Die 51. Inthronisation stand ganz im Zeichen der Apokalypse. Es wurde keine Nachfolge gefunden.

Es ist eine Überraschung. Die 51. Inthronisation verschlug buchstäblich den Anwesenden die Sprache. Statt einem neuen Ehrenschränzer wurde die alte Garde der Ehrenschränzer in globo wiedergewählt.

Niederwil ist definitiv eine Hochburg, was Fasnacht anbelangt. Kaum zu glauben, dass Zeremonienmeisterin Claudia Gratwohl keine Nachfolge für die 50. Ehrenschränzerin, Melanie Kleiner fand. Im Vorfeld wird jeweils spekuliert, wer der höchste Niederwiler Fasnächtler wird. Der Name des neuen Ehrenschränzers ist jeweils eines der best gehüteten Geheimnisse im Dorf. Die 51. Inthronisation der Schränzerclique fand letzten Freitag im alten Schulhaussaal statt. Bereits kurz nach der Türöffnung um 19 Uhr war der Saal pumpenvoll, die Stimmung bestens. Um 20 Uhr war es soweit. Die bisherige Ehrenschränzerin Melanie Kleiner bestieg zum letzten Mal den Thron, um mit ihrem Gefolge ein Resümee über die Fasnacht 2023 zu ziehen. Das tat sie mit einer Powerpoint-Präsentation. Und dann war es soweit. Die Zeremonienmeisterin schritt zur Verkündigung des neuen Ehrenschränzers.
«Die Suche gestaltete sich äusserst schwierig», verriet Claudia Gratwohl. Die Überraschung bei den Anwesenden war riesig, als sie verkündete, dass sie zwar für 2025 bereits einen Kandidaten habe, für 2024 aber niemand für das Amt finden konnte. «Ich habe daher nach dem Motto «Apokalypse» einen Plan B gewählt. Dieser entstand spontan am Treffen der Ex-Ehrenschränzer. Ich bitte alle Ex-Ehrenschränzer auf die Bühne», sagte sie. Spätestens mit dieser Aktion, dachten die Meisten im Saal, dass ein Ehemaliger das Rennen für den höchsten Niederwiler Fasnächtler machen wird. Doch weit gefehlt. «Ich ernenne alle Ex-Ehreschränzer in globo zum neuen Ehrenschränzer. Ihr werdet für die Fasnacht 2024 das Dorf gemeinsam regieren», verkündete sie. Das ist in Niederwil ein Novum. Noch nie wurde ein Ehrenschränzer zum zweiten Mal gewählt.
Stellvertretend für die 51 Ehrenschränzer, nicht alle waren anwesend, nahm Beat Peterhans auf dem Thron Platz und das Zepter von Melanie Kleiner entgegen. Der Schlüssel für die symbolische Machtübergabe im Dorf überreichte hingegen Gemeindeammann Norbert Ender an Altgemeinderat Peter Gauch. Traditionell stellte der Gemeinderat im Gegenzug an die Machtübergabe an den neuen Ehrenschränzer jeweils eine Aufgabe. Der Situation angepasst forderte Ender: «Das Casino in Nesselnbach soll von euch gemeinsam fasnächtlich geschmückt werden.» Die gratulierenden Delegationen mussten sich ebenfalls auf die neue Situation einstellen. Der Tenor: «Wir freuen uns, dass ihr an unsere Anlässe mit einer mehrköpfigen Delegation erscheinen werdet.» Für die Koordination wird ein WhatsApp-Chat für die alten Neu-Ehrenschränzer eingerichtet. «Man muss sehen, dass die Tradition weitergeht», sagte Richard Gauch. «Ich freue mich, dass ich als einer der Neu-Ehrenschränzer Motto getreu die Fasnacht 2024 geniessen kann. Ich werde sicherlich an einige Anlässe gehen.»

Debora Gattlen