Auf den «svizzero» hat in Italien keiner gewartet
10.03.2023 SportMotorsport: Der 14-jährige Bezirksschüler Alessandro Binder aus Mägenwil kämpft gegen ein ganzes Rudel der besten italienischen Talente
In Deutschland war Alessandro Binder schon als 12-Jähriger ein Überflieger. In Italien aber ist er einer unter vielen. Dort ...
Motorsport: Der 14-jährige Bezirksschüler Alessandro Binder aus Mägenwil kämpft gegen ein ganzes Rudel der besten italienischen Talente
In Deutschland war Alessandro Binder schon als 12-Jähriger ein Überflieger. In Italien aber ist er einer unter vielen. Dort kämpft der «svizzero» gegen ein Rudel der grössten Motorsporttalente des Landes. Der Mägenwiler Bezirksschüler trainiert hart, um es der italienischen Konkurrenz in der neuen Saison zu zeigen.
Es war so etwas wie ein Sprung ins kalte Wasser. Alessandro «Ale» Binder und sein Vater Heiko, sind auf den italienischen Rennstrecken nochmals auf die Welt gekommen. Nachdem sie zwei Saisons lang in Deutschland den «ADAC Mini Bike Cup» rockten, mussten sie im motorsportverrückten Italien kleinere Brötchen backen. «Man kann sich kaum vorstellen, was in Italien in Sachen Motorsport abgeht», sagt Heiko Binder, der einst selbst ein begabter Töff-Rennfahrer war. «Hier werden Talente schon wie Profis gefördert und unterstützt. Für Ale und mich ist das eine völlig neue Dimension.» Die beiden Schweizer aus dem beschaulichen Mägenwil müssen sich wie Bettler vorkommen, wenn sie mit ihrem Wohnmobil angefahren kommen. Da treffen sie auf hochprofessionelle Teams, mit Fahrern, die kaum 30 Kilo wiegen, aber bereits von Kindsbeinen auf Motorrädern sitzen. Da ist der 14-jährige Schüler aus Mägenwil mit 1.60 Meter Körperlänge und seinen 40 Kilo geradezu ein Schwergewicht. Gefahren wird mit «Ohvale». Das sind Mini-Rennräder, die den grossen GP-Maschinen nachempfunden sind.
Wer im Rennsport erfolgreich werden möchte, sollte, so wie Ale Binder, früh anfangen. In Italien gibt es bereits Rennbikes für Achtjährige. Das Portfolio reicht vom 100 ccm-Viertakter mit 8 PS und Automatik bis zum 190 ccm Bike mit 24 PS und Schaltgetriebe für Nachwuchs-Racer ab 12 Jahren.
Schwierige Umstellung
Für Ale Binder war das eine enorme Umstellung. Einerseits der Wechsel von der deutschen in die italienische Meisterschaft, aber auch der Wechsel von der Honda auf die kleinere, aber schnellere Ohvale 160. «Ans Tempo hat er sich schnell gewöhnt», sagt sein Vater und Betreuer. «Aber die Umstellung auf die doch deutlich kleinere Maschine in Italien, dauerte länger. Ale hatte die ganze Saison mit seiner Körpergrösse und dem Gewicht zu kämpfen. Gegenüber den kleineren und deutlich leichteren Italienern war er klar im Nachteil.»
Vor allem auf den langen Geraden war der kleine «svizzero» in Bezug auf den Maximalspeed deutlich im Nachteil. Dennoch nahm er den Kampf gegen die übermächtige Konkurrenz auf. In seiner ersten Saison in Italien schlug er sich in der Serie mit zwölf Rennen beachtlich. Er wurde von Rennen zu Rennen selbstsicherer und auch schneller. Im letzten Rennen fuhr Binder sogar in die Punkte. Er wurde 9. im Feld mit über 30 Fahrern. Ein versöhnlicher Saisonabschluss. Nach diesem ersten Lehrjahr will Ale Binder mehr. Das heisst, er will regelmässig in die Punkteränge fahren. Die ersten 15 erhalten jeweils Punkte. Gleich nach Saisonende nahm das «Team Binder» die neue Saison in Angriff. Schon im Oktober ging’s nach Spanien ins Techniktraining.
Bis im Dezember fuhren Vater und Sohn Wochenende für Wochenende zum Trainieren in die Lombardei. 800 Kilometer im Wohnmobil, 400 Kilometer hin und ebenso viele Kilometer zurück – bis es auch dort zu kalt wurde, um draussen gefahrlos trainieren zu können. Die Weihnachtstage verbrachten sie im Süden Spaniens, natürlich auf der Rennstrecke.
Ein teurer Spass
Seit Anfang Februar nehmen die Binders an Wochenenden wieder den Weg in die Lombardei unter die Räder.
Ende Mai beginnt die Meisterschaft. Ale Binder startet auf einer grösseren und etwas leistungsstärkeren Maschine. Er hofft, den Grössen- und Gewichtsnachteil zu verkleinern. Mit einem neuen Team geht es mit einer Ohvale GP2 190 – Höchstgeschwindigkeit mit rennbereitem Motor ca. 185 km/h – in die zwölf Rennen in den Abruzzen, im Latium, Umbrien, Emilia-Romagna und der Lombardei. Gefahren wird das anlässlich «Campionato Italiano Velocità (CIV).» Junior-Motorsport ist ein sehr kostenintensiver Sport. Ohne Sponsoren kommt man nicht weit. Gerade das ist die Hauptsorge der Binders. «Wir haben zwar einen Sponsor, der etwas zuschiesst. Aber das vermag die Kosten bei weitem nicht zu decken. Die Kosten alleine und ohne Sponsoren sind kaum zu stemmen», sagt Alessandro Binder. Deshalb sei er wie immer auf der Suche nach Unterstützern und verweist auf seine Homepage alessandrobinder.com.
Beat Gomes


