FCF kam erst nach harzigem Start auf Touren

Fr, 13. Nov. 2020

Fussball 2. Liga, Bilanz: Christian Jäggi ist mit den Resultaten in der unterbrochenen Meisterschaft zufrieden

Während einigen Jahren war der FC Fislisbach eine klassische Liftmannschaft. Dreimal ist der Verein in den letzten Jahren in die 2. Liga auf- und sogleich wieder abgesteigen. Nach dem neuerlichen Aufstieg vor anderthalb Jahren hat sich das Team vom Esp in der 2. Liga etabliert.

Nach dem neuerlichen Aufstieg des FC Fislisbach, hat sich auf dem Esp Erstaunliches getan. Der Vertrag des Aufstiegstrainers Diego Brühwiler wurde nicht mehr verlängert. Mit Christian Jäggi kam ein Trainer, der seine Meriten in erster Linie im Frauenfussball abverdient hatte. Allerdings kam er mit einem Leistungsausweis aus dem Leistungsfussball der Frauen. Er trainierte Teams bei den Zürcher Grasshoppers und dem FC Basel. Jäggi, der beruflich bei der Kriminalpolizei in Basel arbeitet, ist ein Fussballverrückter im positiven Sinne. Er bereitet seine Übungseinheiten akribisch vor, überlässt nichts dem Zufall. Aber auch er musste zuerst damit leben lernen, dass im Amateurfussball nicht die gleichen Massstäbe gelten, wie im Leistungsfussball. Die Spieler betreiben ihren Sport als Hobby. Schule, Beruf und private Dinge sind oft wichtiger als der Fussball. Jäggi wusste sich anzupassen, ohne dass er sich gleich hätte verbiegen müssen. Und er vermochte seine Spieler an die Leistungsgrenze gewisser Protagonisten heranzuführen.
Vor anderthalb Jahren übernahm der langjährige Stammspieler und Kapitän der ersten Mannschaft, Christian Umbricht, das Amt des Sportchefs. Er liess sich und seine Vorstandsmitglieder von Christian Jäggi überzeugen, mit Ramona Armuzzi erstmals eine Frau in den Trainerstaff zu holen. Jäggi, der mit Armuzzi schon bei den Zürcher Grasshoppers zusammengearbeitet hatte, sprach von ihr als eine «Ikone des Frauenfussballs.» Die Spieler empfingen die eher kleingewachsene Trainerin mit skeptischer Zurückhaltung auf dem Esp. Doch es dauerte nur wenige Übungseinheiten, bis sie merkten, dass da eine gekommen ist, die etwas vom Geschäft versteht. Ramona Armuzzi hat neue Trainingsformen und auch einen etwas anderen Stil im Umgang mit den Spielern nach Fislisbach gebracht.
Zudem hat Christian Umbricht mit Lukas Hövel und Brian Bosshard zwei Spieler vom freiwillig abgestiegenen FC Wettingen aufs Esp gelotst. Zwei Spieler mit 2.-Liga-Inter-Erfahrung.

Start ging gründlich in die Hosen
Zwar war der Start in die nun unterbrochene Meisterschaft alles andere als berauschend. Es begann mit einer 2:3-Niederlage beim FC Rothrist. Ramona Armuzzi hätte damals am liebsten in die Trainerbank gebissen. Denn ihr Team schoss sich beinahe selbst ab. Zwei haarsträubende Verteidigerfehler besiegelten die Niederlage im Auftaktspiel. Es war aber schon damals ersichtlich, dass diese Mannschaft noch viel Luft nach oben hatte, wenn die Automatismen erst einmal zusammenpassen würden. So durfte man auf das erste Heimspiel in der dritten Augustwoche gegen den FC Schönenwerd-Niedergösgen gespannt sein. Gegen dieses Team gewannen die Fislisbacher ein Jahr zuvor im Finalspiel die Aargauer 3.-Liga-Meisterschaft. Allerdings tauchten sie darauf gegen den Mitaufsteiger auswärts 0:5. Diese Schlappe wollten die Fislisbacher auswetzen. Dieser Versuch ging allerdings fürchterlich daneben. Der FC Fislisbach brachte nach vorne kaum etwas Brauchbares zustande. Er dominierte das Spiel zwar weitgehend. Doch auch Christian Jäggi und Ramona Armuzzi mussten erkennen, dass Ballbesitz alleine noch lange keine Früchte trägt. Ihr Team ging sangund klanglos 1:5 ein. Es war eine Klatsche, die ganz offensichtlich wie ein Weckruf übers Esp wehte. Im dritten Spiel ging es nach Sarmenstorf. Ausgerechnet. Denn die Sarmenstorfer sind bekannt als physisch robuste Mannschaft, die zu Hause kaum zu bezwingen sind. Doch was geschah? Die Fislisbacher grätschten und frästen als stünden sie bereits vor dem Abgrund. Goalie Dominic Nussbaumer spielte mit vier Armen und hielt die unmöglichsten Bälle. Die Fislisbacher frassen Gras und belohnten sich nach hartem Kampf mit einem 3:2-Auswärtssieg. Es war die Initialzündung für einen Steigerungslauf mit fünf Siegen und vier Unentschieden. Das ergibt 19 Punkte und Rang sechs in der Zwischenabrechnung.

