Strom lukrativer als Milchproduktion
29.09.2023 Fislisbach, Region ReusstalLandwirt Toni Peterhans realisierte auf seinem Betrieb eine zweite Photovoltaikanlage
Auf 700 m2 Fläche wurden letzte Woche auf der Holstein-Farm von Toni Peterhans Solarpanels montiert. Damit produziert er künftig Strom für den Betrieb, aber auch für den lokalen ...
Landwirt Toni Peterhans realisierte auf seinem Betrieb eine zweite Photovoltaikanlage
Auf 700 m2 Fläche wurden letzte Woche auf der Holstein-Farm von Toni Peterhans Solarpanels montiert. Damit produziert er künftig Strom für den Betrieb, aber auch für den lokalen Markt.
Es ist bereits die zweite Photovoltaikanlage auf der Holsteinfarm von Toni Peterhans. Bereits 2009 bestückte er die Südseite des Stall- und Ökonomiegebäudes mit einer Photovoltaikanlage. Den daraus erzeugten Strom liefert er an die EWZ. Letzte Woche verlegten Monteure auf der Nord-Ostseite des Daches Solarpanels. Nachdem die Aluminiumhalterungen montiert waren, ging es schnell. Panel um Panel wurde montiert. Die Anlage wird voraussichtlich Ende Jahr ans Netz gehen. «Wir wollen möglichst viel Strom für den eigenen Betrieb produzieren», führt Peterhans aus. «Aufgrund der steigenden Energiepreise macht es Sinn, selbst Strom zu produzieren.» Da die Anlage mit 700 m2 zu den grösseren gehört, wird in den Sommermonaten überschüssiger Strom ins Netz der Elektra Fislisbach eingespiesen. «Die Zusammenarbeit mit der Elektra Fislisbach ist sehr gut», sagt er. Enttäuscht ist Peterhans, dass die Technik noch nicht so weit fortgeschritten oder sehr teuer ist, dass für die Nacht oder die Wintermonate Strom gespeichert werden kann. «Wir werden das sicherlich realisieren, sobald sich die Investition lohnt.» Sinn mache daher, den mit der Photovoltaikanlage produzierten Strom bei Sonnenschein zu nutzen. So zum Beispiel für den Betrieb der Futtermischanlage.
Strom produzieren für die Zukunft
Als Landwirt müsse man betriebswirtschaftlich und weitsichtig denken. Daher plant Toni Peterhans bereits eine dritte Photovoltaikanlage auf dem Maschinengebäude. Das Projekt soll in den nächsten zwei Jahren realisiert werden. Bereits für den Ausbau der zweiten Etappe muss Toni Peterhans die 700 Meter Zuleitung erneuern und ein Trafohaus erstellen. «Die Investitionen für die Photovoltaikanlagen bezahlen wir selbst», sagt er. «Es ist eine zeitgemässe Investition. Ich habe die Solaranlage vor einem Jahr bestellt. Jetzt hat es mit der Lieferung geklappt.»
Zuviel Solarstrom im Sommer
«Fislisbach produziert während den Sommermonaten zu viel Solarstrom», sagt Marcel Schibli, Präsident Elektra Fislisbach. Unter der Woche könne dies mit dem Mehrverbrauch durch Gewerbe und Industrie abgefangen werden. An den Wochenenden sehe aber das anders aus. Der überschüssige Strom wird ins Netz, dem Vorlieferanten, zurückgespiesen. Das zum gleichen Preis, wie für den Bezug von Strom, bei nicht Sonnenstunden. «Das ist die Krux mit der Solarenergie. In einigen Regionen wird in den Sommermonaten zu viel produziert, in den Wintermonaten kann diese Technologie jedoch den Bedarf nicht abdecken», sagt er. In Deutschland werde bereits zu gewissen Zeitfenstern, der überschüssige Solarstrom nicht abgenommen oder es müsse dafür bezahlt werden. «Wir sind leider in der Schweiz ebenfalls auf diesem Weg, wenn, ohne die nötige Technologie für Speicherung, weiter ausgebaut wird.»
Solarstrom im Winter Mangelware
Da viele auf eine Wärmepumpe umsteigen und Ladestationen für E-Autos installieren, hat die Elektra in den letzten zehn Jahren das Netz verstärkt und die Kapazität um einen Drittel erhöht. Insgesamt wurden in den letzten zwei Jahren acht Kilometer neue Kabel verlegt. Problematisch für die Versorgungssicherheit von Strom sind in der ganzen Schweiz die Wintermonate. Auch in den nächsten Jahren sei bei sehr kalten Wintern 30 Prozent zu wenig Strom vorhanden. «Wir müssen dafür sorgen, dass wir den fehlenden Strom nicht vom Ausland beziehen müssen», so Schibli. «Es gibt immer noch kein Stromabkommen mit der EU.» Herausfordernd sei, dies ohne Notkraftwerk zu lösen.
Obwohl Solarenergie nur gerade 20 Prozent im Winter, 80 Prozent im Sommer, produzieren kann, mache es trotzdem Sinn für den Eigenbedarf eine Anlage zu bauen. Geräte wie Waschmaschine, Tumbler oder Autoladestationen sollten dann vor allem tagsüber, wenn Solarstrom produziert wird, genutzt werden. Um einen Anreiz dafür zu schaffen, gibt es ab 1. Januar 2024 bei der Elektra Fislisbach einen Einheitsstrompreis. Der Nachtstromtarif entfällt.
Debora Gattlen