Erschreckende

Di, 13. Jul. 2021

Zur Mail-Affäre Fessler:
Da ich mich selber als recht reflektierten Menschen zu bezeichnen wage und ab und zu auch vor meiner eigenen Tür wische, wo es nicht sehr schmutzig ist, erlaube ich mir nun, mit dem «verbalen Zweihänder» nun auf Leute loszugehen, die offensichtlich bemüht sind, die Fehler (und nicht den Fehler!) von Roger Fessler zu verharmlosen.
Roger Fessler bezeichnete sich selber als «sachlichen Whistleblower», der «verschiedenen Medien» anonyme Mails zukommen liess, um auf «Missstände» aufmerksam zu machen und der halt «schlecht beraten» wurde. Offensichtlich haben einige Medien ihm das etwas blauäugig abgekauft ohne sich zu fragen, ob diese Missstände nicht in der Person von Stadtrat Fessler selber zu suchen sind.
Für mich ist das mehr als nur beschönigend, da Fessler (seit mehr als eineinhalb Jahren!) nicht nur mittels Unwahrheiten andere Menschen anschwärzte, sondern er hat auch verschiedene Privatpersonen mit seinen Mails zum Teil massiv belästigt, wenn nicht gar bedroht! Wenn ich mich schuldig mache, kann ich mich nicht «ent-schuldigen». Das funktionierte formell nur in der katholischen Kirche während des Ablasshandels. Ich kann die Verantwortung für mein Fehlverhalten übernehmen («Ich habe mich schlecht beraten lassen», wäre dann der korrekte Satz) und ich kann Betroffene um Verzeihung bitten. Das wäre dann wahre Grösse. Ob er das bei anderen Betroffenen geschafft hat, entzieht sich meiner Kenntnis, bei mir persönlich oder bei der «IG-Impuls-Mellingen21» ist noch keine derartige Aussage eingetroffen. Die Fehler, die er begangen hat, haben nicht nur «in erster Linie ihm selbst geschadet», wie die Herren Lüthi und Venditti meinen, sondern neben aussenstehenden Personen auch ganz stark seiner Familie. Vielleicht bin ich etwas zu einfach gestrickt, um mir solche Handlungen eines Familienvaters anders als mit Dummheit oder/und Selbstüberschätzung erklären zu können. Und vor wenigen Wochen hat die ehemalige Gemeinderätin aus Fislisbach, Vanessa Kleeb, in dieser Zeitung klar beschrieben, was von solchem Tun zu halten ist. Und die Vermutung sei erlaubt, dass Roger Fessler noch lange so weitergemacht hätte, wäre er nicht auf diesbezügliche Recherchen aufmerksam (gemacht?) worden.
Doch nun zu einem weiteren, vielleicht gar grösseren Problem, zur Verharmlosung: Ich finde es skandalös, wenn SVP-Kantonalpräsident Glarner in der «AZ» verkündet, ein solches Tun sei kein Grund, aus dem Grossrat auszutreten. Anderen Menschen Schaden zuzufügen scheint für ihn wohl nur ein Kavaliersdelikt zu sein. Diese ethisch und moralisch äusserst fragwürdige Haltung ist in dieser Partei regelmässig anzutreffen. Sei es in Messerstecherplakaten, für welche die Urheber zu Recht gebüsst wurden, sei es
in Schäfchenplakaten, für welche die Schweiz internationale Kritik erntete, sei es in echten Exekutionsvideos, welche eine junge SVP Basel für ihren Wahlkampf auf ihre Homepage stellte oder sei es durch einen Poltererbundesrat, welcher nicht nur wegen mangelndem Leistungsausweis abgewählt wurde. Auch sei die Frage erlaubt, warum Medien auf anonyme Mails eingehen und ziemlich verantwortungslos Nachrichten ungeprüft weiterverbreiten. Es wäre an der Zeit, den moralischen Kompass neu auszurichten.

Urs Weber, Scheunengasse, Mellingen

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