Seit 80 Jahren begleitet die Musikgesellschaft Fislisbach die Vereinigten Zünfte zur Gerwe und zur Schuhmachern am Sechseläuten in Zürich – als Zunftspiel läuft sie beim Umzug mit, stellt sich mit anderen Musikgesellschaften rund um den «Böögg» auf ...
Seit 80 Jahren begleitet die Musikgesellschaft Fislisbach die Vereinigten Zünfte zur Gerwe und zur Schuhmachern am Sechseläuten in Zürich – als Zunftspiel läuft sie beim Umzug mit, stellt sich mit anderen Musikgesellschaften rund um den «Böögg» auf dem Sechseläutenplatz auf. Sie ist danach beim Znacht im Zunfthaus dabei und selbstverständlich auch wenn die Gerberzunft die anderen Zürcher Zünfte besucht, deren Häuser in der ganzen Stadt verteilt sind.
An diesem Tag trägt die Musik Fislisbach nicht ihre gewohnte Uniform. Stattdessen ziehen die Musikantinnen und Musikanten dunkle Hosen an, binden eine dunkle Krawatte um den Kragen ihres weissen Hemdes, darüber ein gelbes Gilet und schliesslich die grünen Schürzen ihrer Zunft.
Altzunftmeister über die Spielleute
Was den Gerbern und Schuhmachern ihr Zunftspiel wert ist, beschreibt Altzunftmeister Eberhard Eidenbenz in einem Aufsatz im Vorfeld der «Goldenen Hochzeit», welche die beiden Partner 1993 feiern sollten. Auszüge aus diesem Schriftstück sind hier zusammengefasst: «Dass die Musikgesellschaft Fislisbach im Alter von 57 Jahren (gegründet 1886) eine Ehe mit einer Zürcher Zunft einging, welche nun schon 43 Jahre dauert, darf wohl als ein Unikum bezeichnet werden. Wohl sind die Stifter dieser Ehe, Leo Räber und einige wenige Musikanten und Zünfter, welche damals der Hochzeit beiwohnten, noch am Leben. Den jüngeren und den kommenden Musikkameraden (...) darf wohl ein kurzer Aufklärungsunterricht geboten werden. (...) Spielleute brachten seit eh und je Stimmung in die Zunftstuben und auf die Strassen, wobei die in Zürich domizilierten Musikkorps allein nicht genügten. So behalfen sich mehrere Zünfte – auch die seit 1877 vereinigten Zünfte der Gerber und Schuhmacher – mit dem Zuzug auswärtiger Musikkorps.» Das war zunächst die Konstanzer Regimentsmusik, danach fast 30 Jahre lang die Zürcher Postmusik. Schliesslich gelang es Musikdirektor Leo Räber, im Jahr 1943 für einen Ersatz aus dem Aargau zu sorgen. Es sei gelungen, «mit dem harten Kern der Musikgesellschaft Fislisbach einen soliden Knoten gegenseitiger Freundschaft» zu knüpfen. Alt-Zunftmeister Eberhard Eidenbenz schrieb denn auch Ende der 1980er-Jahre von einen «Geben und Nehmen» zwischen Zunft und Fislisbachern, wie in einer «guten Ehe». «Dankbar für das treue Ausharren an den strapaziösen Sechseläuten, trugen Zünfter zur Anschaffung von Trommeln, Instrumenten und neuen Uniformen ihrer populären Musik bei.»
Musikant Heinz Aerni erinnert sich
Bis 1997 marschierte auch Heinz Aerni, inzwischen 92 Jahre alt, mit seinem Euphonium mit. In den rund 50 Jahren, in welchen er die Umzugsroute in Zürich mit seinen Fislisbacher Musikkameraden absolvierte, habe er den Sechseläutenmarsch «wohl tausend Mal gespielt». Zu Beginn auch unter der Leitung von Dirigent Leo Räber, der damals den Kontakt zur Zunft hergestellt hatte.
(hhs)