Können Steg und Fähre nebeneinander bestehen? Ja, sagen der Gemeindeammann und «Fährimaa» Tellenbach
Zwei Männer machen ein Versprechen: Der «Fährimaa» verspricht, dass die Fähre auf der Reuss bleibt und der Gemeindeammann, dass die Gemeinde ...
Können Steg und Fähre nebeneinander bestehen? Ja, sagen der Gemeindeammann und «Fährimaa» Tellenbach
Zwei Männer machen ein Versprechen: Der «Fährimaa» verspricht, dass die Fähre auf der Reuss bleibt und der Gemeindeammann, dass die Gemeinde deren Existenz sichert und notfalls unterstützt.
Franz Tellenbach ist einer von dreizehn «Fährimännern», die den Fährbetrieb auf der Reuss zwischen Sulz, Künten und Fischbach-Göslikon gewährleisten. Jeweils an Samstagen und Sonntagen, von April bis Mitte Oktober.
Selbst die Fährleute hätten zu Beginn befürchtet, dass der Steg über die Reuss für den Fährbetrieb eine Konkurrenz darstellen könnte, sagt «Fährimaa» Tellenbach, der auch Präsident des Fährivereins Sulz-Fischbach ist. «Aber die Fähre wird nicht verschwinden», betont er. «Auch nicht, wenn über die Reuss ein Steg gebaut wird.» Im Gegenteil. Sollte eines Tages beim Campingplatz Sulz tatsächlich ein Steg für Fussgänger und Velofahrerinnen die beiden Gemeinden verbinden, dann ist die Fähre eine ideale Ergänzung.
Die Fähre als wichtiges Kulturgut
So sieht es auf jeden Fall der Künter Gemeindeammann Werner Fischer. Früh, sagt er, habe man in Zusammenhang mit dem Projekt Reusssteg den Kontakt zum Fähriverein gesucht. «Für uns in Künten, ist die Fähre ein wichtiges Kulturgut. Sie ist attraktiv und für viele ein besonderes Erlebnis.» Umso mehr als sie die einzige Fähre auf der Reuss ist. Der Steg über die Reuss genauso wie das Boot auf dem Fluss sollen nebeneinander bestehen können, einander ergänzen. Erst mit beiden Übergängen würden auch kleinere Rundwanderungen möglich. Etwa für Familien mit kleinen Kindern oder für ältere Menschen, die weniger gut zu Fuss unterwegs sind. «Ein Steg würde aber zusätzlich Kontinuität schaffen», meint Ammann Fischer. Der Fährbetrieb sei wetterabhängig, die Fähre fahre nicht immer. Nicht bei starken Regenfällen und nicht bei Hochwasser. Auch bei zu niedrigem Wasserstand werde der Fährbetrieb eingestellt. Das bestätigt Franz Tellenbach: Fliessen mehr als 360 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, beziehungsweise weniger als 90 Kubikmeter die Reuss hinunter, dann fährt keine Fähre. Zurzeit aber lacht die Sonne, Fliessmenge und Wasserstand stimmen. Und nach dem Hochwasser Mitte Juli heisst es auf der Reuss aktuell «Fähr-Normalbetrieb».
Das Versprechen des Ammanns
Für den Fähriverein ist im Zusammenhang mit dem geplanten Steg ein weiterer Aspekt wichtig: Was, wenn weniger Leute die Fähre benutzen, weniger Einnahmen generiert werden? «Heute steht der Verein finanziell auf guten Füssen», sagt der Präsident. Selbst ein neues Schiff könnten sie sich leisten und die Fährmänner, die mehrheitlich aus den Reihen der Pontoniere kommen, erhalten einen kleinen Lohn für die Aufrechterhaltung des Fährbetriebs. «Immerhin ist das Beherrschen des ‹Handfahren›, rudern und stacheln Bedingung», sagt Tellenbach. Genauso wie eine erfolgreich bestandene Theorieprüfung für Motor- oder Segelboote.
Gemeindeammann Fischer verspricht, dass die Gemeinde bei finanziellen Einbussen einspringen, den Verein unterstützen und dessen Fortbestand sichern will. «Das ist so protokolliert und gilt auch für eine künftige Zusammensetzung des Gemeinderates», sagt der abtretende Fischer. Weil die Fähre in Sulz Tradition habe.
Heidi Hess