Die Angst vor dem Meistertitel steigt
29.09.2023 SportMotorsport: Das Mellinger Pitbiketeam mit Dennis Fischer holt in Ramsen (SH) drei 3. Plätze
Der Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger schmilzt dramatisch. Der Druck nimmt zu. Dennoch: Dennis Fischer vom Mellinger Pitbiketeam hat es in den eigenen Händen, den Meistertitel ...
Motorsport: Das Mellinger Pitbiketeam mit Dennis Fischer holt in Ramsen (SH) drei 3. Plätze
Der Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger schmilzt dramatisch. Der Druck nimmt zu. Dennoch: Dennis Fischer vom Mellinger Pitbiketeam hat es in den eigenen Händen, den Meistertitel am 7. Oktober in Giswil festzumachen.
Noch sind drei Läufe zu fahren. Jeder bringt 25 Siegpunkte. Für den Zweitklassierten gibts 22 Punkte, der Dritte schreibt noch 20 Zähler auf sein Konto. Es darf gerechnet werden. Fischers Vorsprung im Klassement um die Schweizer Meisterschaft beträgt drei Läufe vor Schluss 35 Zähler auf den schärfsten Verfolger, Michael Burch. Wenn Burch am Start steht, dann gewinnt er auch. Es sei denn, er fällt aus technischen Gründen aus. Das heisst: Dennis Fischer muss am letzten Renntag auf Burchs Heimstrecke in Giswil (Obwalden) durchkommen. Fällt er auch nur in einem Rennen aus, kann es nochmals ganz eng werden. In einem solchen Fall braucht Fischer in den restlichen zwei Läufen zwei 2. Plätze. Fährt er, wie in Ramsen, auf den 3. Rang, schnappt ihm Burch den Titel punktgleich vor der Nase weg. Denn dann gewinnt jener Fahrer, der mehr Siege eingefahren hat. Und das ist Burch.
Überlebensübung in Ramsen
Die Rennen in Ramsen vom letzten Wochenende waren für das Mellinger Pitbiketeam mit Teamchef Martin Wernli so etwas wie eine «Überlebensübung». Fischer kehrte nämlich ein Jahr nach seinem kolossalen Sturz in Ramsen, nahe bei Stein am Rhein, auf jene Strecke zurück, auf der er beinahe sein Leben verloren hätte. Zur Erinnerung: Beim Einfahren stürzte Fischer bei einem relativ einfachen Sprung so, dass die Ärzte um sein Leben kämpfen mussten. Mehrere Rippenbrüche führten zu einem Durchstich der Lunge. Eine Lungenhälfte war bereits kollabiert, als Fischer eine Stunde nach dem Sturz im Kantonsspital Schaffhausen auf dem Operationstisch lag. Zudem erlitt er einen komplizierten Bruch des Schlüsselbeins, das noch heute mit einer Platte zusammengehalten wird.
Denkbar schlechte Vorbereitung
Nach dem Sturz im Rennen vom vorletzten Wochenende musste Fischer seine Sitzungen bei der Physiotherpeutin intensivieren, damit er in Ramsen überhaupt am Start stehen konnte. Dazu kam die berufliche Belastung. Als selbstständiger Bauhandwerker stand Fischer täglich bis spät abends auf der Baustelle. Kein Wunder, ging es ihm bei allem Stress am Vorabend des Rennens in Ramsen nicht gut. «Mir war speiübel in der Nacht», erzählt Fischer. Entsprechend schwach waren die Trainingszeiten. Rang 5 in der Quali ist nicht das, was Fischer normalerweise abliefert. Er konnte aber auch nicht verbergen, dass ihm die Strecke, die ihn zuletzt so fürchterlich abgeworfen hatte, mental zu schaffen machte.
Am Ende aber konnte er ein einigermassen ansprechendes Resultat nach Hause bringen. Fischer fuhr drei Mal auf Rang 3 und verlor 15 Zähler auf Verfolger Burch.
Nach den Rennen sagte Teamchef Martin Wernli: «Wir sind in Ramsen mit dem Rechenschieber gefahren. Es galt unbedingt einen Nuller zu vermeiden. So haben wir noch immer alles in unseren Händen.» Und Fischer sagt: «Bis dahin sind wir recht unbekümmert gefahren. Wir wollten einfach Spass haben. Aber jetzt, mit dem Titel vor Augen, ist der Druck doch spürbar geworden.»
Wernlis Meisterzigarre liegt bereit
Mal sehen ob Fischer diesem Druck auch in Giswil standhalten kann. Martin Wernli jedenfalls hat sich schon mal eine dicke Zigarre beiseite gelegt. Wird es die Meisterzigarre sein?
Beat Gomes