Motorsport: Dennis Fischer fährt 315 Tage nach seinem schweren Sturz mit dem 200er Pitbike aufs Podest
Es ist kaum zu fassen. Nur 315 Tage nach seinem kapitalen Sturz stand Dennis Fischer wieder am Start. Und er holte sich beim Pitbikescross in Boswil gleich den Tagessieg.
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Motorsport: Dennis Fischer fährt 315 Tage nach seinem schweren Sturz mit dem 200er Pitbike aufs Podest
Es ist kaum zu fassen. Nur 315 Tage nach seinem kapitalen Sturz stand Dennis Fischer wieder am Start. Und er holte sich beim Pitbikescross in Boswil gleich den Tagessieg.
Der Pokal ist eher ein Pokälchen. Eine golden lackierte Motorradkette, die zu einer Eins geformt auf eine Metallplatte gelötet wurde. Darauf steht mit Filzstift geschrieben:«Pitbike-Rennen Boswil 2023, 1. Rang». So mickrig das Teil sein mag, für Dennis Fischer ist die metallene Auszeichnung von grossem Wert. Sie ist die Bestätigung für den unerschütterlichen Willen, wieder auf die Rennstrecke zurückkehren zu können. Das ist keineswegs selbstverständlich. Am Sonntag, 31. Juli 2022 lag Fischer nämlich im Kantonsspital Schaffhausen notfallmässig auf dem Operationstisch. Seine Lunge, von einer gebrochenen Rippe durchstochen, war kollabiert. Teamchef Martin Wernli hat seinen Piloten schwer verletzt ins Spital gefahren. Der tat bei der Streckenbesichtigung mit seiner neuen 200er Pitbike-Maschine einen kolossalen Sturz. Neben der kollabierten Lunge mussten die Chirurgen auch das gebrochene Schlüsselbein und die Schulter mit Platten und Schrauben wieder herrichten. Fischer, der selbstständig arbeitet, war während mehreren Monaten arbeitsunfähig. Noch nicht mal Auto fahren konnte er. Doch der drahtige Handwerker, der einst in Deutschland Motocross-Meisterschaften fuhr, biss sich durch. Sein Ziel war klar. So wollte er nicht abtreten. Unterstützt von Spenglereiunternehmer Martin Wernli als Teamchef und André «Chäli» Keller als Renningenieur, tastete sich Fischer peu à peu heran. Dass es beim ersten Rennen in Boswil, bei dem gleich drei Läufe ausgetragen wurden, so gut laufen würde, hat aber auch Fischer nicht erwartet, «Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn ich in den ersten Zehn hätte mitfahren können.»
Fischer überrascht sich selbst
Doch es lief Fischer unerwartet gut. Schon im ersten Lauf, über zehn Minuten plus eine Runde, fuhr er völlig überraschend auf Rang zwei. Weil der Sieger dieses Laufes wegen technischer Probleme ausfiel wurde es für das Mellinger Team noch besser. Fischer holte sich im zweiten Lauf den Sieg. Um den Tagessieg zu sichern, musste Fischer im dritten Lauf taktisch fahren. Er fuhr als 3. erneut aufs Podest. «Mehr ging auch nicht mehr», sagte der völlig abgekämpfte Fischer», nach dem letzten Lauf. «Die Piste war dermassen tief ausgefahren, sodass es unglaublich schwer war, in den tiefen Furchen die Pace zu halten.»
Ziel Schweizer Meisterschaft
Und wie steht es mit der Schulter, die noch von Schrauben und einer Stahlplatte zusammengehalten wird? Fischer verzieht das Gesicht. «Mir tut am ganzen Körper alles weh.» Das nächste von insgesamt acht Rennen findet bereits am 19. Mai im luzernischen Schongau statt. Dort will das «MD Performance-Team» erneut am Start sein. Ziel ist es in der Schweizer Meisterschaft am Ende auf dem Podest zu stehen. «Natürlich träumen wir vom Titel», sagt Teamchef Wernli. «Wir sind aber realistisch und hoffen am Ende auf einen Platz auf dem Podest.»
Beat Gomes