Heimberg springt ganz vorne in die Weltspitze
08.07.2022 SportWasserspringen: Michelle Heimberg ist zurück von der WM in Budapest und bereitet sich für die EM in Rom vor
Wohin wird sie ihr zäher Fleiss noch tragen? Für Michelle Heimberg scheint es kein Limit zu geben. Die 22-jährige Fislisbacherin sprang an der WM in Budapest ...
Wasserspringen: Michelle Heimberg ist zurück von der WM in Budapest und bereitet sich für die EM in Rom vor
Wohin wird sie ihr zäher Fleiss noch tragen? Für Michelle Heimberg scheint es kein Limit zu geben. Die 22-jährige Fislisbacherin sprang an der WM in Budapest auf den 6. Rang. So gut war sie noch nie. Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Michelle Heimberg hat noch grosse Ziele vor sich.
Wohin die sportliche Reise noch gehen wird, kann Michelle Heimberg selbst nicht sagen. Aber sie denkt schon, dass eine weitere Steigerung möglich ist. Das ist für sie kein Traum. Denn, so verrät sie dem «Reussbote», sie träumt nie vom Wasserspringen. Wasserspringen ist für sie in erster Linie harte Arbeit. Eine Arbeit, die ihr auch nach zehn Jahren noch immer Spass macht. Die Erfolge sieht sie als Konsequenz von dem, was sie sich über Jahre hinweg im Training erarbeitet hat. Schritt für Schritt hat sie dabei im internationalen Vergleich Boden gut gemacht. Natürlich wurde ihr Talent schon früh erkannt, als sie aus Verletzungsgründen vom Kunstturnen aufs Sprungbrett gewechselt hat. Talent haben andere auch. Träume auch. Aber Dranzubleiben. Ein Jahrzehnt lang, neben der Schule jeden Tag vier bis fünf Stunden ins Training investieren. Rückschläge wegstecken. Das macht die Champions aus. Darauf angesprochen, lächelt sie und findet, das sei doch ganz normal. Jedenfalls fast.
Das sie aber in Budapest im Konzert der Weltbesten so weit nach vorne springen würde, das hat Michelle Heimberg dann doch überrascht. Denn sie befindet sich nach den Olympischen Spielen in Tokio, wo sie im Final den famosen 11. Rang heraussprang, in einem «Zwischenjahr». Sie hat nach Jahren bei Genève Natation, wo sie zur Weltklassespringerin gereift ist, zum Schwimmklub Thun gewechselt. Sie trainiert nun unter ihrer neuen Trainerin in Oerlikon und Thun.
Zwei WM-Diplome
Bei den Schwimmweltmeisterschaften in Budapest startete Heimberg zuerst vom Ein-Meter-Brett. Dort schaffte sie es bereits in den Final der zwölf Weltbesten und gewann letztlich mit dem 8. Rang ein WM-Diplom. Zwei Tage später mass sich die Fislisbacherin mit den 36 Weltbesten aus 25 Ländern vom olympischen Drei-Meter-Brett. Im Vorkampf ging es darum, einen Rang unter den 18 Besten zu erspringen. Kein Problem für Heimberg. Sie hat mittlerweile so viel Selbstvertrauen und Stabilität gewonnen, dass alles andere als die Teilnahme am Final der zwölf Besten eine Enttäuschung wäre. Im Final habe sie sich rangmässig kein spezielles Ziel vorgenommen, erzählte Heimberg nach ihrer Rückkehr aus Budapest. «Es ging mir darum, das, was wir im Training erarbeitet haben, abzurufen.» Sie spricht vom «Finden des guten Gefühls.» «Wenn ich das abrufen kann, was ich im Training zu leisten imstande bin, kommt automatisch ein guter Rang zustande.» Am Ende hat sie sich aber doch selbst überrascht. «Ich konnte natürlich nicht davon ausgehen, in Budapest zweimal in die besten Acht zu springen.» Doch genau das hat sie getan. Zweifellos: Michelle Heimberg hat nochmals einen Schritt nach vorne getan. Vor allem mental. Sie sagt denn auch, mit der neuen Trainerin würden vor allem die Feinheiten im Fokus stehen. Die Sprünge auf allerhöchstem Niveau hat sie längst memorisiert. Nun gehe es nur noch um kaum sichtbare Details. Alles in allem: Michelle Heimberg ist reifer geworden. In einer Sportart, in der die Chinesinnen und die Nordamerikanerinnen den Ton angeben, ist Michelle Heimberg ganz nah an die allervordersten Plätze herangerückt. Zur besten Europäerin, der Deutschen Tina Punzel fehlt nur noch wenig. Zum Vergleich: Ein sechster Rang an der WM ist in etwa so, wie wenn im Turnen Giulia Steingruber sich für einen WM-Final qualifiziert hat. Michelle Heimberg hat die Wettkampftage in Budapest genossen. Denn erstmals, nach über zwei Jahren, fanden die Schwimmwettkämpfe wieder vor Publikum statt. Auch Michelles Eltern Yvonne und Daniel Heimberg durften endlich wieder einmal dabei sein, wenn ihre Tochter auf dem Brett steht. «Es war unglaublich spannend, auch für uns», verrät Mutter Heimberg. Letzten Sonntag kehrten die Heimbergs aus Budapest zurück. Den 6. WM-Rang feierte die Familie, mitsamt Familienhund Emil bei einem feinen Nachtessen.
Jetzt an die EM nach Rom
Diese Woche durfte Michelle Heimberg einige Tage im Elternhaus in Fislisbach ausspannen. «Das habe ich unheimlich genossen», sagt sie. Aber schon nächste Woche geht es weiter. Die Studentin der Psychologie fährt für eine Woche nach Mallorca ins Trainingslager. Denn nach der WM ist vor der EM. Vom 11. bis 21. August finden in Rom die Schwimm-Europameisterschaften statt. Natürlich mit Michelle Heimberg. Ein spezielles Ziel für Rom habe sie sich nicht gesetzt. Sie will einfach so gut springen, wie es geht. Vielleicht reichts dann ja auch zu einer Medaille. Es wäre nicht die erste für Michelle Heimberg in ihrer jungen Karriere. Wir sind gespannt auf ihre nächsten Sprünge.
Rinor Zukaj