Frostschäden: Totalausfall an Aprikosen

Di, 04. Mai. 2021

Der Saumhof bewirtschaftet 770 Aren Obstfläche. Anfangs April schützten 300 Frostkerzen die Obstbäume

Bei den Aprikosen sieht es schlecht aus. Auf dem Saumhof ist die ganze Aprikosenernte 2021 dem Frost zum Opfer gefallen. Dank 300 Frostkerzen konnten aber die Kirschblüten überleben. Die Kirschenernte wird wohl gut ausfallen.

Die Aprikosen vom Saumhof aus Künten sind bei der Kundschaft beliebt. Sie werden von Marietta und Andreas Seeholzer reif gepflückt und direkt in ihrem Hofladen verkauft. Die Früchte sind zuckersüss und vollaromatisch, wie sie beim Grossverteiler niemals zu finden sind. «So reife Aprikosen können nicht transportiert werden, ohne dass sie Schaden nehmen», sagt Marietta Seeholzer. Dieses Jahr muss die Kundschaft darauf verzichten. So wie auch die Walliser und Aprikosen aus Frankreich zum grössten Teil dem Frost zum Opfer fielen, ist es auch bei den Aprikosen vom Saumhof. «Die Aprikosenbäume trieben dieses Jahr sehr früh aus», sagt Seeholzer. Das wurde ihnen zum Verhängnis. Die Blüten waren voll geöffnet, als der Frost Anfang April einsetzte. Da halfen auch die aufgestellten Frostkerzen nichts. Die Blüten starben ab. An den 120 Bäumen sind nur vereinzelt Fruchtansätze zu sehen. Die Aprikosen machen einen weniger grossen Teil des Obstanbaus auf dem Saumhof aus. Auf den 71 Aren mit Kirschbäumen sieht es zum Glück besser aus. Die frühen Sorten konnten dank den 300 Frostkerzen vor der eisigen Kälte geschützt werden. Als nach zwei Tagen die Bise nachliess, sorgte das ausgefahrene Regendach für zusätzliche Wärme. Aktuell blühen spätere Sorten. Für die nächsten Tage wird gemäss Wetterprognosen kein Spätfrost mehr folgen. Die Kirschenernte 2021 wird mit grosser Wahrscheinlichkeit wohl gerettet sein. 2017 kam es wegen dem Frost zu einem Totalausfall.

Mellinger Kirschen (wohl) gerettet
Nicht nur der Frost kann dazu führen, dass sich kein Fruchtansatz bei Obstbäumen bildet. Sind die Temperaturen zu kalt, fliegen bestäubende Insekten, wie Bienen und Hummeln nicht. Obstbauer Geri Busslinger, Mellingen, hofft deshalb, dass die Temperaturen bald wieder steigen, damit seine Bienen die jetzt in Blüte stehenden Bäume bestäuben. Die Bienenstöcke sind seine zweite Leidenschaft. Er übernahm sie mit 16 Jahren von seinem Grossvater. Später kamen die Obstbäume dazu. Für ihn eine perfekte Symbiose. Trotz vielen fleissigen Bestäubern musste auch er anfangs April um die künftige Kirschenernte bangen, (der «Reussbote» berichtete). Dank verschiedenen Kirschensorten, diese blühen zu verschiedenen Zeiten, kam er in den Frostnächten mit 100 Frostkerzen aus. «Wie es aussieht, kamen auch die frühen Sorten ohne Schäden davon», sagt Busslinger. Ganz sicher könne er das erst in zwei Wochen sagen, wenn der Fruchtansatz sich gebildet hat. Spannend findet er, dass sein einziger Aprikosenbaum ohne Frostschaden davonkam.

Regionale Unterschiede sind gross
«Wir sind glimpflich davongekommen», sagt auch Landwirt Thomas Koch aus Stetten. Er hat wegen seinem legendären «Öpfifest» den Übernamen «Öpfi». Das Fest findet wegen Corona erst wieder 2022 statt. Koch hat vor allem Apfel- und Birnbäume. Ein alter Hochstammkirschenbaum fiel letztes Jahr der Bautätigkeit im Dorf zum Opfer. Inzwischen pflanzte er für seinen Sohn Florian einen neuen Hochstammkirschbaum. Dieser steht jetzt zum ersten Mal in voller Blüte. Da es sich um eine späte Sorte handelt, waren diese nicht gefährdet. Glück hatte er auch bei seinen anderen Obstbäumen. Anfangs April hatten die meisten Apfelbäume ihre Blüten noch fast zu. Trotzdem stellte er für empfindliche Sorten wie Jonagold und Gala, 15 Frostkerzen mit Holzbefeuerung auf. Bis jetzt konnte er keine Frostschäden entdecken. Auch bei Kontrollen an Kirschbäumen von Kollegen im Dorf, er schneidet diese jeweils im Winter, war kein Schaden zu sehen. Anders sah das 2017 aus. Damals hatte er wegen des späten Frosts ebenfalls einen Totalausfall. «Der Frost ist regional, von Dorf zu Dorf verschieden», sagt er. «Dieses Jahr hatte Stetten Glück.»

Debora Gattlen

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