2. Rang nach grandioser Aufholjagd
05.07.2024 SportMotorsport: Das Mellinger Pitbike-Team MD Performance fuhr mit dem 13-jährigen Sämi Mettler das 6-Stunden-Rennen in Ramsen
Der Traum vom Sieg am 6-Stunden-Rennen von Ramsen platzte für das Mellinger Pitbike-Team schon früh. Ein kaputter Schalthebel warf das Team um ...
Motorsport: Das Mellinger Pitbike-Team MD Performance fuhr mit dem 13-jährigen Sämi Mettler das 6-Stunden-Rennen in Ramsen
Der Traum vom Sieg am 6-Stunden-Rennen von Ramsen platzte für das Mellinger Pitbike-Team schon früh. Ein kaputter Schalthebel warf das Team um Martin Wernli weit zurück. Doch dann starteten die Mellinger mit dem erst 13-jährigen Sämi Mettler zu einer furiosen Aufholjagd.
Sämi Mettler ist der Juniorfahrer im Team von Schweizermeister Dennis Fischer (42). Der Oberstufenschüler, der sich Tags zuvor bei einem Sturz mit dem Mountainbike am Schienbein verletzte, biss auf die Zähne. Er wollte unbedingt dabei sein in Ramsen. Dabei benötigte er eine Spezialbewilligung des Veranstalters. Denn das Alterslimit für Pitbike-Rennen mit den 190-Kubikmotoren liegt in der Meisterschaft der Aktiven bei 14 Jahren. Dass er es auch bei den Grossen kann, hat Sämi schon öfter bewiesen. Er fährt mit der kleineren Maschine regelmässig in die vorderen Ränge. Seit diesem Jahr gehört der Blondschopf zum Mellinger Team MD Performance. Denn Fischer und Beni Wehrli (48) gehören in der Rennserie, die sich schweizweit immer grösserer Beliebtheit erfreut, bereits zu den alten Hasen. Deshalb sollen jüngere Fahrer herangezogen werden.
Das Team wurde für dieses spezielle Rennen verstärkt durch Marco Strähl vom Motocross-Club Büttenberg bei Biel. Strähl ist in der Meisterschaft einer der härtesten Konkurrenten von Dennis Fischer. Dem Mellinger Team fehlte die Erfahrung in Langstreckenrennen. Sechs Stunden am Stück haben Martin Wernlis Fahrer noch nie am Stück absolviert. Deshalb war er froh, mit Marco Strähl einen auch motorentechnisch versierten Fahrer im Team zu haben. Strähl stellte denn auch eine seiner Maschinen zur Verfügung, eine Ein-Zylinder Maschine mit Vier-Ventil-Technik. In der Meisterschaft sind lediglich zwei Ventile erlaubt. «Die Vier-Ventil-Technik macht die Ein-Zylinder-Maschine langlebiger», sagt Martin Wernli. «Zudem konnten wir so unsere Maschine für die Meisterschaft schonen.»
Defekt nach wenigen Minuten
Gestartet wurde in Ramsen mit dem sogenannten «Le-Mans-Start». Das heisst, die Fahrer mussten mit Helm und schweren Stiefeln auf schwerem Geläuf rund 80 Meter zu ihren Maschinen rennen. Bei den schwülen und regnerischen Wetterbedingungen ein Effort, der die Fahrer ganz schön ins Schwitzen brachte.
Dennis Fischer kam als Sechster vom Start weg. Aber schon nach wenigen Runden hatte er den Führenden eingeholt. Beni Wehrli übernahm. Doch der war fast so schnell wieder im Fahrerlager zurück, wie er mit der verdreckten Maschine raus auf die verschlammte Piste geschossen war. Ein Defekt zwang ihn zum «Boxenstopp». Das ganze Team rannte herebei. Was war geschehen? Die Fussraste, mit der die Gänge betätigt werden, ist beim Sprung, der viele Fahrer in den Morast warf, so verbogen worden, dass sie nicht auf die Schnelle repariert werden konnte. Also musste der Metallbügel ausgewechselt werden. Das dauerte. Die Zeit zerrann. Während die Konkurrenz Runde um Runde hinter sich brachte, schraubten Fischer und Strähl an der Maschine. Es schien eine Ewigkeit vergangen, bis sich Beni Wehrli wieder in den Sattel werfen konnte. War das Rennen schon verloren, bevor es richtig angefangen hatte? Das Mellinger Team lag neun Runden zurück. Kein Grund zur Panik, gab Teamchef Wernli als Parole raus. «Das Rennen ist noch lang. Die anderen müssen erst mal ohne Defekt über die Runden kommen. Wichtig ist, dass wir nun einen guten Rhythmus finden.» So wie Sämi, der Juniorfahrer, der sich hinter den «Grossen» nicht zu verstecken brauchte.
Der Youngster fuhr von Runde zu Runde besser und schneller. Auch drei Stürze kurz hintereinander im morastigen Gelände, brachten ihn nicht aus dem Konzept. Das «Teamküken» holte sich nach jedem Einsatz einen Sonderapplaus seines Teams ab. Das Team lieferte über die Distanz regelmässige Zeiten ab. Ein Wolkenbruch zwischendurch verwandelte die Piste in eine Lagune mit Schmierseife. Während einer guten Stunde galt es einzig auf dem Motorrad zu bleiben.
Der aufkommende steife Wind trocknete die Piste aber zusehends wieder ab, sodass die Fahrer wieder voll angreifen konnten. Allen voran das Mellinger Team, das Runde um Runde gut machte.
Nach drei Stunden hatten Fischer & Co. das Podest bereits in Reichweite. Und nach vier Stunden schielten sie bereits auf den 2. Rang. Bis zum Spitzenteam waren es aber immer noch neun Runden. Als auch diese ein technisches Problem hatten, mussten sie drei Runden hergeben. Mehr aber auch nicht.
Ein Pokal für Sämi
So gab Martin Wernli für die letzte Stunde die Parole «Halten» aus. Ohne ans Limit zu gehen, wollte er den 2. Rang mit regelmässigen Rundenzeiten ins Ziel bringen. Alle zehn Minuten wechselten sich die Fahrer ab. Jede Stunde musste nachgetankt und die Kette gespannt werden. Nach und nach entwickelte sich eine bestimmte Routine.
Letztlich brachte Dennis Fischer als Schlussfahrer den 2. Rang sicher ins Ziel. Den Pokal durfte Sämi, der sich überglücklich über den Podestplatz zeigte, mit sich nach Hause nehmen.
Beat Gomes







