Sie lauscht in andere Sonnensysteme
21.11.2023 Fislisbach, Region ReusstalAstrophysikerin Susanne Wampfler hält am 24. November einen Vortrag in ihrem Heimatdorf
Susanne Wampfler ist in Fislisbach aufgewachsen. Die Professorin für Astrophysik an der Universität Bern erforscht, woraus ferne Sterne und Planeten bestehen. Dafür untersucht sie mit ...
Astrophysikerin Susanne Wampfler hält am 24. November einen Vortrag in ihrem Heimatdorf
Susanne Wampfler ist in Fislisbach aufgewachsen. Die Professorin für Astrophysik an der Universität Bern erforscht, woraus ferne Sterne und Planeten bestehen. Dafür untersucht sie mit Radioteleskopen das All.
Schon als ganz kleines Kind habe sie sich für die Vorgänge am Nachthimmel interessiert und ihre Eltern nach dem Mond gefragt, erzählt Susanne Wampfler. Da habe sie gerade erst sprechen können. «Meine Eltern haben das unterstützt und mir ein Buch über alle Planeten geschenkt», erinnert sie sich. Dabei kommt Wampfler nicht etwa aus einem Akademikerhaushalt. Ihr Vater war Werkzeugmacher, ihre Mutter zahnmedizinische Assistentin. Die Naturwissenschaften standen bei ihr zunächst ebenfalls nicht im Vordergrund. Im Gegenteil: Wampfler besuchte ein altsprachliches Gymnasium, lernte Latein und Altgriechisch. «Es braucht schon ein gewisses Flair für Mathematik und Physik», gibt sie jedoch nach den Voraussetzungen für ein Studium der Astrophysik befragt, zu. Mathematik sei ausserdem die «Sprache der Physik». Als im Physikunterricht schliesslich die Keplerschen Gesetzte durchgenommen wurden, welche die Planetenbahnen beschreiben, merkte die heute 42-Jährige, dass sie dieser Bereich besonders faszinierte.
Bausteine des Lebens
Während ihres Studiums an der ETH Zürich kam Wampfler dann dem Sternenhimmel buchstäblich noch etwas näher. Für ihre Diplomarbeit quartierte sie sich zusammen mit einer Kollegin drei Wochen lang auf dem über 3000 Meter hohen Gornergrat bei Zermatt ein und lauschte mit dem dortigen Radioteleskop ins Weltall. Wobei, beobachten trifft es besser: «Wir sitzen nicht mit dem Kopfhörer vor dem Teleskop», erklärt Wampfler. Auch wenn viele das seit dem Film «Contact» mit Jodie Foster denken würden. Stattdessen werden die Signale aus dem Weltraum elektronisch aufgezeichnet und visuell dargestellt. Wampfler kann aus diesem Spektrum ablesen, aus welcher Materie ein beobachtetes Objekt, also ein entstehender Stern oder Planet, besteht: «Jedes Molekül erzeugt Signale bei bestimmten Frequenzen», erklärt die Professorin. Dabei interessiert die Forschenden besonders, wie die molekularen Grundbausteine des Lebens im All überhaupt entstehen. Wampfler blickt dafür weit über unser eigenes Sonnensystem hinaus: «Wir versuchen bei anderen Sternensystemen zu verstehen, welche chemischen Prozesse stattfinden, um zu verstehen, was bei uns im Sonnensystem passiert ist», so Wampfler. Denn die Entwicklung unseres eigenen Sonnensystems sei weitgehend abgeschlossen. Wampfler selbst studiert unter anderem Moleküle, die mit der Chemie des Wassers zusammenhängen. Bedeutet das, dass irgendwo da draussen noch anderes Leben existieren könnte? «Die Bedingungen für Leben sind auch an anderen Orten gegeben», glaubt Wampfler. Beweise für anderes Leben gebe es bisher aber nicht. «Ich bin nicht sicher, ob ich es furchteinflössender finde, zu wissen, dass wir die einzigen sind, oder dass ausserirdisches Leben existiert», lacht die Astrophysikerin, die am kommenden Freitag für einen Vortrag in ihre Heimat Fislisbach kommt. «Ich werde darüber sprechen, dass Sterne ein Leben haben, wie ein Radioteleskop funktioniert und was für Bausteine wir gefunden haben», so Wampfler, die übrigens nicht nur intellektuell, sondern auch sportlich etwas auf dem Kasten hat. Seit 30 Jahren macht sie Karate und sieht durchaus Parallelen zwischen der Philosophie des Sports und der Wissenschaft. Es gehe darum, sich als Person weiterzuentwickeln und letztlich um die Frage: «Wo ist mein Platz im Universum?».
Michael Lux
Susanne Wampfler: «Eine Reise durchs Universum», am 24. November, 20 Uhr im Kulturzentrum Fislisbach