Was die Trainer dazu sagen
Der «Reussbote» hat bei Trainer Christian Jäggi und Ramona Armuzzi nachgefragt und um eine Einschätzung der unterbrochenen Meisterschaft gefragt.

«Reussbote»: Wie ist eure Bilanz aus Trainersicht nach der Vorrunde?
Christian Jäggi: Mit dem 6. Tabellenrang und dem Überwintern im Cup bin ich zufrieden und entspricht unseren Erwartungen. Es wäre sogar noch eine bessere Platzierung drin gelegen, wenn wir eine grössere Effizenz vor dem gegnerischen Tor an den Tag gelegt hätten. Dort müssen wir den Hebel in der Rückrunde ansetzen. Schade, dass die letzten beiden Meisterschaftsrunden coronabedingt nicht mehr gespielt werden konnten.

◆ Konntet ihr eure Vorstellungen umsetzen?
Wir hatten einige Ab- und Zugänge zu verzeichnen. Die Mannschaft musste sich zuerst finden und die neuen Spieler die Spielidee des Trainers verstehen. Die ersten beiden Meisterschaftsspiele gingen prompt verloren, danach konnten die Spieler das Verlangte umsetzen und wir starteten eine Serie von acht Siegen und zwei Unentschieden.

Was waren die Highlights und was die Tiefpunkte aus sportlicher Sicht?
Sportliche Highlights waren die Spiele in welchen wir gegen etablierte 2. Liga-Mannschaften gespielt haben und in diesen selbstbewusst aufgetreten sind, das Spielgeschehen und das Tempo diktierten. Ein Tiefpunkt war die 1:5-Niederlage gegen den FC Schönenwerd-Niedergösgen. Trotz 80 Prozent Ballbesitz war es uns nicht gelungen Lösungen nach vorne zu finden und defensiv haben wir fürchterliche Fehler begangen.

Konntet ihr einzelne Spieler weiterentwickeln, so wie ihr euch das vorgestellt habt?
So ziemlich alle Spieler haben sich in dieser Vorrunde weiterentwickelt. Einige etwas mehr als andere. Die Spieler haben zugelegt im taktischen Verständnis, technischen Fertigkeiten oder sind im mentalen Bereich gereift.

Wie haben die Spieler mitgezogen?
Die Spieler haben sehr gut mitgezogen. Nach dem wir die ersten beiden Meisterschaftsspiele verloren hatten, haben alle im Training noch mehr Einsatz gegeben. So haben wir den Turnaround geschafft und den Grundstein für die Ungeschlagenheitsserie gelegt.

Wie sieht euer Winterprogramm aus in Sachen Training und Vorbereitung?
Coronabedingt ist es momentan nicht erlaubt zu trainieren. Wie lange dieser Zustand anhält, ist nicht bekannt. Geplant ist, dass wir Ende Januar den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. Schön wäre es, wenn wir Ende Februar wieder für eine Woche ins obligate Trainingslager in den Süden gehen könnten.

Was sind eure Ziele für die Meisterschaftsrückrunde?
Ziel ist es als Team weiter zu reifen und die Spieler weiterzuentwickeln. Wir möchten den Zuschauern weiterhin attraktiven Offensivfussball bieten und versuchen nochmals an die Tabellenspitze heranzukommen.

Bei Ramona Armuzzi nachgefragt
Noch eine ganz persönliche Frage an Ramona Armuzzi: Sie sind nach langen Jahren im Frauenfussball als  Trainerin zum FC Fislisbach gestossen. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach Ihren ersten Monaten im Männerfussball aus?
Als Trainerin bin ich hauptsächlich Motivatorin und gebe das weiter was ich selber liebe. Ich freute mich darauf, im Männerfussball neue Erfahrungen zu sammeln, Resultate und Feedbacks von den Trainingseinheiten zu bekommen. Dank meinen neuen Teamkollegen den drei Christians (Cheftrainer Christian Jäggi, Co-Trainer Cristian Iglesias, Sportchef Christian Umbricht) und Masseur Roger Rey, hatte ich einen herzlich-kameradschaftlichen Einstieg, welcher auf Augenhöhe erfolgte. Dank der Mannschaft, habe ich für mich persönlich eine neue Anerkennungsstufe im Fussball erleben können. Ihre Akzeptanz einer Frauen-Trainerin gegenüber, die nach ihrem Können und nicht nach ihrem Geschlecht bewertet wird, ist mein privates Highlight nach über 25 Jahren im Frauenfussball. Das Vertrauen der Mannschaft hat alle bestärkt und uns auf vielversprechenden Kurs gebracht. Nach einem mühevollen Einstieg in die Meisterschaft, war das Team weiter motiviert Neues auszuprobieren und war offen für andere Trainingsübungen. Der Wechsel hat sich meiner Meinung nach gelohnt. Als Trainerin habe ich neben einem neuen Lernfeld, interessante Impulse bekommen – und ein tolles Team kennengelernt. Ich freue mich auf die Rückrunde.

Beat Gomes

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