Sie spielten, als gäbe es für sie nur Berggipfel
23.01.2024 Niederwil, FreiamtDer Musikverein Niederwil geht «z’Berg» und spielt sich am Jahreskonzert mit seinem Programm in schwindlige Höhen
Der Musikverein Niederwil hatte sich die Berge zum Programm gemacht. Mühelos gelingt den Musikantinnen und Musikanten eine Tour zu vielen ...
Der Musikverein Niederwil geht «z’Berg» und spielt sich am Jahreskonzert mit seinem Programm in schwindlige Höhen
Der Musikverein Niederwil hatte sich die Berge zum Programm gemacht. Mühelos gelingt den Musikantinnen und Musikanten eine Tour zu vielen Höhepunkten.
Zwar hatte Präsident Manuel Stutz das Publikum noch mit den Worten begrüsst: «Wir nehmen sie mit auf eine Wanderung durch die tiefsten Täler zu den höchsten Gipfeln.» Im Publikum dürfte man sich aber rasch einig gewesen sein, dass der Musikverein Niederwil an seinem Jahreskonzert «z’Berg» kein einziges Tal durchwanderte.
Vielmehr stürmten die Musikantinnen und Musikanten unter der Leitung von Sandro Oldani von Gipfel zu Gipfel, ein musikalischer Höhepunkt folgte dem anderen. Den ersten bildete das komplexe Stück «Red Mountain» von Marc Jeanbourquin, in welchem die Musikantinnen und Musikanten ihr Können unter Beweis stellten – sie taten es in der Folge noch einige Male an diesem gelungenen Jahreskonzert.
Mit viel Witz von Stück zu Stück
Der Musikverein Niederwil, der sich aus 25 Musikantinnen und 25 Musikanten der Jahrgänge 1945 bis 2002 zusammensetzt, darf sich über ein Durchschnittsalter von 30 Jahren freuen. Eine Gruppe, bestehend aus diesen jungen Mitgliedern, führte denn auch einfallsreich und witzig mit kurzen Video-Sequenzen zwischen den Musikstücken durch das Programm.
Sie erzählten die Geschichte des «Musikverein auf Wanderschaft» und zeigten in kurzen Sketches ihren Weg auf den Gipfel. Sie fuhren im Postauto, nahmen die Bergbahn und gingen zu Fuss – nicht ohne Pausen, die mal mit einem Kartenspiel, mal mit der Rast in der Bergbeiz ausgefüllt wurden. Über Video-Chat fragten die jungen Wanderer auf dem Berggipfel schliesslich das «Fyrabigchörli Rüssblick» an, ob es am Jahreskonzert mitwirken wolle. Denn, was könnte besser zum Berg-Programm passen als ein Jodelchörli? Selbst wenn die Zusage der Jodlerinnen und Jodler letztlich über andere Kanäle erfolgte als über den im Video gezeigten Chat, gelang den Drehbuchautoren Beat und Pius Ochs, Lukas Güttinger, Raphael Klingelhofer und Matteo Giampà mit dieser kleinen Geschichte doch eine schöne Pointe – es blieb nicht die einzige.
Das «Fyrabigchörli Rüssblick» jedenfalls betrat im Scheinwerferlicht den Saal, eroberte die Bühne und jodelte, begleitet vom Musikverein, die «Bärgandacht» und die «Jodelphonie» und sorgte damit für einen weiteren Höhepunkt im Programm «z’Berg».
Solostimmen als Höhepunkte
Auf Tradition folgte Rock. Bei «Alperose» von Hanery Amman und Polo Hofer nutzte Dirigent Sandro Oldani die Gelegenheit, die einzelnen Instrumente aus dem grossen Ganzen heraustreten zu lassen. Er forderte zunächst Saxofon und Eufonium zum Solo auf, auch die Posaunen oder die Klarinetten waren alleine zu hören und selbst für E-Bass und Gitarre gab es eine kleine Sondereinlage in diesem Stück. Im folgenden Lied «Bergwerk», von Kurt Gäble arrangiert für Blasmusik, hatten dann die Trompeten ihren grossen Auftritt. Und fast noch schöner als in Rainhard Fendrichs Original «Weus’d a Herz hast wie a Bergwerk» trugen sie die Melodie ins Publikum. Mit einem Arrangement zu Edvard Griegs «In the Hall of the rocking King» näherte sich das Konzert seinem Ende. Unter grossem Applaus schloss der Musikverein Niederwil mit zwei Zugaben sein Jahreskonzert.
Heidi Hess