Die Isländer kommen: Wenn nicht hier, wo dann?
11.01.2022 BirmenstorfDie Planung geht in die nächste Runde. Auf dem Hardwinkelhof sollen 2025 die Weltmeisterschaften für Islandpferde stattfinden
Läuft alles nach Plan, werden im August 2025 Islandpferde mitsamt ihren Reiterinnen oder Reitern in Birmenstorf zu Weltmeistern gekürt.
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Die Planung geht in die nächste Runde. Auf dem Hardwinkelhof sollen 2025 die Weltmeisterschaften für Islandpferde stattfinden
Läuft alles nach Plan, werden im August 2025 Islandpferde mitsamt ihren Reiterinnen oder Reitern in Birmenstorf zu Weltmeistern gekürt.
Die Huwilers planen gross. In knapp vier Jahren sollen Weltmeisterschaften auf ihrem Gelände rund um den Hof Hardwinkel bei Birmenstorf stattfinden. Klein, kräftig und robust sind ihre Gäste, die Anfang August 2025 an der Fislisbacherstrasse eintrudeln und eine Woche lang über Wiesen und Felder tölten sollen. Michèle und Thomas Huwiler vom Hof Hardwinkel rechnen mit rund 200 Islandpferden und deren Reiterinnen und Reitern aus aller Welt. Sie kommen aus Ländern wie Dänemark, Deutschland, Holland, Norwegen, Schweden, Italien, den USA und natürlich aus Island.
Und alle brauchen Platz. Platz für provisorische Stallungen, Zelte, Parkplätze, auch Platz für das Festgelände, die Trainingsanlage und eine Turnierovalbahn, wo die Isländer den «Tölt» zeigen sollen. Der «Tölt» ist eine gelaufene Gangart ohne Schwebephase, die nur bei bestimmten Pferderassen vorkommt und für den Reiter besonders angenehm ist. 7000 Zuschauerinnen und Zuschauer können auf zwei gedeckten Tribünen zuschauen.
Zwar wird alles lediglich temporär aufgebaut und nach der WM auch wieder entfernt. Trainings- und Turnierovalanlage aber werden bereits Monate zuvor errichtet. Und weil beide Anlagen rund ein Jahr in der Landwirtschaftszone stehen werden, ist ein Baugesuch nötig. Dieses liegt nun bis am 1. Februar auf der Birmenstorfer Bauverwaltung öffentlich auf.
Erinnerungen an die WM 2009
Bis es so weit war, ist allerdings viel Zeit verstrichen. Thomas Huwiler sitzt in der Küche, den Situationsplan des Wettkampfgeländes vor sich, und erinnert sich an die letzte WM in der Schweiz, 2009 in Brunnadern, im Neckertal im Toggenburg. Damals gehörten seine Frau Michèle und er zu den unzähligen helfenden Händen, welche die Austragung in der Schweiz ermöglicht hatten. Noch hatten die beiden keine Kinder, aber schon damals eine riesige Passion für die zotteligen Pferde aus dem Norden. «Es war grandios», schwelgt Huwiler in Erinnerungen. Ihn habe fasziniert, was man erreichen konnte, im Team mit mehreren hundert Leuten, die alle freiwillig mitangepackt hatten.
Seit Jahren will der Verein Islandpferde-WM Schweiz (VIS) die Meisterschaften erneut ins Land holen. Einen geeigneten Standort zu finden, erweist sich aber als schwierig. Unter anderem stand die Allmend in Luzern als Austragungsort im Raum. Wenig geeignet allerdings, weil die Anlagen dort nicht über längere Zeit belegt werden können.
«Wir haben Platz und eigenes Land»
Die Huwilers in Birmenstorf waren mit drei Kindern zwischenzeitlich zur fünfköpfigen Familie gewachsen, inmitten von Milchkühen, Hühnern, einem Hund und 16 Islandpferden – drei Pferde gehören ihnen, 13 sind auf dem Hof Pensionäre. Viel Kulturland liegt rund um den Hardwinkelhof auf beiden Seiten der Fislisbacherstrasse. Und immer noch begleitete Michèle und Thomas Huwiler die Begeisterung und Erinnerung an Brunnadern 2009. Schliesslich fragten sie in Brunnadern nach den damaligen Plänen. Thomas Huwiler verglich das Areal mit dem Gelände in Birmenstorf. Er nahm Mass, berechnete und stellte fest: «Wir haben Platz und wir haben eigenes Land.»
Im August 2019 setzten sie sich zunächst mit dem VIS zusammen, dann auch mit der Gemeinde Birmenstorf. Dem Gemeinderat habe die Idee gefallen, sagt Huwiler, so lange der rechtliche Rahmen eingehalten werde. Danach aber sei es «zäh» geworden. Der Kanton habe auf Hindernisse verwiesen, Einschränkungen aufgezeigt. Aber Michèle und Thomas Huwiler lassen sich, genau wie ihre ausdauernden Pferde, nicht unterkriegen. Unterstützung erhalten sie vom VIS, vom Aargauischen Bauernverband und selbst die landwirtschaftliche Abteilung des Kantons Aargau hilft mit bei einer gesetzeskonformen Planung des Turniergeländes. Sie hätten mit allen gesprochen, auch mit den Naturschutzverbänden, sagt Huwiler.
Die Gemeinde steht hinter ihnen
Seit Planungsbeginn vor zwei Jahren wurden viel Zeit und Arbeit investiert, Anpassungen vorgenommen. «Unmöglich schien es uns nie», sagen Michèle und Thomas Huwiler und fragen: «Wenn nicht hier, wo dann?» Wichtig sei für sie gewesen, dass die Gemeinde immer hinter ihnen und dem Projekt gestanden sei: «Wäre das anders gewesen, wäre es für uns sehr viel schwieriger geworden.»
Im Oktober 2021 reichte die Schweiz bei der International Federation of Icelandic Horse Associations (FEIF) ihre Bewerbung für die Austragung der WM 2025 in Birmenstorf ein. Ebenfalls beworben hatte sich Mannheim in Deutschland. Im Dezember erhielt die Schweiz – und damit Birmenstorf – von der FEIF den Zuschlag. «Wenn man merkt, jetzt klappt es wirklich», sagt Thomas Huwiler, «kriegt man schon mal Hühnerhaut.»
Nach der öffentlichen Auflage geht es auf dem Hardwinkelhof in die nächste Runde. Das Organisationskomitee ist bereits gebildet. «Wir freuen uns riesig, dass die WM bei uns in Birmenstorf stattfindet», sagen die Huwilers. «Das wird für alle ein Volksfest.»
Heidi Hess


