Toni Rohrer aus BNO-Arbeitsgruppe abgewählt
05.03.2024 Niederwil, FreiamtBriefwechsel mit Regierungsrat rund um den Standort des Gärrestlagers der Recycling Energie AG führt zur Abwahl von Toni Rohrer
Toni Rohrer wehrte sich gegen das geplante Gärrestlager im Buchgrindel. Zunächst mit einer Einwendung, dann auch in einem Briefwechsel mit dem ...
Briefwechsel mit Regierungsrat rund um den Standort des Gärrestlagers der Recycling Energie AG führt zur Abwahl von Toni Rohrer
Toni Rohrer wehrte sich gegen das geplante Gärrestlager im Buchgrindel. Zunächst mit einer Einwendung, dann auch in einem Briefwechsel mit dem Regierungsrat. Am Schluss waren es dem Gemeinderat ein paar Sätze zu viel.
Wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Geamtrevision Nutzungsplanung hat der Gemeinderat Toni Rohrer als Mitglied der Arbeitsgruppe abgewählt» – so lautete eine dürre Meldung, erschienen Ende Februar in den Niederwiler Nachrichten auf der kommunalen Webseite. Der Gemeinderat hatte vor über einem Jahr, im November 2022, die Zusammensetzung einer neunköpfigen Arbeitsgruppe für das Projekt Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland bekannt gemacht – unter den Mitgliedern figurierte auch Toni Rohrer aus Nesselnbach. Nun hat ihn der Gemeinderat abgewählt.
Gefragt nach den Gründen für diese Abwahl belässt es Ammann Norbert Ender beim offiziellen Statement des Gemeinderates: «Mehr sagen wir nicht.» Der von der Abwahl betroffene Toni Rohrer hingegen meint: «Die Bürgerin und der Bürger haben das Recht, genau informiert zu werden, was da vorgefallen ist.» Und Rohrer beginnt zu erzählen.
Wohin mit dem Gärrestlager?
Im Kern geht es dem Nesselnbacher Toni Rohrer darum, ein von Werner Humbel geplantes «XXXL-Gärrestlager» oberhalb der Gewerbezone Geere im Buchgrindel zu verhindern. Die Gründe: Rohrer erachtet eine Transportleitung durch die Reusslandschaft von nationaler Bedeutung als «ökologischen und ökonomischen Blödsinn». Man müsse zudem im Frühling wegen des Weitertransportes mit einem sehr hohen Aufkommen an Lkw-Transportfahrten im Bereich Buchgrindel-Hubelstrasse rechnen. – Nur gerade eine Wiese trennt den künftigen Standort der Gärrest-Silos von der Nachbarschaft in Nesselnbach, wo auch Toni Rohrer wohnt.
Gegen den Bau einer 1,8-kilometerlangen Leitung von Humbels Recycling Energie AG im Schällewerch bis zum geplanten 24 000-Tonnen-Gärrestlager bei der ehemaligen Fensterfabrik im Buchgrindel wehrte sich Rohrer vor über einem Jahr mit einer privaten Einwendung. Mehr und mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter hätten sich im Laufe der Zeit an seine Seite gesellt, so Rohrer. In der Folge sei er zum Sprecher einer Gruppe geworden, die den Unternehmer Werner Humbel in seinem ursprünglichen Ansinnen unterstützen wollte: Das Gärrestlager beim Schällewerch möglich zu machen.
Das waren ein paar Sätze zu viel
Toni Rohrer wandte sich deshalb im Februar an den Aargauer Regierungsrat und schrieb einen engagierten Brief an Landammann Markus Dieth und den zuständigen Baudirektor Stephan Attiger – der gesamte Briefwechsel liegt dem «Reussbote» vor. Auf seine Anfrage habe er eine «typisch politische Antwort» erhalten, sagt Rohrer. Unter anderem schrieb ihm der Regierungsrat: «Die Gemeinde wird sich im Rahmen der Gesamtrevision mit den planungsrechtlichen Verhältnissen im Gebiet Schellenwerk auseinandersetzen müssen.» Auswirkungen beim Verkehr seien mit weiteren Umweltthemen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung zu beurteilen. Auf dieses regierungsrätliche Schreiben antwortete Rohrer im Namen der Interessengruppe. Er erwähnte dabei auch, dass er der Arbeitsgruppe Gesamtrevision angehöre. «Wenn Sie diese 1,8-kilometerlange Gärschlammleitung durch die Reusslandschaft aus planungsrechtlicher Sicht als richtig bezeichnen, ist das einfach nur der Weg des geringsten Widerstandes von Aarau aus.» Die geplante Umweltverträglichkeitsprüfung zu den Auswirkungen des Verkehrs bezeichnete er als «ein Hinausschieben von Problemen». Er bat den Regierungsrat: «Sie erwähnen in Ihrem Schreiben auch die Gesamtrevision der Nutzungsplanung von Niederwil. Ich selbst bin Mitglied dieser Kommission. Teilen Sie uns doch bitte mit, was Sie von Niederwil erwarten, damit dieses Ziel doch noch schnellstmöglich erreicht werden kann.» In diesem Brief griff Toni Rohrer die beiden Regierungsräte auch persönlich an.
Der Ammann geht auf Distanz
War Toni Rohrer zu weit gegangen? Gemeindeammann Norbert Ender veranlasste dieser zweite Brief an den Regierungsrat jedenfalls, sich von Toni Rohrers Antwort zu distanzieren. Ender wirft Rohrer vor, er schreibe im Namen von Niederwil, erwähne seine Rolle als Kommissionsmitglied und stelle in deren Namen sogar eine Anfrage. Gegenüber Rohrer wählte Ender deutliche Worte: «Du agierst in dieser Sache alleinig als Privatperson. Inhalt und Tonfall deiner Kommunikation sind deine Verantwortung. Du hast keinerlei Befugnis, in dieser Privatangelegenheit deine Rolle in der BNO-Kommission ins Spiel zu bringen oder sogar in deren Namen zu kommunizieren, respektive Anfragen zu stellen.» Im Übrigen stütze der Gemeinderat die Antwort von Regierungsrat Stephan Attiger, so der Ammann.
In seiner Sitzung Ende Februar beschloss der Gemeinderat schliesslich die Abwahl von Toni Rohrer aus der BNO-Arbeitsgruppe.
«Verdrehte Tatsachen und Fakten»
Toni Rohrer ist sehr enttäuscht. In der BNO-Arbeitsgruppe hätten sie stets ein «sehr offenes und kollegiales Verhältnis» gepflegt. Er spricht von Missverständnissen und davon, dass er einzig im Namen der Interessengruppe Schällewerch geschrieben habe. «Ich hätte nie gedacht, dass von unserer Behörde Tatsachen und Fakten so verdreht werden könnten. Es käme mir nie in den Sinn, jemandem im Namen der Arbeitsgruppe ein E-Mail zu schreiben. Ich habe die BNO nur erwähnt, weil Regierungsrat Attiger die BNO in seinem E-Mail an mich ins Spiel brachte.»
Heidi Hess