«Eine Brennnessel rennt nicht davon»
25.03.2022 Künten, Region ReusstalAuf den Kräuterspaziergängen von Franziska Schüpbach erfahren die Teilnehmer alles Wissenswerte über heimische Wildpflanzen
Seit jeher ernähren sich die Menschen von Pflanzen, weiss Franziska Schüpbach. Kein Wunder, denn gerade Wildpflanzen enthalten viele ...
Auf den Kräuterspaziergängen von Franziska Schüpbach erfahren die Teilnehmer alles Wissenswerte über heimische Wildpflanzen
Seit jeher ernähren sich die Menschen von Pflanzen, weiss Franziska Schüpbach. Kein Wunder, denn gerade Wildpflanzen enthalten viele gesundheitsfördernde Vitalstoffe.
Ich hatte schon immer Freude an Kräutern und Pflanzen», erzählt Franziska Schüpbach bei einem frisch gebrühten Brennnesseltee in ihrem Garten am Rande von Künten. Sie habe schon früher selbst Salben hergestellt und mit Teemischungen experimentiert. Vor drei Jahren liess sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern dann zur Phytotherapeutin ausbilden – ein Bestandteil des Naturheilpraktikerlehrgangs. Zur zweijährigen Ausbildung gehören umfangreiche Kenntnisse über die verschiedenen Inhaltsstoffe von Kräutern, über deren Heilwirkung, aber auch über gefährliche Giftstoffe. Neben dem Anlegen eines Herbariums mit 60 Heilpflanzen und einer medizinischen Fallbegleitung war auch die Pflanzenbeobachtung Teil der Ausbildung. Ein ganzes Jahr lang widmete sich Schüpbach dem Spitzwegerich: «Der Spitzwegerich ist meine Lieblingspflanze, weil er eigentlich unscheinbar ist und nicht der Schönste», lacht Schüpbach. Dabei hat das bescheidene Pflänzchen es durchaus in sich: «Er besitzt schleimlösende Wirkung und durch das enthaltene Aucubin wirkt er gegen Juckreiz», erklärt die Kräuterexpertin. Man müsse die Blätter zwischen den Händen verreiben und den Saft auf einen Insektenstich streichen, schon höre der auf zu jucken. Noch ein Tipp gefällig? Einfach ein zusammengerolltes Spitzwegerich-Blatt in die Nase stecken: «Das hilft gegen eine laufende Nase», so Schüpbach. Ausserdem schmecke er fein nach Champignon in einer Suppe. Und schon sind wir mitten in der Kräuterkunde.
Spaziergänge mit Degustation
Ab April bietet die Künterin verschiedene Kräuterspaziergänge mit anschliessendem Apéro an. Essbares findet sich im Frühjahr zuhauf in Feld und Flur. Besonders bei Männern beliebt: der Kräuterspaziergang mit Weindegustation im eigenen Rebberg in Wettingen. Hausfrauen und Mütter seien dagegen eher auf der Suche nach neuen Rezeptideen zur Erweiterung ihres Speiseplans, berichtet Schüpbach: «Ein Giersch enthält mehr Vitamin C als ein Kopfsalat und schmeckt herrlich nach Petersilie und Rüebli», ergänzt sie, während wir mit Körben bewaffnet den Wegrand absuchen. Im Kurs lernen die Teilnehmenden bevor es zum praktischen Teil übergeht, zunächst die Grundlagen des Kräutersammelns: Zum Beispiel, wo man fündig wird. Böschungen und Terrainveränderungen versprechen am meisten «Beute». Aber Achtung: «Der erste Meter gehört dem Hund», verkündet Schüpbach eine goldene Regel. Die zweite Regel: «Immer so durchgehen, dass niemand merkt, dass gesammelt wurde». Stichwort «Nachhaltigkeit». Mindestens genauso wichtig ist es natürlich, giftige von ungiftigen Pflanzen unterscheiden zu können. «Beim Bärlauch haben viele Angst wegen der giftigen Maiglöckchen», nennt Schüpbach ein Beispiel und erklärt den Unterschied: «Beim Bärlauch kommt ein Blatt aus der Zwiebel, beim Maiglöckchen ist das Blatt stielumfassend.» Puh, so viele Informationen! Zehn bis 20 Pflanzen lernen die Teilnehmenden auf einem Kräuterspaziergang durchschnittlich kennen. Zum Glück gibt es am Ende ein umfangreiches Dossier zur Gedächtnisstütze mit auf den Weg. Denn gegen Vergesslichkeit ist noch kein Kraut gewachsen – oder etwa doch?
Michael Lux
Informationen: kraeuterspaziergang.ch