«Diese Frage wird Männern nur selten gestellt»
11.05.2024 BirmenstorfEdith Saner, die neue Co-Präsidentin der Mitte Aargau, im Gespräch
Die Delegiertenversammlung der Aargauer Mitte-Partei hat Edith Saner und Karin Koch Wick als Nachfolgerinnen von Marianne Binder gewählt. Im Interview erklärt Saner, was sie in der neuen Funktion vor ...
Edith Saner, die neue Co-Präsidentin der Mitte Aargau, im Gespräch
Die Delegiertenversammlung der Aargauer Mitte-Partei hat Edith Saner und Karin Koch Wick als Nachfolgerinnen von Marianne Binder gewählt. Im Interview erklärt Saner, was sie in der neuen Funktion vor hat.
Es ist ein Novum. Zum ersten Mal wählten die Delegierten der Mitte-Partei eine Doppelspitze. Für die anstehenden Wahlen im Herbst und für weitere Herausforderungen der Zukunft sei man so bestens gewappnet. Die Birmenstorferin Edith Saner (64) verrät im Interview mit dem «Reussbote», was sie als Co-Präsidentin erreichen will, was für Aufgaben anstehen, wo sie ihre Prioritäten sieht und für was sie in der Zukunft weniger Zeit aufwenden kann.
◆ Edith Saner: Wie war die Wahl vor kurzem im Casino in Bremgarten?
Die Delegiertenversammlung bestätigte Karin Koch Wick und mich mit grossem Applaus. Es war für mich ein sehr emotionaler Moment.
◆ Wie wurde das neue Präsidium der Doppelspitze nach der Wahl gefeiert?
Bei einem Apéro mit Anstossen und vielen interessanten Gesprächen.
◆ Was sind die Herausforderungen der Partei für dieses Jahr und die nächsten Jahre?
In diesem Jahr sind die Grossrats- und Regierungsratswahlen die grosse Herausforderung. Parallel dazu sind wir aber mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Themen gefordert. Wichtig ist, das Sorgenbarometer der Bevölkerung ernst zu nehmen. So unter anderem die Finanzierung der Gesundheitsversorgung, Bildung für alle, die steigenden Kosten im Alltag, das grosse Bedürfnis nach Sicherheit, die Fragen der Zuwanderung, die steigenden Erwartungen an den Arbeitsmarkt versus dem Mangel an Fachkräften.
◆ Nebst Co-Präsidentin sind Sie auch Berufsfrau, Grossrätin, Mitglied der Bildungskommission und VR von Gesundheitsinstitutionen. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Das ist eine interessante Frage, die Männern nur selten gestellt wird. Ich bin es seit jungen Jahren gewohnt, mich neben meinem Beruf für öffentliche Anliegen stark zu machen und mich auch dafür einzusetzen. Dabei kommt mir entgegen, dass ich gut planen und organisieren kann. Zudem habe ich einen Mann, der mich unterstützt und mir in Vielem den Rücken freihält.
◆ Werden Sie wegen des Co-Präsidiums von älteren Ämtern zurücktreten?
Ich habe zwei Mandate in neue Hände übergeben.
◆ Wie gestaltet sich die Amtsübergabe von der Vorgängerin an Sie und Karin Koch Wick?
Karin Koch Wick und ich planen die Übergabe und Einarbeitung in die neuen Aufgaben mit der Leiterin der Geschäftsstelle und der zurückgetretenen Präsidentin. Der Vorteil ist, dass Marianne Binder-Keller jederzeit für uns erreichbar ist. So können zusätzlich aktuell auftretende Themen, laufend geklärt werden.
◆ Gibt es bereits eine Aufteilung zwischen Ihnen und Koch?
Die Aufgabe ist ganz klar definiert: Die Leitung der Mitte-Partei Kanton Aargau. Karin Koch Wick und ich werden uns in den kommenden Wochen überlegen, wie wir die Aufgaben aufteilen wollen. Aktuell auftretende Themen können wir jeweils nach Verfügbarkeit oder auch aufgrund unserer Erfahrungen und Fachwissen aufteilen.
◆ Was sind die Vorteile eines Co-Präsidiums?
Der Vorteil ist aus meiner Sicht klar, dass wir die vielen Aufgaben des Präsidiums aufteilen können. Wir sind zu zweit auch breiter aufgestellt. Toll ist auch, dass wir aus unterschiedlichen Regionen kommen und einen unterschiedlichen Erfahrungsrucksack haben. Diese neue Vielfalt wollen wir im Co-Präsidium auf jeden Fall einbringen.
◆ Hat das zusätzliche Amt auch Auswirkungen auf Ihr Privatleben? Müssen Sie künftig bei Hobbys zurückstecken?
In meinem Privatleben ändert sich nicht viel. Politik ist für mich eines meiner vielen Hobbys. Daneben geniesse ich verschiedenste Aktivitäten in der Natur, aber auch kulturelle Anlässe. Vor Jahren begann ich zusätzlich mit meinem Mann mit dem Golfspielen. Eine Aktivität, die mir nur dann gelingt, wenn ich gut loslassen und mich voll auf das aktuelle Spiel konzentrieren kann. Und danach bin ich jeweils wieder offen für andere Sachen.
◆ Wurde das Co-Präsidium mit der Familie nachgefeiert?
Ich habe meinen Mann zu einem feinen Nachtessen mit hervorragendem Wein eingeladen.
◆ Welche Gratulationen gab es aus der Politik und von privater Seite?
Ich habe viele Mails erhalten. Zudem wurde ich auf der Strasse, beim Einkaufen oder an Anlässen von verschiedensten Leuten auf die Wahl angesprochen. Dabei erhielt ich herzliche Rückmeldungen und Gratulationen.
◆ Was waren die schönsten Gratulationen aus Ihrem Wohnort Birmenstorf?
Ich schätzte ausserordentlich, dass unsere Frau Gemeindeammann, Marianne Stänz, bei der Wahl in Bremgarten mit dabei war. Und da mein Mann verhindert war, hat sie sich als Chauffeuse anerboten. Das ist doch ein super Geschenk. Zudem erhielt ich von vielen Birmenstorferinnen und Birmenstorfern anerkennende Worte. Unter anderem auch von alt Nationalrätin Ruth Humbel. Für mich ist jede Gratulation eine Perle, die mir für die bevorstehende Zeit Kraft, Mut und Zuversicht gibt. Ich fühle mich in diesem Amt in einem grossartigen Netzwerk von Menschen eingebettet und getragen.
Debora Gattlen

