Anklage weckt Erinnerungen an Mord
06.02.2024 BirmenstorfAm 16. September 2022 wurde ein 60-jähriger Schweizer in einem Zimmer im Hotel Adler ermordet
Rund 15 Monate sind seit dem mutmasslichen Mord vergangen. Nun sind die aufwendigen Ermittlungen abgeschlossen. Ende Januar hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Männer ...
Am 16. September 2022 wurde ein 60-jähriger Schweizer in einem Zimmer im Hotel Adler ermordet
Rund 15 Monate sind seit dem mutmasslichen Mord vergangen. Nun sind die aufwendigen Ermittlungen abgeschlossen. Ende Januar hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Männer erhoben.
Mit der Anklageschrift kam bei mir und den Angestellten alles wieder hoch», sagt Felix Zehnder, Inhaber des Gasthof Adler in Birmenstorf. «Wir hatten die Bilder der Tat inzwischen aus unseren Köpfen verdrängt.» Eine Angestellte hatte vor über einem Jahr, am 16. September 2022, in einem Hotelzimmer die Leiche eines Gastes entdeckt. Kein schöner Anblick, da diese bereits stark zersetzt war. Zehnder sagte damals dem «Reussbote»: «Die wöchentliche Reinigung der dauervermieteten Hotelzimmer stand an. Kurz nach 10 Uhr kam die angestellte Reinigungskraft aufgeregt zu mir in die Küche und sagte: «Chef, der Herr in Zimmer 10 ist tot.» Zehnder informierte damals umgehend die Polizei. Diese konnte trotz der bereits verwesten Leiche kurze Zeit später zwei Tatverdächtige, einen damals 24-jährigen Rumänen und einen 23-jährigen Deutschen festnehmen. Die zwei Männer waren Zimmernachbarn des Ermordeten. «Ich hätte den Männern diese Tat nicht zugetraut», sagt Zehnder. «Es waren ganz normale und unauffällige Gäste.» Die beiden Männer sitzen seit der Festnahme in Haft. Nun hat die Staatsanwaltschaft Baden die Untersuchung abgeschlossen und Anklage erhoben.
Mehrminütiger Todeskampf
«Wegen der laufenden Ermittlungen konnte lange nichts zum Tathergang kommuniziert werden», sagt Adrian Schuler, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Aargau. Die Obduktion der stark verwesten Leiche stellte die Gerichtsmediziner vor eine Herausforderung. «Die Tat wurde rekonstruiert. Trotz der stark zersetzten Überreste konnte die Rechtsmedizin Beweise für ein Verbrechen feststellen». Die Obduktion zeigte, dass das Opfer schwere Verletzungen durch stumpfe Gewalteinwirkungen im Kopf- und Halsbereich sowie am Oberkörper aufwies. Die Ergebnisse der Rechtsmedizin deuten darauf hin, dass das Opfer infolge einer mehrminütigen Einwirkung auf Rumpf und Halsbereich schliesslich erstickte.
Haupttäter drohen 18 Jahre Haft
Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass die beiden verhafteten Männer Zimmer im selben Stockwerk wie der Ermordete bewohnten. Nach Aussagen der Beschuldigten kam es bereits im Vorfeld der Tat zu einem Streit zwischen den drei Männern. Später eskalierte die Situation. Aufgrund der Beweislage geht die Staatsanwaltschaft beim mittlerweile 25-jährigen Rumänen vom Haupttäter aus. Sein Vorgehen zeugt gemäss den Untersuchungen von besonderer Skrupellosigkeit. Daher wird ihm der Tatbestand des Mordes vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn ein Strafmass von 18 Jahren Freiheitsstrafe.
Mittäter unterliess Hilfeleistung
Wie die Untersuchungen zeigen, verhielt sich der zweite Beschuldigte bei der Tat passiver. Er wird ebenfalls angeklagt, weil er eingreifen und Nothilfe hätte leisten können. Die Staatsanwaltschaft beantragt deshalb für den inzwischen 24-jährigen Deutschen für den Tatbestand des Angriffs und der Unterlassung der Nothilfe eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren.
Die Akten der Anklage wurden dem Gericht Baden übergeben. Der Termin der Gerichtsverhandlung steht noch nicht fest. Aufgrund der umfassenden Akten dürfte sie erst in einigen Monaten zu erwarten sein. Die beiden Männer sitzen weiterhin in Haft. Bis zur rechtskräftigen Verurteilung gilt für beide weiterhin die Unschuldsvermutung.
Debora Gattlen