Im Netz des Fuchses hängen geblieben
12.04.2023 SportFussball 2. Liga: Der FC Fislisbach beschenkt sich vor Ostern in Suhr mit einem Sieg gegen den Tabellenführer
Rino Luongo gilt als Taktikfuchs. Warum, das zeigte sich vor Ostern im Spiel gegen den FC Suhr. Luongo verpasste seinem Team ein Spinnennetz-System, in dem der ...
Fussball 2. Liga: Der FC Fislisbach beschenkt sich vor Ostern in Suhr mit einem Sieg gegen den Tabellenführer
Rino Luongo gilt als Taktikfuchs. Warum, das zeigte sich vor Ostern im Spiel gegen den FC Suhr. Luongo verpasste seinem Team ein Spinnennetz-System, in dem der Tabellenführer hängen blieb.
Mit Rino Luongo über Taktik zu reden, verlangt Zeit. Und Aufmerksamkeit. Denn seine Gedanken sind nicht immer leicht zu lesen. Auch für seine Gegner nicht. So auch am letzten Mittwoch, als der Fuchs seinem Team in Suhr ein taktisches Netz mit auf den Platz gab, in dem sich der Gegner verfangen sollte. An der Seitenlinie strahlte Luongo, als er sah, wie die Jungs seine taktischen Ideen geradezu meisterlich umsetzten. «Der Fuchs ist da draussen auf dem Platz», sagte er sibyllinisch und grinste bis zu den Ohren. Luongo – das Orakel. Was er damit meinte, wurde erst in der 24. Minute klar, als sich das Konzept des Taktikfuchses auf rätselhafte Weise kurzzeitig in Luft auflöste. Da marschierte Loris Desando, der Auffälligste im Suhrer Defensivverbund, durchs Mittelfeld, als wäre da nie ein Auffangnetz gewesen. «Wir kamen immer etwas zu spät. Unsere Leute haben es von vorne bis hinten verpasst, die Räume rechtzeitig zu schliessen», erklärte Luongo hinterher. «So war das Loch einen kurzen Augenblick offen.»
Das Malheur war nicht mehr aufzuhalten. Ein Pass auf Noaim Bayazi. Der 1.90 Meter-Schlaks der Suhrer, der in dieser Saison schon zehn Mal getroffen hat, dreht sich und lässt Gegenspieler Justin Comas falsch abbiegen. Leandro Russo im Tor der Fislisbacher erwischt den Schuss aus wenigen Metern zwischen den «Hosenträgern» (durch die Beine). Schockstarre im Gesicht von Rino Luongo. Ungläubiges Staunen bei den Fislisbachern. Da hatten sie doch 20 Minuten wie aus einem Guss gespielt, die Räume mit ihrem unsichtbaren Spinnennetz für den Gegner unbespielbar gemacht. Und jetzt das! Allerdings muss sich Luongos Offensivabteilung sagen lassen, sie hätte die eine oder andere Topchance auch mal machen, und längst selbst in Führung gehen können.
Rückstand statt Führung
So ging es für den FC Fislisbach mit einem Rückstand in die Kabine, aus der die Suhrer wie verwandelt zurückkehrten. Nun zeigten sie phasenweise, weshalb sie an der Spitze der Tabelle stehen. Doch die Fislisbacher Hintermannschaft mit Raphael Pfister und Pasquale Guzzo, die ohne ihren Verteidigungsminister Silvan Bär auskommen mussten, stand gut. Und was aufs Tor kam, war bei Goalie Leandro Russo gut aufgehoben. Das «Netz» des Taktikfuchses war zwar löchrig geworden. Dafür gab es plötzlich viel Raum zum Kontern. Es taten sich neue Chancen auf. Eine davon nutzte der laufstarke Neuzugang Arbnor Berisha, der im Strafraum nur mit einem Foul zu stoppen war. Den fälligen Elfmeter versenkte Yannic Frei mit Überzeugung.
Im Rausch der Glückseligkeit
Die Reaktion der Suhrer liess nicht auf sich warten. Sie setzten die Fislisbacher zunehmend unter Druck. Doch das Tor machten die Gäste. Yannic Frei wurde mit einem langen Pass auf die Reise geschickt. Der eben erst eingewechselte Sem Yildiz lief mit. Frei legte den Ball zur Mitte in den freien Raum. Und der 21-jährige Yildiz haut die Kugel präzise zwischen dem heranfliegenden Suhrer Goalie und dem linken Pfosten in die Maschen. Ein Meisterwerk. Ob er den genauso machen wollte? «Ja, genauso», sagte Yildiz nach dem Schlusspfiff im Brustton der Überzeugung. Die Fislisbacher im Rausch der Glückseligkeit. Mit Rino Luongo, der wie einst Rumpelstilzchen über den Platz tanzte und seine Freude in den Vollmond beschienenen Nachthimmel schrie.
Aber es waren noch zehn Minuten zu spielen. «Jetzt machen wir hinten dicht», rief Luongo laut über den Platz. Da war es wieder: Das Spinnennetz, in dem sich die Suhrer verfingen. Allerdings war es diesmal etwas robuster gewoben, voller Leidenschaft und Hingabe, mit dem Willen, diesen Dreier als frühzeitiges Ostergeschenk mit nach Fislisbach zu nehmen. So darf es gegen Frick am Dienstag (nach Redaktionsschluss) weitergehen.
Beat Gomes
Match-Telegramm
FC Suhr – FC Fislisbach 1:2 (1:0)
Hofstattmatten, 85 Zuschauer
Tore: 23. Noaim Bayazi 1:0, 53. Yannic Frei, Penalty 1:1, 84. Sem Yildiz 1:2
FC Fislisbach: Leandro Russo (Torhüter), Justin Comas, Raphael Pfister, Pasquale Guzzo, Brian Bosshard, Slobodan Stoilovski (65. Meo Till Mazzei), Lukas Hövel, Kristian Popov, Yannic Frei (89. Roman Müller), Arbnor Berisha (78. Sem Yildiz), Ryan Allmann (80. Joao Pedro Morais Pires)


