Andy Steger hat es wieder getan — und wie!
09.07.2021 SportRadsport: Er ist 66 und nahm zum zweiten Mal an der «Chasing Cancellara» von Bern nach Andermatt über 210 Kilometer teil
Bei Andy Steger ist es wie mit einem guten Wein: je älter umso besser. Der 66-Jährige aus Niederrohrdorf ist zum zweiten Mal zur «Chasing ...
Radsport: Er ist 66 und nahm zum zweiten Mal an der «Chasing Cancellara» von Bern nach Andermatt über 210 Kilometer teil
Bei Andy Steger ist es wie mit einem guten Wein: je älter umso besser. Der 66-Jährige aus Niederrohrdorf ist zum zweiten Mal zur «Chasing Cancellara» von Bern nach Andermatt gestartet. 210 Kilometer über die Pässe Grimsel, Nufenen und Gotthard. Steger erreichte das Ziel auf einem Spitzenrang.
Andy Steger steht im gleissenden Sonnenlicht vor dem Hotel Radisson Blu in Andermatt. Auf der Brust baumelt eine Gedenkmedaille. Umgehängt wurde sie ihm von keinem geringeren als Fabian Cancellara, der, nach seiner erfolgreichen Karriere, die Rennserie ins Leben gerufen hat, die seinen Namen trägt. Die «Chasing Cancellara» umfasst aktuell sechs über die Saison verteilte Rennen, die gut trainierten «Hobby-Gümmelern» offen steht. Eines dieser Rennen führt von Bern nach Andermatt. Eine nahrhafte Strecke, die über die Pässe Grimsel (2164 Meter ü. Meer), Nufenen (2478 m) und sozusagen als Dessert zum Schluss die legendäre «Tremola» hoch über den Gotthard (2106 m), hinunter nach Andermatt führt. Bei der ersten Austragung im letzten Jahr, wäre Steger auf dem Rad beinahe erfroren. Dennoch biss er sich durch und kam total erschöpft im Ziel in Andermatt an. Letzten Freitag aber hatte Petrus ein Einsehen mit den Akteuren. Die Verhältnisse, so erzählt Steger, seien geradezu «traumhaft schön» gewesen.
Roger Aerne als Helfer
Es war noch dunkel in Bern, als Steger um 03.40 Uhr in der Früh in einer Vierergruppe startete. Während der ersten 35 Kilometer bis zum ersten Verpflegungsposten in Buchen war Windschattenfahren erlaubt. Von da ab war ein jeder Fahrer auf sich allein gestellt. Allerdings war Andy Steger, im Gegensatz zum letzten Jahr, nicht allein. Roger Aerne, Gemeinderat in Wohlenschwil, selbst während vielen Jahren ein leidenschaftlicher Hobbysportler, war als persönlicher Betreuer auf der Strecke unterwegs. «Das war eine unglaublich wertvolle Unterstützung», sagt Steger. Aerne habe wohl an diesem Tag mit dem Auto mehr Kilometer gefahren, als er selbst. «Er stand jeweils an jedem Verpflegungsposten mit Getränken und Essen bereit.»
Steger hat jetzt einen Sponsor
War Steger bei seiner ersten Teilnahme noch als «Einzelmaske» unterwegs, so fuhr er in diesem Jahr als Mitglied des «Meisel Racing Team». Teambesitzer ist Reto Meisel, Mercedes-Garagist in Leuggern. Meisel selbst ist ein angefressener Autorennfahrer, der mit seinen Boliden an Bergrennen teilnimmt. Mittlerweile, so erzählt Steger, sei aber auch er vom «Velo-Virus» infiziert. So eine Herausforderung sei mit einem Team im Rücken wesentlich leichter, als wenn man sich alleine über die Pässe quält. Der Betreuer Roger Aerne war im Begleitauto über eine App ständig im Bilde darüber, wo sich Steger auf seinem Rennrad gerade befand. Die Regeln aber sind streng. Die Fahrer dürfen sich zum Beispiel nicht an einem Begleitfahrzeug festhalten. Sie müssen die normalen Verkehrsregeln befolgen. Andernfalls werden sie von der Rennleitung mit Zeitstrafen belegt oder gar aus dem Rennen ausgeschlossen. Dazu gehört am Rennende auch eine Dopingkontrolle. Für Andy Steger ist das alles kein Problem. Er ist ein Fahrer aus Leidenschaft. Die Zeit und der Schlussrang stehen bei ihm nicht im Vordergrund. Aber natürlich ist auch er ehrgeizig genug, um möglichst alles aus sich herauszuholen. Dafür trainiert er bis zu fünfmal pro Woche. Mit seinen 1,83 Meter Körpergrösse und 70 Kilo Gewicht verfügt er über geradezu ideale Voraussetzungen, um gut über die Pässe zu kommen. Wie fit er ist, zeigt sich auch daran, dass er sich vier Tage nach dem Rennen wieder vollständig erholt zeigte.
Nächste Herausforderungen im Auge
Und er spricht bereits von den nächsten Herausforderungen. Am 31. Juli will er bei der ebenfalls zur Cancellara-Serie gehörenden «Dillier Classic» (genannt nach dem Profirennfahrer Silvan Dillier) rund um Gippingen teilnehmen. Dort sind 85 Kilometer mit rund 2200 Höhenmeter zu absolvieren. Für den Rentner von Rohrdorf ein Klacks. Auf der Strecke von Bern nach Andermatt waren rund 4500 Höhenmeter zu bezwingen. Als ob das nicht genug wäre, hat sich Steger den 27. August zum Ziel gesetzt. Dann wird er am ultraschweren Rennen über 280 Kilometer von Zürich nach Zermatt teilnehmen. Auch dieses Rennen gehört zur Cancellara-Serie. Dort sind 6500 Höhenmeter zu bewältigen.
Übrigens: Andy Steger klassierte sich letzten Freitag in Andermatt als Vierter seiner Alterskategorie. Es fehlten nur wenige Minuten zum 3. Platz. Unter den beinahe 400 Teilnehmern erreichte er insgesamt den 75. Rang.
Beat Gomes