Es ist kein Haselnuss- dafür ein Marroni-Jahr
14.10.2022 Niederwil, FreiamtDie Marroni-Ernte ist im vollem Gang. Andreas Gauch verkauft die Edel-Kastanien in seinem Hofladen
Keine einzige Haselnuss konnte Andreas Gauch auf seiner Plantage in Niederwil ernten. Für den Totalausfall wird er aber durch die sehr gute Kastanien-Ernte entschädigt.
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Die Marroni-Ernte ist im vollem Gang. Andreas Gauch verkauft die Edel-Kastanien in seinem Hofladen
Keine einzige Haselnuss konnte Andreas Gauch auf seiner Plantage in Niederwil ernten. Für den Totalausfall wird er aber durch die sehr gute Kastanien-Ernte entschädigt.
Ein Pilz ist für den Totalausfall auf der Niederwiler Haselnussplantage verantwortlich. «Die Haselnussbäume blühen früh im Jahr. Zu diesem Zeitpunkt war die Witterung noch nicht trocken», sagt Landwirt Andresas Gauch. Zu spät entdeckte er und andere Anbauer in Deutschland und Österreich den Pilz, um noch mit Bio-Spritzmitteln die Ernten retten zu können. «Auf unserer Plantage konnten wir jedes Jahr mehr Haselnüsse ernten», so Gauch. «Letztes Jahr hatten wir einen Rekord von 2,7 Tonnen erreicht.» Die Bio-Nüsse werden im Hofladen und in ausgewählten Läden verkauft. Dieses Jahr müssen die Kundinnen und Kunden wegen des Totalausfalls auf die schmackhaften Haselnüsse verzichten. Doch es gibt auch eine gute Nachricht. Die Kastanienbäume von Andreas Gauch tragen reichlich. Die über 100 Bäume auf der zwei Hektaren grossen Plantage bescheren ihm just zum zehnten Standjahr eine überaus reiche Ernte.
Innovative Erntetechnik entwickelt
Andreas Gauch züchtet Haselnuss- und Kastanienbäume. Sein Wissen über die Veredelung und für die Baumpflege gibt er auch an Kursen weiter. Für diese reisen Teilnehmer aus ganz Europa an. Gauch ist nicht nur auf dem Gebiet der Veredelung spezialisiert, sondern auch innovativ, wenn es um die Erntetechnik geht. Netze helfen die Nüsse oder Kastanien aufzufangen. Von dort werden sie aber nicht von Hand, sondern mit einem modifizierten Laubsauger eingesaugt. Für die Marroni-Ernte kommt dieses Jahr eine neue Entwicklung von Gauch zum Einsatz. «Die Kastanien sind auf Druck sehr empfindlich», führt er aus. Mit einem herkömmlichen Laubsauger werden sie zu fest gequetscht. Gauch entwickelte eine Art Zyklonenturbine, mit der die Kastanien schonend angesaugt und über einen Schlauch in den Anhänger des Traktors gelangen. «Mit dieser Methode wird ein indirektes Vakuum erzeugt», so Gauch. Für die Ernte muss exakt der richtige Zeitpunkt gefunden werden. Nach der Ernte werden die stacheligen Früchte ins Kalte Wasser gelegt und während sechs Tagen gegärt. «Die Kohlenhydrate werden in Zucker umgewandelt. Die Kastanien werden so haltbar gemacht», sagt Gauch. Nach dem kalten Bad werden die Kastanien in einem Kühlraum schonend getrocknet.
Marroni oder lieber Vermicelle?
Die Marroni sind im Hofladen des Reusshofs erhältlich. Das nach dem Motto «Es hat solange es hat». Gauch verrät auch gleich, wie die Marronis am besten gegart werden: «Im Backofen bei 180 Grad circa 20 bis 30 Minuten.» Gauch bietet heuer seiner Kundschaft eine Neuerung, die ebenfalls exklusiv im Hofladen erhältlich ist, an. Dafür fährt er jeweils mit den frisch geernteten Marronis zum Vermicelle-Hersteller Moser nach Siselen. Dort stellt er selbst Vermicelle für die Kundschaft her. Die 250 Gramm Mödeli kamen sehr gut an. Sie sind bereits ausverkauft. «Da in Siselen zurzeit auf Hochtouren produziert wird, ist es nicht einfach für mich, dort einen Termin zu bekommen», sagt er. Am 15. November ist es soweit und er kann Nachschub produzieren. Bis dahin muss sich die Kundschaft mit Marronis begnügen. Diese können am Samstag auch am Markt im Schaugewächshaus des Reussparks gekauft werden.
Debora Gattlen


