Er verhilft alten Fahrrädern zu einem zweiten Leben
26.01.2024 Künten, Region ReusstalWalter Rüthemann repariert in der Garage seines Einfamilienhauses alte Fahrräder und haucht diesen so ein zweites Leben ein
Walter Rüthemann flickt die unterschiedlichsten Fahrräder und verschenkt diese ins Ausland oder an Flüchtlinge. Ein stiller bescheidener ...
Walter Rüthemann repariert in der Garage seines Einfamilienhauses alte Fahrräder und haucht diesen so ein zweites Leben ein
Walter Rüthemann flickt die unterschiedlichsten Fahrräder und verschenkt diese ins Ausland oder an Flüchtlinge. Ein stiller bescheidener «Schaffer» mit einem grossen Herz.
Im Hintergrund hört man leise einen Schweizer Radiosender und inmitten von Veloschläuchen, Schrauben, Zangen, Veloketten, Feilen, Kabeln, Inbus-Schlüsseln, Pedalen, kleinen Maschinen und defekten Fahrrädern steht Walter Rüthemann hinter einem aufgebockten weissen Velo und schraubt an einem Gewinde. Auf rund 50 Quadratmetern hat er sich im Untergeschoss seines Hauses in Künten eine kleine Werkstatt eingerichtet. Diese ist fein säuberlich aufgeräumt und jedes Ding hat seinen Platz. Er macht einen äusserst zufriedenen Eindruck. «Nicht allen auf der Welt geht es so gut wie mir», sinniert der gelernte Maschinenschlosser an diesem Donnerstagvormittag beim Interviewtermin. «Deshalb würde ich gerne etwas zurückgeben.»
Leidenschaft für Motocross und den Langstrecken-Laufsport
«Schon als kleiner Junge hat mich alles was mit Rädern, Töffli oder Velos zu tun gehabt hat, interessiert», sagt Rüthemann. Er habe sogar als kleiner «Stümper» Motocrossrennen gefahren. Diese Zeiten sind aber vorbei. Heute begeistert sich der 70-Jährige eher für den Laufsport. Und für Fahrräder. Rüthemann radelt für sein Leben gern und vor allem «chnütterlet» er mit Leidenschaft an alten ausgedienten Fahrrädern herum. Seit mehr als 35 Jahren zieht sich Rüthemann in sein Werkstattrefugium zurück und taucht in seine Welt ab. «Hier kann ich mich erholen und auftanken.» Als Rüthemann noch hauptberuflich aktiv war, verschwand er jeweils nach Arbeitsschluss oder samstags in seine Garage und arbeitete weiter. Er reparierte aber nicht nur Fahrräder, sondern auch für die Bauern in der Umgebung deren Motorsägen, Kleingeräte oder Rasenmäher. Nach wie vor kann man sein defektes Fahrrad Rüthemann vorbeibringen und der verheiratete Pensionär übernimmt auch gerne Schweisserarbeiten. Aber heute, als Pensionär, kann er die Sache inzwischen gemächlich angehen und die anstehenden Arbeiten, die sich eher auf das Flicken von Fahrrädern beschränkt, auch tagsüber erledigen. «Ich bin ein Praktiker, kein Theoretiker», witzelt Rüthemann.
Velafrica mit seinen 400 Sammelstellen
Alte Velos sind meistens über längere Zeit vernachlässigt worden, stehen ungeschützt im Freien und sehen dementsprechend mitgenommen aus. Es sei auch erstaunlich wie viele noch zum Teil gut erhaltene Fahrräder einfach in der Mulde landen. Rüthemann sammelt sie ein oder bekommt einen Hinweis, wo sich verwaiste Fahrräder befinden. Die meisten Velos haben einen «Platten». Dies behebe er immer gleich zuerst. Später prüft er die Bremsen, ölt und schleift die Veloketten, ersetzt Teile, entfernt Rost, prüft die Gängeschaltung und bringt einen Veloständer an. Wichtig sei, dass die Fahrräder funktionstüchtig seien und man sich damit überhaupt fortbewegen kann. Für die Instandstellung brauche er jeweils circa eine Stunde. Wenn halt einmal ein Licht fehlt, sei das kein Weltuntergang erzählt der fünffache Grossvater später. In den vergangenen zwei Jahren hat er zum Beispiel insgesamt 138 Fahrräder geflickt. «Es ist eine grossartige und simple Idee, alte Fahrräder zu flicken und sie an Bedürftige im Ausland zu spenden. Ich arbeite mit Velafrica zusammen. Die gemeinnützige Organisation hat gegen 400 Sammelstellen in der Schweiz. Dort liefere ich sie ab, den inzwischen intakten Fahrrädern wird so ein zweites Leben eingehaucht und ich kann auf einfache Art und Weise Gutes tun», freut sich Rüthemann.
Isabel Steiner Peterhans






