Spanien wird noch einmal Europameister
31.07.2024 Sport, FussballLuigi Ponte leitete zum dritten Mal das Fussball-Camp von Plusport in Kreuzlingen
Vier Teams spielten Ende Juli in Kreuzlingen die EM ab den Halbfinals nach. Die Fünferteams bestanden aus Menschen mit einem Handicap. Coach war Luigi Ponte.
lles begann mit einer Begegnung: Lukas ...
Luigi Ponte leitete zum dritten Mal das Fussball-Camp von Plusport in Kreuzlingen
Vier Teams spielten Ende Juli in Kreuzlingen die EM ab den Halbfinals nach. Die Fünferteams bestanden aus Menschen mit einem Handicap. Coach war Luigi Ponte.
lles begann mit einer Begegnung: Lukas Christen, der bei einem Motorradunfall ein Bein verloren hatte, erzählte Luigi Ponte, er würde so gerne wieder Fussball spielen. «Was, Du?», war die ein wenig verwunderte Antwort des heutigen AFV-Präsidenten. Doch dann dachte er sich: Wieso eigentlich nicht? Wieso sollen Menschen, die ein Handicap haben, nicht «tschutten»? Sie machen ja auch Leichtathletik, laufen, fahren Ski.
Und da Luigi Ponte einer ist, der Dinge anpackt, gründete er zwei Vereine: die Ponte Kickers Windisch und die Ponte Kickers Zofingen. Bald entstanden auch in anderen Kantonen Clubs für Menschen, die trotz irgendeiner Benachteiligung Fussball spielen möchten. Die Zusammenarbeit mit Plusport, dem Dachverband, der Menschen mit Handicap vom Breiten- bis zum Spitzensport fördert, war der logische nächste Schritt.
Mittlerweile hat Luigi Ponte das Ressort Fussball bei Plusport übernommen. Zum dritten Mal hat er in den Sommerferien ein Fussball-Camp in Kreuzlingen durchgeführt. «Die Infrastruktur der Bodensee-Arena ist ideal», sagt Ponte: «Hotel, Sportplätze, eine Minigolf-Anlage und der See, das alles ist ohne Transportmittel erreichbar.»
20 Teilnehmende reisten Mitte Juli aus der ganzen Schweiz an, jemand sogar aus dem Tessin. Vier Frauen und sechzehn Männer mit einer physischen oder einer kognitiven Einschränkung. «Einige kannten sich schon vom letzten Jahr. Es war super schön, zu sehen, wie sie einander begrüssten, welche Freude ihnen das Wiedersehen machte», sagt Ponte.
Vier Kapitäninnen
Für die Zusammenstellung der vier Teams – Spanien, Frankreich, Holland und England – ging der erfahrene Coach sehr pragmatisch vor: «Jede der vier Frauen machte ich zur Captain eines Teams. Danach suchten wir für jedes Team einen Goalie, und die übrigen beiden Spieler pro Mannschaft losten wir aus – natürlich so, dass die vier Gruppen möglichst gleich stark waren.»
Jeweils am Vormittag und am Nachmittag trainierten die vier Mannschaften je 90 Minuten lang. Dazwischen war jedes Team für sich allein, und die Anweisung von Coach Ponte für diese Zeit lautete jeweils: «Lasst euch etwas einfallen, womit ihr die anderen Mannschaften überraschen könnt.»
Bevor am Freitag die Halbfinals und am Samstag dann der Final gespielt wurden, ging es am Mittwochnachmittag noch auf eine gemeinsame Bodensee-Rundfahrt mit dem Schiff. «Das war für mich der schönste Moment der Woche», sagt Luigi Ponte: «Ich habe ja schon viel Teamgeist erlebt. Aber wie diese Menschen einander unterstützt haben. Für einander da waren, wenn jemand etwas brauchte, beim Mittagessen mit dem Besteck nicht klar kam, was immer: Sofort half jemand. Dabei kennen sich diese Leute bei Weitem nicht so gut, wie sich die Spieler einer Fussballmannschaft kennen, die jede Woche mehrmals gemeinsam trainieren. Das hat mir sehr imponiert.»
Nach der EM ist vor der EM
Nächstes Jahr im Sommer findet die Fussball-EM der Frauen in der Schweiz statt, Luigi Ponte ist den ganzen Juli über engagiert. Das hält ihn aber nicht davon ab, das Fussball-Camp wieder durchzuführen: Er hat es kurzerhand auf den Juni vorverlegt. «Alle Helferinnen und Helfer haben mir wieder zugesagt», sagt er. Und wer weiss: Vielleicht nehmen die Teams in Kreuzlingen dann vorweg, wer am 27. Juli 2025 in Basel Europameister werden wird.
Susanne Loacker