Norbert Ender: «Der Dialog ist nötig»
09.04.2024 Niederwil, FreiamtIm Swissgrid-Besucherzentrum erfährt man auf Anmeldung mehr über die geplante Starkstromleitung
Mit einem Besucherzentrum will Swissgrid den Dialog rund um die umstrittene geplante
Starkstromleitung fördern.
Wir alle brauchen Strom», leitete Adrian ...
Im Swissgrid-Besucherzentrum erfährt man auf Anmeldung mehr über die geplante Starkstromleitung
Mit einem Besucherzentrum will Swissgrid den Dialog rund um die umstrittene geplante
Starkstromleitung fördern.
Wir alle brauchen Strom», leitete Adrian Häsler, Mitglied der Swissgrid-Geschäftsleitung, die Eröffnung des Besucherzentrums in Niederwil am Donnerstagabend ein. «Tendenziell immer mehr.» Ohne Netz gelange der Strom nicht dorthin, wo er hingehört, spielte er auf die geplante Starkstromleitung zwischen Niederwil und Obfelden an, die nach wie vor die Gemüter in der Region erregt. «Für Swissgrid ist der Dialog wichtig», sagte Häsler. Die Ausstellung im Besucherzentrum, die für die Dauer von fünf Jahren an der Göslikerstrasse 16a in Niederwil eingerichtet wurde, soll der Bevölkerung denn auch die verschiedenen Aspekte rund um den Ausbau der geplanten 380-Kilovolt-Leitung näher bringen.
«Ich hoffe auf einen guten Dialog»
An die offizielle Eröffnung kamen Adrian Fahrni, Leiter der Abteilung Energie beim Kanton, sowie Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Gemeinden, Vertreter des Vereins Verträgliche Starkstromleitung (VSLR) und auch Projekt-Mitarbeitende der Firma Swissgrid.
Auf den Dialog setzt auch Adrian Fahrni vom Kanton. Die Realisierung des Projektes Starkstromleitung Niederwil-Obfelden sei wichtig, meinte er. Der Kanton setze sich aber auch für die Interessen der Bevölkerung ein, so Fahrni und bedauerte: «Wenn auch nicht immer mit Erfolg.» Entschieden über die in weiten Teilen der regionalen Bevölkerung umstrittene Kombination aus Freileitung und Erdverkabelung hatte letztlich im August 2022 der Bundesrat. «Ich hoffe», betonte daher Fahrni, «auf einen guten Dialog.»
Noch deutlicher die Worte des Niederwiler Gemeindeammanns Norbert Ender, der begrüsste, dass Swissgrid für das Besucherzentrum als Standort seine Gemeinde wählte. «Wir sind stark betroffen», erklärte er. Viele Bürgerinnen und Bürger in der Region wünschten sich eine Verlegung der Leitung in den Boden. «Es ist wertvoll, dass Swissgrid hier den Dialog sucht», so der Gemeindeammann.
Erdverkabelung steht noch im Raum
«Wir sind immer noch nicht überzeugt», sagte Ender. Sie würden die Notwendigkeit einer neuen Leitung zwar erkennen, aber die Frage der Erdverkabelung stehe nach wie vor im Raum. «Der Dialog ist nötig.» Weiterhin gelte es, die Menschen in der Region von der besten Lösung zu überzeugen.
Die Position der Gegner teilte schliesslich der Verein VSLR schriftlich mit: «Für den VSLR ist das Projekt einer 380-Kilovolt-Freileitung von Niederwil bis Rottenschwil über den Wagerain veraltet und fehl am Platz!» Auf undemokratische Art und Weise werde ein Landschaft- und Naturschädigendes Grossprojekt durchgezwängt.
Heidi Hess
Das Swissgrid-Besucherzentrum kann auf vorgängige Anmeldung tagsüber besucht werden. Eine Führung mit Referat, Erklärung der verschiedenen Aspekte und Diskussion dauert rund zwei Stunden.
Politischer Vorstoss
Die SVP-Grossräte Mario Gratwohl aus Niederwil und Walter Stierli aus Fischbach-Göslikon wollen in einer Interpellation vom Regierungsrat wissen, warum die Freileitungen über dem Wald mit hohen Masten gebaut werden. Sie fragen, ob die Möglichkeit bestehe, unter der Freileitung Weihnachtsbäume anzupflanzen, damit keine Ersatzaufforstung notwendig wird? Warum der Bevölkerung, die eine Erdverkabelung will, ein solches Mammut-Projekt vor die Nase gesetzt wird? Und: Wie viel Mehrkosten diese Variante gegenüber einer Leitungsführung durch den Wald verursacht. (hhs)