen. Monika Huber (49) ist als Friedhofwartin ebenfalls gefordert. Bis am Sonntag beseitigt sie mehrmals die unzähligen Blätter, die von den alten Bäumen auf den Friedhof fallen – eine Sisyphusarbeit. Davon lässt sich Huber nicht entmutigen. Ihr zuverlässiger Helfer: Der Laubbläser. Damit bläst sie Tausende von Blättern auf der Wiese, den Kieswegen und von den Gräbern in die Ecken des Friedhofs. «Es kam vor, dass ich eine Runde mit dem Laubbläser um den Friedhof gemacht habe und beim Ausgangsort bereits wieder Laub lag», sagt sie.

Laub als Grüngut und Igelburg
Von den Laubmassen lässt sich Huber inzwischen nicht mehr entmutigen. Das war zu Beginn ihres Arbeitsantritts vor zehn Jahren noch anders. Die farbenprächtige Blattflut wollte sie damals bis auf das letzte Blatt beseitigen. Inzwischen weiss sie – ein Ding der Unmöglichkeit. Kommt der Frost, werfen die Bäume von alleine die letzten Blätter ab und sie kann die Arbeit in Ruhe beenden. Der grösste Teil des zusammengenommenen Laubes landet im Grüngutcontainer hinter der Friedhofmauer. Einen Teil aber häuft Huber in einer Hecke hinter der Sitzbank an. Hier gibt es lebende Bewohner des Friedhofs. Es sind Igel, die geschützt in den Laubhaufen überwintern. Im Sommer stellt Huber ihnen in einem Hundenapf frisches Wasser hin. Die stacheligen Gesellen danken es ihr, indem sie Schnecken fressen und so den Blumenschmuck der Gräber vor Schneckenfrass schützen.

Arbeit kann sie frei einteilen
Huber bewarb sich vor zehn Jahren für die freigewordene Stelle als Friedhofwartin. Sie bekam die Teilzeitstelle. Für sie ein Glücksfall. Als Mutter eines inzwischen fast erwachsenen Sohnes konnte sie sich ihre Arbeit frei einteilen. Das schätzt sie bis heute. Entgegen kommt ihr auch der kurze Arbeitsweg. Sie wohnt nur ein paar Häuser weiter. So ist sie schnell zur Stelle, wenn der Rasen gemäht, das Laub entfernt oder die Blumen auf den Gräbern und der Urnenwand im Sommer gegossen werden müssen. Steht eine Beerdigung an, stellt sie, wenn gewünscht, den Behälter mit Weihwasser und eine kleine Schaufel für die Trauergäste bereit. Bei einer Beisetzung in der Urnenreihenwand arrangiert sie vorgängig die Blumen und verschliesst im Anschluss die Nische mit dem gravierten Deckel.

Urnen holt sie ab und stellt sie auf
Vor einer Urnenbestattung holt Huber diese auf der Gemeinde ab. Die Urne wird vom Krematorium dorthin überbracht. Je nach Wunsch der Hinterbliebenen stellt Huber die Urne in der Kirche, direkt in der Urnenreihenwand, beim Urnengrab oder Gemeinschaftsgrab bereit. Für die Friedhofwartin ist das inzwischen ein ganz normaler Teil ihrer Tätigkeit. Wichtig ist ihr, dass sie sie respektvoll verrichtet. «Es ist ein letzter Dienst an den Verstorbenen», sagt sie. Mit dem Ausheben der Gräber hat sie nichts zu tun. Diese Arbeit erledigt der Friedhofsgärtner. Froh ist sie, dass sie in ihrem Beruf nicht während den Beerdigungen vor Ort sein muss. Trotzdem bekommt sie mit, wer zu Grabe getragen wird. Nahe geht es ihr, wenn es sich um eine junge Person oder gar um ein Kind handelt. Während ihrer zehnjährigen Amtszeit wurden zwei Kinder bestattet. Zum Glück gebe es aber mehr positive Seiten in ihrem Beruf. Sie schätzt auch Gespräche mit Hinterbliebenen, die die Gräber besuchen. Als Monika Huber vor zwölf Jahren nach Niederwil gezogen war, konnte sie so leichter Kontakte aufbauen. Dadurch weiss sie heute auch, welche Familien miteinander verwandt sind.
Aktuell ist ihr wichtig, dass der Friedhof bis am Sonntag hergerichtet ist. Nach dem Gottesdienst werden die frisch bepflanzten Gräber nicht nur besucht, sondern auch gesegnet.

Debora Gattlen

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