Grosse Dankbarkeit ist spürbar
09.08.2022 Niederwil, FreiamtUkrainische Flüchtlinge können kostenlos dreimal pro Woche bei der Reussthal Metzgerei Essen abholen
Er hat sich spontan bei der Gemeinde gemeldet. Thomas Peterhans, Inhaber Reussthal Metzgerei, wollte den neu im Dorf angekommenen ukrainischen Flüchtlingen helfen. Seit sechs ...
Ukrainische Flüchtlinge können kostenlos dreimal pro Woche bei der Reussthal Metzgerei Essen abholen
Er hat sich spontan bei der Gemeinde gemeldet. Thomas Peterhans, Inhaber Reussthal Metzgerei, wollte den neu im Dorf angekommenen ukrainischen Flüchtlingen helfen. Seit sechs Wochen stellt er ihnen dreimal pro Woche ein Menü gratis zur Verfügung.
Kurz nach fünf ist es soweit. Liudmyla Shyshko, ihr Sohn Emir (5) und Ganna Kisla sind auf dem Weg zur Reussthal Metzgerei. Ein Katzensprung. Die ukrainischen Flüchtlinge sind seit dem 1. Juli im benachbarten «alten Schulhaus» untergebracht. Seit ihrer Ankunft stellt die Reussthal Metzgerei dreimal pro Woche unentgeltlich ein Menü für sie zur Verfügung. Und das wird sehr geschätzt. So lobt Shyshko bei der Abholung der Essensbox auf Italienisch: «Das Essen ist immer sehr gut. Wir sind sehr zufrieden und glücklich, dass wir hier in Niederwil sein dürfen.» Ganna Kisla fügt auf Englisch an: «Es ist grossartig in der Schweiz und hier in Niederwil zu sein. Alle Menschen sind sehr freundlich. Das spüre ich auch, wenn ich durch das Dorf spaziere. Viele sprechen mit mir. Das Essen von der Reussthal Metzgerei ist immer sehr gut. Manchmal überrascht uns Thomas Peterhans mit einem Schweizer Menü, wie Ghackets und Hörnli.»
Hilfe kommt direkt zugute
Thomas Peterhans, Inhaber Reussthal Metzgerei meldete sich auf den Aufruf der Arbeitsgruppe für ukrainische Flüchtlinge im Niederwiler Mitteilungsblatt. «Er war der Erste, der sich meldete und Hilfe anbot», sagt Gemeinderätin Martina Balmer. «Wir sind auf Hilfe angewiesen und sehr froh, dass sich ausser Thomas Peterhans sehr viele Niederwilerinnen und Niederwiler gemeldet haben.» Auch für den Mahlzeitendienst hätten sich weitere Personen gemeldet. Thomas Peterhans hat für sieben Wochen den Mahlzeitendienst zugesagt. «Die Metzgerei Reusstal bietet täglich ein Takeaway Menü an. Ob wir noch für weitere 20 Personen kochen, fällt nicht ins Gewicht», sagt Peterhans. «Wenn es geht, bekommen die ukrainischen Flüchtlinge das gleiche Menü.» Friedli Gemüse aus Mellingen stellt für die ukrainischen Flüchtlinge zusätzlich gratis Gemüse und Früchte zur Verfügung. «Ich habe mit den Früchten auch schon ein Reis Kasimir zubereitet oder das Gemüse zu einem Gemüsegratin verarbeitet. Berührend fand er, dass zuerst die ukrainischen Flüchtlinge bei der Abholung des Essens nicht begreifen konnten, dass sie dafür nichts bezahlen müssen. «Sie sind sehr dankbar und sagen jedes Mal, dass das Essen sehr gut schmeckt. Sie bringen die Wärmebox nach einer Stunde wieder sauber abgewaschen zurück.»
Ankunft war am 1. Juli
Niederwil war gut vorbereitet auf die Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge. Die nicht genutzten Schulzimmer des alten Schulhauses wurden zu Zimmern umfunktioniert und zwei Aufenthaltsräume eingerichtet («Reussbote» vom 20. Mai). «Die ersten Flüchtlinge wurden ein Tag nach dem Musiktag, anfangs Juli, in Kleinbussen vom Kanton nach Niederwil gebracht», sagt Martina Balmer. «Es sind Einzelpersonen, Paare und auch Familien.» Das erste Mittagessen, Ghackets und Hörnli lieferte ebenfalls Thomas Peterhans. Anhand der Namensliste erfuhr der Kanton, dass von einer Familie ein Familienmitglied in einem anderen Kanton untergebracht war. «Der Kanton fragte uns an, ob wir das andere Familienmitglied ebenfalls unterbringen könnten. Da wir genügend Platz hatten, kam es zur Zusammenführung», erzählt Balmer. Dank unbürokratischem Engagement kann die Familie nun vereint in einem Familienzimmer des alten Schulhauses wohnen.
Neue Betreuung der Flüchtlinge
Alle Flüchtlinge in Niederwil werden seit dem 1. Juli von Barbara Egger betreut. Vorher wurden sie vom Kanton betreut. «Es ist eine wunderbare, aber auch fordernde Arbeit», sagt sie. Am Mittwoch konnte sie den ukrainischen Flüchtlingen eine Freude bereiten und ihnen den Ausweis mit dem Status «S» aushändigen. Die Freude darüber war gross. Nun können sie auf Arbeitssuche gehen. Der potenzielle Arbeitgeber muss bei einer Anstellung ein Gesuch beim Kanton einreichen. Damit die Jobsuche auch klappt, üben die ukrainischen Flüchtlinge eifrig Deutsch. So sagt Liudmyla Shyshko bei der Abholung des Essens bereits auf Deutsch: «Vielen Dank für das Essen. Es schmeckt immer sehr gut.» Sie habe früher in der Ukraine per Internet Italienisch gelernt. Dann habe sie mit Deutsch begonnen, bis der Krieg sie ausbremste. Nun will sie Deutsch in der Schweiz lernen.
Debora Gattlen




