«Löwen» ohne Trainer im freien Fall
14.09.2021 Sport, FussballFussball, 3. Liga: FC Mellingen verliert erstes Spiel nach Toni Di Santos Abgang gegen Neuenhof 3:4
Einer der zwei Co-Präsidenten (Dani Schmid) zeigte Flagge als Linienrichter. Der andere (Lukas Treichler) gab den Trainer. Ohne Erfolg. Der FC Mellingen verlor auch Spiel eins nach dem ...
Fussball, 3. Liga: FC Mellingen verliert erstes Spiel nach Toni Di Santos Abgang gegen Neuenhof 3:4
Einer der zwei Co-Präsidenten (Dani Schmid) zeigte Flagge als Linienrichter. Der andere (Lukas Treichler) gab den Trainer. Ohne Erfolg. Der FC Mellingen verlor auch Spiel eins nach dem Abgang von Trainer Di Santo. 3:4 hiess es am Ende gegen den FC Neuenhof. Dabei konnten die «Löwen» 70 Minuten in Überzahl agieren.
Nachdem der zweite Gästespieler mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, hatten die Mellinger sogar zwei Spieler mehr auf dem Platz als Neuenhof. Zum Ausgleich reichte es aber auch so nicht. Dabei hatten sie über weite Strecken alle Trümpfe auf ihrer Seite. Spätestens beim Anschlusstor zum 1:2 schien das Momentum auf die Seite der Platzherren zu kippen. Fabian Gisi profitierte von einem unwiderstehlichen Flügellauf seines Zwillingsbruders Pascal, der ihm den Ball perfekt in den Lauf spielte. Fabian Gisi donnerte den Ball aus vollem Lauf volley in die gegnerischen Maschen. Es war wie eine Erlösung. Denn kurz vorher scheiterte Patrick Bätschmann allein vor dem gegnerischen Goalie, weil er den Zeitpunkt des Abschlusses verpasste. Und noch etwas früher donnerte Andi Etter die Kugel an den Querbalken. Neuenhof lag zu diesem Zeitpunkt bereits mit zwei Längen vorn. Die «Löwen» wurden, noch bevor der angekündigte Regen fiel, in den Anfangsminuten gleich zwei Mal kalt geduscht.
Wenn alles schief läuft…
Das erste Tor musste Goalie Patrick Ernst auf seine Kappe nehmen. Er stieg mit ausgestreckten Armen am nahen Pfosten hoch und wollte den Ball aus dem Nachthimmel pflücken. Aber er kam ohne Ball in den Händen wieder runter. Er hatte ins Leere gegriffen – 0:1. Offenbar wurde der Mellinger Keeper beim Hochsteigen vom Flutlicht geblendet. Kann passieren. Wie das so ist, zieht man die Fehler beinahe magisch an. Aber was ist schon normal in diesen Tagen? Trainer Toni Di Santo trat am letzten Mittwoch im Interesse der Sache von seinem Vertrag zurück, weil er den Rückhalt seiner Spieler nicht mehr spürte. Deshalb stand Co-Präsident und Trainerassistent Lukas Treichler gegen Neuenhof an der Seitenlinie. Und Dani Schmid, der andere Co-Präsident, übernahm persönlich das Fähnchen des Linienrichters und zeigte auf diese Weise sinnbildlich Flagge. Nun waren die Spieler in der Pflicht. Das haben sie auch gezeigt, aber nur in Raten. Sie konnten ihre Unsicherheit nach dem schlechten Saisonstart nicht gänzlich kaschieren. Da stimmte einiges nicht im Gefüge. Das 0:2 zeigte deutlich die fehlende Abstimmung zwischen den Reihen. Kurz nach Fabian Gisis Anschlusstor musste ein Neuenhofer mit Gelb-Rot vom Platz. Die «Löwen» versuchten zwar den Vorteil durch eine offensivere Grundausrichtung auszunützen. Aber sie konnten nicht wirklich dauerhaft Druck erzeugen.
Andi Etter versenkt zwei Penaltys
Die Zuversicht war zwar nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 zurückgekehrt. Aber nur, um in der 59. Minute erneut empfindlich abzukühlen. Im einsetzenden Regen fehlte es hinten, nach einem Freistoss des Gegners, erneut an der Abstimmung. Schon hiess es 1:3. Worauf Treichlers Truppe mit heftigen Attacken reagierte. Und alsbald von der teilweise rätselhaften Spielführung des Schiedsrichters profitierte. Der zeigte in der 69. Minute dem gegnerischen Goalie die Gelbe Karte und anschliessend auf den Elfmeterpunkt. Selbst die Mellinger wussten nicht so recht, wie sie zu dieser Einladung kamen. Andi Etter fackelte nicht lange. Er nahm die Einladung an und zimmerte den Ball flach und druckvoll zum erneuten Anschlusstreffer ins Eckige. Nicht genug der Tiefschläge für die Neuenhofer, die nach einem neuerlichen Penaltyentscheid so richtig in Rage gerieten. Diesmal war der Penaltypfiff klar: Dem eingewechselten Muhamed Destani wurden im Strafraum die Füsse weggezogen. Andi Etter übernahm erneut Verantwortung und verwandelte den Elfer souverän zum 3:3-Ausgleich. Das Momentum war nun wieder bei den Mellingern.
Und was machten sie aus diesem Vorteil? Nichts! Während Treichlers Mannen mit acht Mann vorwärts stürmten, sicherten hinten zwei ab. Das half aber nichts, weil sie schlicht zu langsam waren, als ein Neuenhofer im Schnellzugstempo an ihnen vorbeidonnerte und allein auf Patrick Ernst losstürmen konnte. Ernst wehrte den ersten Schussversuch zwar ab. Doch der zurückgeilte Joel Bolliger beförderte den Ball auf dem Rücken liegend unglücklich ins eigene Tor – 3:4! So etwas passiert, wenn man in der Tabelle zuunterst steht.
Auch ein zweiter Platzverweis für Neuenhof half den verunsicherten Mellingern nichts. Stellt sich die Frage: Wer stoppt den freien Fall der ratlosen «Löwen»?
Heute Abend im Cup gegen Seon
Schon heute gehts weiter im Cup. Der FC Mellingen empfängt im 1/16-Final des Axpo Aargauer Cup den FC Seon (3. Liga). Anspielzeit auf der Kleinen Kreuzzelg ist um 20 Uhr.
Beat Gomes



