Huwiler auf der Bahre knickte den Mellinger Mut
31.05.2022 Sport, FussballAxpo Aargauer Cup: FC Mellingen muss sich vor grosser Kulisse dem höherklassigen FC Sarmenstorf geschlagen geben
Sie haben gekämpft bis zum Schluss. Aber es hat nicht gereicht. Der FC Mellingen muss sich dem 2.-Ligisten aus Sarmenstorf geschlagen geben. Dennoch: Das Team von Kurt ...
Axpo Aargauer Cup: FC Mellingen muss sich vor grosser Kulisse dem höherklassigen FC Sarmenstorf geschlagen geben
Sie haben gekämpft bis zum Schluss. Aber es hat nicht gereicht. Der FC Mellingen muss sich dem 2.-Ligisten aus Sarmenstorf geschlagen geben. Dennoch: Das Team von Kurt Etter kann hocherhobenen Hauptes auf dieses Spiel zurückblicken.
Natürlich: Der neutrale Berichterstatter wird sagen: Der FC Mellingen hat in diesem Finalspiel keinen Stich gemacht. «Sarmi» hätte gut und gerne auch 5:0 gewinnen können. Denn nach dem 3:0 versemmelten die Sarmenstorfer zwei, drei dicke Möglichkeiten. Der weniger neutrale Berichterstatter, sieht es durch die Rot-Gelbe Mellinger-Brille etwas anders. Underdog Mellingen hielt lange gut mit. Der FC Mellingen liess in der ersten Halbzeit nur gerade eine klare Chance zu. Die allerdings führte gleich zum Führungstreffer für «Sarmi». Es war eine dieser tückischen Szenen bei der die Verteidiger auf dem schnellen Kunstrasen meist schlecht aussehen. Ein scharf und flach zur Mitte getretener Ball kam genau in jene Zone, in der sich der zurückeilende Verteidiger und der herausstürzende Goalie ins Gehege kommen. Nimm du ihn, ich hab ihn auch nicht. Der lachende Dritte hiess in diesem Fall Fabio Huber, Topskorer aus Sarmenstorf. Das wars dann aber auch schon mit den hochkarätigen Chancen für Sarmenstorf. Hätte Berat Haxha einen etwas längeren Zehennagel, dann hätten in der 36. Minute die Mellinger Anhänger, die im Verhältnis von mindestens eins zu vier im Stadion zahlenmässig hoffnungslos unterlegen waren, Grund zum Jubel gehabt. Doch Haxha kam auf einen perfekten Flankenball des quirligen Fabian Gisi um eben diese Fussnagellänge zu kurz. Wer weiss, wie «Sarmi» auf einen solchen Schocker reagiert hätte.
Der Schreckmoment
So aber ging der FC Mellingen mit dem knappsten aller Rückstände in die Pause. Für Trainer Kurt Etter zu jenem Zeitpunkt kein Grund an seinem Spielsystem etwas zu ändern. Er wollte seine Elf weiterhin im Verbund verschieben sehen, dem Ball Sorge tragen und mit schnellen Zuspielen in die Spitze den Ausgleich anstreben. Doch dieses Konzept erlitt in der 42. Minute einen herben Dämpfer, als «Sarmis» Fabian Stutz und David Huwiler nahe der Mittellinie direkt vor den beiden Spielerbänken mit Karacho ineinanderkrachten. Mit dem feinen Unterschied: David Huwiler hatte den Ball getroffen, Fabian Stutz aber nur den Oberschenkel des Mellinger Verteidigers. Huwiler musste mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Bahre vom Feld getragen werden.
Kurt Etters Schlüsselszene
Später kehrte er an Krücken zurück, froh darüber, voraussichtlich «nur» eine schwere «Tomate» am Oberschenkel eingefangen zu haben. «Ich hatte Angst, ich hätte etwas gebrochen», schildert er den Schreckmoment kurz vor dem Pausenpfiff. Mellingen spielte bis zur Pause nur mit neun Feldspielern weiter. Danach kam Ramon Heldner. «Aus meiner Sicht war das der Schlüsselmoment», sagt Kurt Etter hinterher. «Mit David Huwiler haben wir unseren stärksten Abwehrspieler verloren. Er hatte Alain Schultz absolut im Griff. Dazu muss gesagt werden: Alain Schultz, langjähriger Profispieler bei GC und Aarau ist der Taktgeber im Sarmenstorfer Spiel. Er schlägt praktisch alle stehenden Bälle. So lange «HuwilAir» Herr der Lüfte im Mellinger Strafraum war, konnten auch Schultz’ Eckbälle keine Gefahr anrichten. Kaum war Huwiler wegräumt, erhielt das Mellinger Bollwerk Risse. Die logische Konsequenz war das 2:0 für «Sarmi». Und die hatte einen Namen: Alain Schultz. Bei seinem perfekt geschossenen Cornerball brauchte Fabian Stutz nur noch den Kopf hinzuhalten. Jener Fabian Stutz, der mit seinem rücksichtslosen Einsteigen, David Huwiler aus dem Weg geräumt hatte.
Die Mellinger liessen sich zwar auch nach diesem Rückschlag nicht hängen. Aber sie kamen auch nicht so in die Gänge, wie es für einen Anschlusstreffer nötig gewesen wäre. Kurt Etter brachte fast alles was er noch auf der Bank hatte. Doch die Suppe war gelöffelt.
Lob für eine tolle Leistung
Hinterher hätte man vielleicht sagen können, die Mellinger hätten schon früher etwas mehr riskieren sollen. Stattdessen verharrten sie die ganze erste Halbzeit in Lauerstellung. Sie versuchten es immer wieder mit langen Bällen, die vorne keine Abnehmer fanden. Und wenn sie mal etwas Torgefahr zu kreieren wussten, fehlte der Abschluss.
Am Ende zollte Stadionspeaker Beat Deubelbeiss, der als Gemeindeschreiber von Mellingen zur Neutralität verpflichtet war, den Mellinger Spielern Respekt für ein packendes und gutes Fussballspiel. In der Tat durften die Mellinger Fussballer erhobenen Hauptes nach Mellingen zurückkehren, wo sie im Clubhaus gebührend gefeiert wurden. Es war sicher nicht das beste Spiel des FC Mellingen in dieser Cup-Campagne. Vieles, wie die Verletzung von David Huwiler, lief gegen sie. Aber gegen diesen starken FC Sarmenstorf hätte schon alles perfekt zusammenpassen müssen, um die Überraschung zu schaffen. (bg)
Match-Telegramm
Axpo Aargauer Cup-Final
Mellingen – Sarmenstorf 0:3 (0:1)
Stadion Esp, 2700 Zuschauer
Tore: 21. Fabio Huber 0:1, 58. Fabian
Stutz 0:2, 62. Michael Stutz 0:3
FC Mellingen: Patrick Ernst, Bruno Moraes, Joel Meier (54. Colin Frey), Fabian Gisi, David Huwiler (46. Ramon Heldner), Philipp Müller, Berat Haxha (77. Manuel Gerwer), Andreas Etter, Patrick Bätschmann (59. Muhamed Destani), Pascal Gisi, Rafael Müller (59. Marco Etter)






