Sie liest nicht gerne viel, aber trotzdem befasst sie sich mit Büchern. Marina Caduff praktiziert ein aussergewöhnliches Hobby

Eigentlich liest sie gar nicht so viel. Trotzdem stehen Bücher hoch im Kurs bei der Bündnerin. Sie verarbeitet diese nämlich zu kreativsten Kunstwerken.

Mehr durch Zufall ist Marina Caduff über eine Ausschreibung der Landfrauen Birr-Lupfig gestossen, die einen Abendkurs im «Bücherfalten» angeboten haben. Da sie sich davon aber überhaupt kein Bild machen konnte, meldete sie sich kurzerhand zum zweistündigen Anlass an. Ihre Tochter Sabrina begleitete sie. Das war vor drei Jahren. Seither ist die Ilanzerin vom «Bücherfalten» infiziert und Feuer und Flamme für dieses äusserst kreative Hobby.

Fast wie Origami und eben doch nicht ganz
Schlägt man unter Wikipedia nach, erhält man unter «Bücherfalten» folgenden Eintrag: Book-Origami (Bookorigami, Orimoto, Buchfaltkunst) ist eine Handarbeit, bei der durch das Falten von Buchseiten in aufgeschlagenen Büchern kunstvolle Objekte entstehen. Die Palette reicht von Zahlen, Buchstaben bis hin zu ganzen Wörtern.
«Ich eignete mir nach dem Kursbesuch aber weiteres Wissen anhand von Facebook und Videos an», ergänzt Caduff. «Es gibt eine riesige ‹Community› weltweit, die dieses Hobby betreibt und so konnte ich mir auch den einen oder anderen Trick gut abschauen und mir wertvolle Inspirationen holen», sagt die Birmenstorferin. Inzwischen ist sie bereits ein Profi und dass sie ein derart ausgefallenes Hobby betreibt, hat sich schnell herumgesprochen. Sie kriege viele Anfragen auch für personalisierte individuelle Aufträge.

Bis zu 12 Stunden Arbeit
«Es ist eine sehr filigrane und präzise Tätigkeit. Ich muss ziemlich ‹gemittet› sein, wenn ich arbeiten möchte. Schliesslich geht es dabei oftmals um Millimeter, die geschnitten werden müssen», sagt Caduff. «Das Anfertigen eines Auftrages kann mitunter bis zu 12 Stunden dauern», berichtet sie weiter. Zum Bücherfalten eignen sich übrigens lange nicht alle Bücher. Sie müssen über einen festen und kompakten Einband verfügen. Liebesromane, die man am Kiosk kaufen kann, passen gar nicht. «Ich hole mir entsprechende Bücher in Brockenhäusern oder öffentlich zugänglichen Bücherkabinen», so Caduff.

Falzbein und Silhouetten-Schere
Aber wie geht denn «Bücherfalten» überhaupt? Zuerst wird eine Vorlage auf einem A4-Blatt vorbereitet und ausgedruckt. Die Vorlage wird durchnummeriert, jeweils oben und unten mit Zahlen versehen. Dazu verwendet Caduff eigens ein separates Vorlagenprogramm. Später wird diese Vorlage quer ins zu bearbeitende Buch hineingelegt und mit einer Klemmschiene befestigt.
Jetzt faltet Caduff Seite für Seite um und zwar lediglich ungefähr einen Zentimer breit. Auf diesem eingefalteten Zentimeter zeichnet sie nun die einzuschneidenden Stellen mit Bleistift an. Dazu verwendet sie ein Lineal. Mit einer Silhouetten-Schere werden etwa fünf Millimeter lange Papierschnitte gemacht, die anschliessend in die umgelegten Seiten wieder reingestupst werden. Zum Schluss fasst Caduff die Kunstwerke noch mit chicen farbigen Klebefolien ein. Mit selbstgefertigten Papierblumen oder anderen Sujets werden die erstellten Kunstwerke dekoriert.

Isabel Steiner Peterhans

Persönlich

Marina Caduff Ist in Ilanz geboren und aufgewachsen, seit 1985 ist die Bündnerin im Unterland. Verheiratet mit Martin, Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Die 56-Jährige betreibt in ihrer Freizeit gerne Nordic Walking und fährt E-Bike. Sie mag es, gute Leute um sich zu haben. Ihr Lebensmotto: Es gibt keine Zufälle. Jeder Mensch, der in dein Leben tritt ist entweder ein Geschenk oder eine Strafe. (isp)