Aus Ausschuss wird Qualitätserde
15.08.2023 Niederwil, FreiamtNach der Tomatensaison bekommt der Nährboden der Pflanzen ein drittes Leben eingehaucht
Sie spannen zusammen. Tomatenproduzent Ruedi Meier und Andi Hufschmid, Mitinhaber Hufschmid Grüngutverwertung, nutzen Synergien. Aus nicht mehr gebrauchten Nährstoffballen für Tomaten ...
Nach der Tomatensaison bekommt der Nährboden der Pflanzen ein drittes Leben eingehaucht
Sie spannen zusammen. Tomatenproduzent Ruedi Meier und Andi Hufschmid, Mitinhaber Hufschmid Grüngutverwertung, nutzen Synergien. Aus nicht mehr gebrauchten Nährstoffballen für Tomaten wird Blumenerde.
Im Treibhaus herrschen warme Temperaturen. Die Tomaten gedeihen prächtig. Ruedi Meier, Inhaber Meier Gemüse AG, produziert in zweiter Generation Tomaten. Es gedeihen Rispen-, Ochsenherz- und Cherry-Tomaten auf sechseinhalb Hektaren. Angebaut werden sie in Treibhäusern. Am Hauptstandort in Rütihof, aber auch in Amriswil, Baden-Dättwil, Birmenstorf und Stetten. Der Betrieb von Meier stemmt 40 Prozent des Bedarfs an Tomaten im Kanton Aargau. Das sind rund 1,5 Mio. Kilogramm Tomaten im Jahr. Heute liegen immer mehr Cherry-Tomaten im Trend. Beliefert werden vor allem Grossverteiler. Die Saison geht von April bis November. Danach werden die Pflanzen geschreddert und kompostiert. Bis anhin wurden die 1 Meter langen Wachstumsballen – sechs Pflanzen gedeihen darin – aufgeschnitten, der Plastik entfernt und die Kokoserde auf umliegende Felder verteilt. Das fand Andi Hufschmid, Mitinhaber Hufschmid Grüngut, zu wertvoll. Zusammen mit Meier startete er letzten Oktober das Pilotprojekt. «Es liegt generell viel Potenzial brach, wie Ressourcen und Energie eingespart werden könne», sagen sie. Dafür müsse man über den Tellerrand schauen und zusammenspannen, was nun mit der Wiederverwertung der Tomatenwachstumsballen gemacht werde.
Wertvolle Ressourcen schonen
Wichtig ist Hufschmid, dass er das Substrat, das er für die Herstellung von Erde und Humus verwendet, nicht von weit her zukaufen muss. Der regionale Aspekt ist ihm wichtig. Ganz nach dem Motto: Betriebe aus der Region unterstützen und deren Produkte verwenden. «Meist werden zum Beispiel für Moorbeeterde Holzkomponenten beigemischt oder gar Torf verwendet. Mit den Kokosfasern können wir dem Rohstoff ein drittes Leben einhauchen und wertvolle Rohstoffe schonen.»
Tomaten werden 12 Meter hoch
Im Januar werden die kleinen Tomatenpflanzen in den mit Kokosfasern gefüllten 1 Meter langen Anzuchtballen gepflanzt. Geerntet kann ab April werden. Die Blätter werden unterhalb der Fruchtstände laufend entfernt. Nach und nach werden sie immer wieder abgesenkt, damit immer auf gleicher Höhe geerntet werden kann. Für die Bestäubung – pro Woche entstehen circa eine Mio. Blüten – sind eingesetzte Hummelschwärme verantwortlich. Auf dem Betrieb arbeiten für die Ernte und Verpackung der Tomaten zu Spitzenzeiten bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach der Tomatensaison werden direkt bei Meier Gemüse AG die Nährstoffballen von der Steinwolle – darin werden die Tomaten auf den Ballen gesetzt – und vom Verpackungsplastik befreit. Im Anschluss werden die freigelegten Kokosfasern geschreddert und in eine Mulde gekippt. Diese holt Hufschmid ab und verarbeitet sie in seinem Betrieb in Nesselnbach zu einem losen Grundprodukt weiter. «Bei uns werden bis zu 20 000 Säcke produziert, 13 000 Säcke stammen aus den Kokosfasern», sagt er. Im letzten Jahr habe er analysiert, was bei der Kundschaft gefragt ist. Topfund Hochbeeterde liegen vorne. Aber auch Gartenbauer sind an der Spezialmischung mit Kokosfasern interessiert. «Die Erde hat eine gute Konsistenz und ist vielfältig einsetzbar. Je nach Kundenwunsch werde der Grundmischung auch Lavasplit, zum Beispiel für Dachgärten und Magerwiesen, beigemischt.»
Debora Gattlen
Pflegetipp vom Profi für Tomaten
Tomaten nie zu viel giessen. Ansonsten werden zwar schöne Blätter ausgebildet, das Aroma der Tomaten wird aber buchstäblich verwässert. Die Sonne spiele für das Aroma eine untergeordnete Rolle.


