Der Laubfrosch wartet bereits in den Bäumen
19.01.2024 Künten, Region ReusstalIn der ehemaligen Deponie «Sackräbe» soll der belastete Boden abgetragen werden, damit hier Wassertümpel entstehen können
Zwischen Reuss und Ägerte-Matteneich treffen sich Laubfrösche und Gelbauchunke bald an einem weiteren Tümpel zum ...
In der ehemaligen Deponie «Sackräbe» soll der belastete Boden abgetragen werden, damit hier Wassertümpel entstehen können
Zwischen Reuss und Ägerte-Matteneich treffen sich Laubfrösche und Gelbauchunke bald an einem weiteren Tümpel zum Froschkonzert.
Das Gebiet «Sackräbe» war 30 Jahre lang eine Kehricht- und Bauschuttdeponie. Hier wurde seit den 1950er- und bis in die 1980er-Jahre Aushub, Bauschutt und Beton deponiert, auch Kehricht wie etwa Metallschrott, Kunststoff oder organisches Material. In den letzten 40 Jahren überwucherten dann Brombeersträucher die Schutthalde. Inzwischen aber hat Pro Natura Aargau, die heute im Besitz der Deponie ist, den Sonnenhang am Wegrand gelichtet: Sie will die einstige Deponie in ein Naturschutzparadies verwandeln – ausgearbeitet hat das Projekt «Sanierung belasteter Standort und Neubau Amphibienlaichgewässer» das Windischer Unternehmen Crea Natira.
Ein Netz von Laichtümpeln
Hier sollen Bäume gerodet und Altlasten ausgehoben werden, um einen weiteren Lebensraum mit Wassertümpeln für Amphibien zu schaffen. Denn der Laubfrosch lauert bereits in Büschen und Baumkronen. Die in der Schweiz stark gefährdete Froschart konnte sich auf dem Gemeindegebiet von Künten entwickeln, dank gut vernetzter Lebensräume in ehemaligen Gruben und in einem Altarm der Reuss. Heute nimmt das Gebiet eine besondere Stellung als Lebensraum für seltene Amphibienarten ein: Laubfrosch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte oder Kammmolch wurden hier jedenfalls schon gesichtet. Pro Natura geht davon aus, dass diese Amphibien den Projektperimeter bereits heute als Vernetzungsachse nutzen: «Der südexponierte Waldrand verbindet die bestehenden Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung Ägerte-Matteneich mit den Auen im Auenschutzpark Hegnau-Gnadenthal an der Reuss.» Grosse, gut besonnte, von Gehölzen eingerahmte Tümpel allerdings fehlen an dieser Stelle. Wenn sich der Laubfrosch aber fortpflanzen und weiter ausbreiten soll, benötigt er genau solche Gewässer. In der «Sackräbe» will Pro Natura deshalb Tümpel schaffen – zwei grosse mit bis zu 500 Quadratmetern Fläche für die Laubfrösche, mehrere kleine für die Gelbbauchunken.
Roden und Boden abtragen
Bevor die Laichtümpel für den Laubfrosch geschaffen werden, muss die ehemalige Deponie von Altlasten befreit werden. Pro Natura hat sich für eine Totaldekontamination entschieden. Dafür müssen der Waldstandort gerodet und Baumstrünke ausgegraben werden – die Wurzelstöcke werden vor Ort gereinigt. Sie sollen später die Tümpellandschaft strukturieren. Die Rodung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Reusstal.
Gemäss Schätzungen beträgt die Menge der über die Jahre erfolgten künstlichen Auffüllung in der Deponie rund 3000 Kubikmeter. Davon dürften rund 2200 Kubikmeter verschmutzt sein. Soweit möglich soll unverschmutzter Aushub vor Ort wiederverwendet werden. Der Rest wird mit schätzungsweise 300 Lastwagenfahrten wegtransportiert. In die ausgehobenen Gruben werden Lehmschichten gelegt, die danach zu den erwünschten Wassertümpeln werden. Die geschätzten Projektkosten belaufen sich auf rund 1,1 Mio. Franken. Nach der Baubewilligung möchte Pro Natura im Sommer mit dem Bau beginnen. Vielleicht steht bereits im darauffolgenden Frühling in der «Sackräbe» erstmals Froschkonzert auf dem Programm.
Heidi Hess