Grosses Interesse an der Asyl-Notunterkunft
07.03.2023 BirmenstorfBevor 16 Asylsuchende in die Notunterkunft eingezogen sind, besichtigten Birmenstorferinnen und Birmenstorfer die Anlage
An die 400 Interessierte kamen zum Informationsanlass und schauten sich die unterirdische Notunterkunft an. Bedenken wurden geäussert, angeregt wurde auch ein ...
Bevor 16 Asylsuchende in die Notunterkunft eingezogen sind, besichtigten Birmenstorferinnen und Birmenstorfer die Anlage
An die 400 Interessierte kamen zum Informationsanlass und schauten sich die unterirdische Notunterkunft an. Bedenken wurden geäussert, angeregt wurde auch ein Fussballmatch.
Gestern haben 16 junge Männer die Notunterkunft in Birmenstorf bezogen. Sie sind die ersten, die in der unterirdischen Zivilschutzanlage ein Dach über dem Kopf erhalten. Nach und nach sollen es mehr werden. Die Anlage bietet maximal 190 Personen Platz.
Am Samstagvormittag fand ein Informations- und Begehungsanlass statt, den bis zu 400 Birmenstorferinnen und Birmenstorfer nutzten, um mit Verantwortlichen des Kantons, der Gemeinde, des Vereins Netzwerk Asyl Aargau und auch mit dem zuständigen Betreuungsdienst ORS Service AG zu reden und die Räume zu besichtigen.
«Wann ist der erste Fussballmatch?»
Gemeinderat Fabian Egger, zuständig in Birmenstorf für das Ressort Gesundheit, Gesellschaft und Soziales, erlebte die Besucher als «offen und interessiert». Es seien aber auch «diffuse Ängste» an ihn herangetragen worden, vor allem von Anwohnern, besorgten Eltern oder von Vereinen, weil sich die Zivilschutzanlage am Schulweg, zwischen Schule und Sportplatz befindet. Die Männer in der Asylunterkunft, erklärt Egger, würden rund um die Uhr betreut. Jederzeit seien Sicherheitsleute – Mitarbeiter der Organisation ORS und in einer Anfangsphase auch des Zivilschutzes – vor Ort. Rund um die Unterkunft wurden zudem sensible Zonen definiert. Diese Zonen dürfen die Asylsuchenden nicht (Primarschulen, Kindergarten und Turnhallen) oder nur zu eingeschränkten Zeiten, sowie begleitet und in Absprache mit der Gemeinde betreten (Sportplätze im Freien). Schule, Vereine und auch die Jubla hätten ausserdem auf den Sportaussenanlagen Vorrang, sagte Egger. Der Betonplatz beim Eingang zur Unterkunft ist hingegen ausschliesslich den Asylsuchenden vorbehalten. Dort befindet sich auch ein Container mit einem Töggelikasten. Zuversichtlich stimmt Egger, dass er von Birmenstorfern auch gefragt wurde: «Wann findet der erste Fussballmatch statt?» Einige hätten sich zudem bei Netzwerk Asyl oder der Fachstelle Integration Baden gemeldet und Unterstützung beim Deutschunterricht oder bei der Freizeitgestaltung der jungen Leute angeboten.
Die Bevölkerung äusserte ihre Bedenken auch gegenüber Landammann Jean-Pierre Gallati, Vorsteher des Departementes Gesundheit und Soziales. Er habe Verständnis für diese Sorgen, meinte Gallati. Anwohnende und ältere Menschen hätten ihn angesprochen, weil sie um ihre Sicherheit fürchteten; Eltern sorgten sich vor Übergriffen. «Aber deswegen kommen die jungen Leute nicht.»
«Das ist klar eine Notlösung»
Der Gemeinderat will den Betrieb der Asylunterkunft durch eine gemeinderätliche Kommission begleiten. Dies soll ermöglichen, schnell auf veränderte Gegebenheiten zu reagieren. Diese Begleitkommission wird von Fabian Egger präsidiert: «Wir suchen auf möglichst direktem Weg den regelmässigen Austausch mit den verschiedenen Interessensgruppen». Der Kommission gehören Vertretungen aus Bevölkerung, Schule und Vereinen an, genauso wie vom Kanton oder ORS und Netzwerk Asyl.
«Die unterirdische Unterbringung ist klar eine Notlösung», betont Stephan Müller, Leiter Sektion Asylwesen Aargau. Der Kanton wolle hier nicht 190 Leute unterbringen. «Wenn es geht, möchten wir tiefer fahren.» Der Aufenthalt in dieser Unterkunft soll befristet sein. Wenn nötig, kann er aber bis zu einem Jahr dauern. Ausgerichtet ist die Anzahl an Betreuungspersonen schon jetzt auf wenigstens 50 Asylsuchende.
Heidi Hess


