Der Klangweg im Reusspark ist seit letzter Woche offiziell eröffnet und lädt alle ein, auszuprobieren, hinzuhören und zu staunen
Sieben Klangobjekte in einem Park, der rund um ein Geriatriezentrum mit Schwergewicht Demenz angelegt ist. Das verführt zum Spiel und sorgt ...
Der Klangweg im Reusspark ist seit letzter Woche offiziell eröffnet und lädt alle ein, auszuprobieren, hinzuhören und zu staunen
Sieben Klangobjekte in einem Park, der rund um ein Geriatriezentrum mit Schwergewicht Demenz angelegt ist. Das verführt zum Spiel und sorgt für zahlreiche Überraschungen.
Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.» Mit diesem Zitat des französischen Schriftstellers Victor Hugo eröffnete Reusspark-Direktor Urs Bosisio offiziell den neuen Klangweg im Gnadenthal. Sieben Klangobjekte sind im Park des Zentrums für Pflege und Betreuung verteilt: Beim Haupteingang Röhrenglockenspiel und eine Wasserspringschale, Schwirrinstrumente auf dem Biber-Spielplatz, klingende Steine neben dem Klostergebäude, Klangschalen neben dem Gewächshaus und in dessen Innerem ein Klangthron. Schliesslich, beim Friedhof, ein Klangbaum.
Was aber soll so viel Klang auf diesem Rundgang? Der Reusspark ist ein Geriatriezentrum mit Schwergewicht Demenz. Definiert wird Demenz durch den Verlust von Gehirnfunktionen, von Gedächtnis und Sprache. Genau hier können Musik und Therapie ansetzen. Manuel Bannwart, Musiktherapeut im Reusspark, sprach an der Eröffnung von der eher jungen Disziplin Musiktherapie. Er erzählte, wie vor allem an Demenz erkrankte Menschen – verloren in Zeit und Umgebung – über Musikbausteine wie Klang, Rhythmus, Dynamik oder Melodie ein Stück Sicherheit und Vertrauen zurückgewinnen können. «Klang und Musik holen sie emotional ab, über das Hören und Fühlen», erklärte er. Erinnerungen würden geweckt. Sie erkennen vertraute Klänge, Rhythmen oder Melodien. «Darauf können wir in der Therapie bauen.» Bisweilen könnten musikaffine Menschen mit Demenz sogar Veränderungen und Neuerungen in der Komposition heraushören. «Die Erfolge», sagte Bannwart, «sind enorm».
Ausprobieren und staunen
Der Klangweg ergänzt das musiktherapeutische Angebot im Reusspark und lädt alle, auch Besucherinnen und Besucher, auf Entdeckungsreisen in die Welt der heilsamen Klänge ein. Zum Beispiel zur Kugelbahn von Klangforscher Beat Weyeneth. Weyeneth hat Steine gesammelt – für die Kugelbahn ist es der vulkanische Phonolith. Diese Steine hat er geschnitten, geschliffen und gleichzeitig auch gestimmt. Er hat sie danach aneinander gereiht und entlockt ihnen, indem er die Kugeln über die Steine rollen lässt, eine überraschende Melodie.
«Ausprobieren und sich überraschen lassen, was mit einem geschieht», sagte im Anschluss Alex Schaufelbühl, Bildhauer und «Lokalmatador», weil sein Atelier neben dem Gewächshaus liegt. Genau darum gehe es. Schaufelbühl hat einen Klangthron aus Holz geschaffen und an dessen Rückseite 50 Saiten gespannt. Sein Objekt soll dazu verführen, sich wie eine Königin oder ein König spielerisch auf den Thron zu setzen und vom leichten Vibrieren des Klangkörpers überrascht zu werden, sobald die Saiten an der Rückseite zum Tönen gebracht werden. «Umso schöner, wenn uns das mit dem Klangweg gelingt.»
Zwischen Hauptgebäude und Reussufer bieten sich dazu mehrere Gelegenheiten: Gleich beim Haupteingang braucht es Geduld, bis die Wasserspringschale singt und sich das Wasser zunächst kräuselt und dann sogar hüpft. Als es gelingt, ist die Faszination gross.
Heidi Hess