Sechshändig den Blues im Griff
14.05.2024 BirmenstorfDer Kulturkreis organisierte zum ersten Mal ein Blueskonzert in der alten Trotte
Das Trio 6 Handful Of Blues zeigte dem begeisterten Publikum in der alten Trotte, wie facettenreich der Blues doch sein kann – vom Slow Blues bis zu «Funky Grooves» war alles geboten.
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Der Kulturkreis organisierte zum ersten Mal ein Blueskonzert in der alten Trotte
Das Trio 6 Handful Of Blues zeigte dem begeisterten Publikum in der alten Trotte, wie facettenreich der Blues doch sein kann – vom Slow Blues bis zu «Funky Grooves» war alles geboten.
Die Bluesband 6 Handful Of Blues ist in der Region Baden keine Unbekannte. Seit über zehn Jahren sind sie als Trio in Clubs und auch auf grösseren Bühnen unterwegs. In der minimalistischen Ausführung ohne Schlagzeug machen die Brüder Paul Schneider (Bass) und Patrik Schneider (Gitarre & Gesang) sogar schon seit über 20 Jahren gemeinsam Musik. «Ich habe die Band auf der Badenfahrt gesehen», erzählte Raik Wölfer, Vorstandsmitglied des Kulturkreises Birmenstorf. Ihm habe die Gruppe persönlich sehr gut gefallen. Und da man ohnehin immer auf der Suche nach regionalen Bands gewesen sei, habe man das Trio kurzerhand engagiert. Für den Kulturkreis war dies gleichzeitig eine Premiere – denn eine Bluesband hatte man bisher noch nie im Programm.
Gefühlvoll bis aufreizend
Nachdem sich die rund 40 Zuschauerinnen und Zuschauer vorab mit Grillgut und dem einen oder anderen Gläschen Wein gestärkt hatten, legte das Trio in der alten Trotte mit Louis Jordans Slow-Blues-Klassiker «Three Handed Woman» von 1951 los. Dabei überraschte Sänger Patrik Schneider mit seiner souligen Stimme, die bei geschlossenen Augen durchaus an die schwarzen Bluesmusiker der 1940er und 1950er-Jahre oder die weisse Blueslegende Stevie Ray Vaughan erinnerte. Zwar spielte Schneider die Leadgitarre nicht wie Letztgenannter schon mal hinter dem Rücken, legte aber jede Menge Gefühl in seine Soli. Was Bandkollege Imad Barnieh am Schlagzeug mit Blues-typischen Zwischenrufen wie «That’s magic, man!» kommentierte.
Der Drummer, der auch schon mit internationalen Bands aus England oder den USA auf Tour war, überzeugte beim Konzert nicht nur mit seinen treibenden Beats, er wickelte ganz nebenbei auch das weibliche Publikum um den Finger: «Der Song ist für alle Frauen», kündigte er John Lee Hookers «Dimples» (zu Deutsch: «Grübchen») an und zauberte damit ein Lächeln auf die Gesichter der Damen. Während das Publikum langsam auftaute und zum Takt mitklatschte, intonierte er den Song gleich selbst – ohne dabei die Drumsticks ruhen zu lassen, wohlgemerkt.
Mit launigen Einlagen
Bei Songs wie «Whiskey Drinking Woman» oder Stevie Ray Vaughans Blues-Hymne «Cold Hot» konnte dann wieder Patrik Schneider sein ganzes Können beweisen. Gut, kamen beim Publikum aber nicht nur die klassischen Blues-Hits, sondern auch die etwas funkigeren Nummern an, darunter zum Beispiel «Bending Like A Willow Tree», das durch diverse Tempi-Wechsel für Abwechslung sorgte. Das galt auch für die teils unterhaltsamen Song-Ansagen des Trios. Dass es bei «Black Cat Bone» eigentlich um ein Rezept für einen Unsichtbarkeitszauber mit Hilfe einer gekochten schwarzen Katze geht, wie Sänger Patrik Schneider berichtete, sorgte im Publikum für wohliges Grausen. Danach ging es im auf zwei einstündige Sessions verteilten Konzert aber wieder einzig um die Musik, zu der manch einer mit geschlossenen Augen im Rhythmus mitschwang.
Nicht nur beim Publikum im eher gesetzteren Alter kam die Show sehr gut an. Selbst die einen oder anderen vorbeispazierenden Jugendlichen blieben neugierig stehen und reckten die Köpfe. Wer weiss, vielleicht sind sie beim nächsten Blueskonzert ja mit von der Partie.
Michael Lux