Abstraktes und Figürliches im Alterszentrum
17.09.2024 Fislisbach, Region ReusstalIm Alterszentrum am Buechberg findet bis zum 15. November eine Kunstausstellung statt – zu sehen gibt es Gemälde und Skulpturen
Mit Alethea Eriksson und Sara Forsberg zeigen zwei sehr unterschiedliche Künstlerinnen im Alterszentrum ihre Arbeiten: Abstrakte Gemälde auf ...
Im Alterszentrum am Buechberg findet bis zum 15. November eine Kunstausstellung statt – zu sehen gibt es Gemälde und Skulpturen
Mit Alethea Eriksson und Sara Forsberg zeigen zwei sehr unterschiedliche Künstlerinnen im Alterszentrum ihre Arbeiten: Abstrakte Gemälde auf der einen, figürliche Darstellungen auf der anderen Seite. Beide vereint die Liebe zur Kunst.
Ihre 20 bis 30 Zentimeter grossen Pappmaché-Figuren hat Sara Forsberg zwar extra für die Ausstellung hergestellt. Existiert haben diese aber eigentlich seit sie denken kann: «Die Charaktere leben in meinem Kopf, seit ich Kind bin», erzählt die gebürtige Schwedin, die seit 2020 mit ihrem Mann, einem Schuhdesigner, sowie dem gemeinsamen Sohn in Wettingen lebt: «Die Kunst muss einfach raus», beschreibt sie ihren Schaffensprozess. Früher habe sie die Figuren einfach nur gezeichnet, so die Grafik-Designerin. Bis sie dann vor einigen Jahren die dritte Dimension für sich entdeckte. «Mein Sohn wollte eine Figur aus Klebeband basteln», erinnert sie sich, wie sie auf die Idee kam, ihre Figuren ebenfalls zu modellieren.
Die Basis bildet dabei immer ein Körper aus Draht und Pappmaché. «Ich liebe Papier als Material», schwärmt Forsberg. Es sei ein «bescheidenes Material», das zunächst weich und formbar sei und dann hart. Für die Oberflächen ihrer Figuren nutzt sie, was ihr gerade unter die Finger kommt oder was sie inspiriert – vom Schulbuch ihres Grossvaters bis hin zur Papierunterlage aus einer Taverne in Italien. Und warum sind ihre Charaktere immer ältere Menschen? «Ich finde ältere Gesichter, die etwas durchlebt haben, schöner», erklärt die Künstlerin. Eine weitere Besonderheit ihrer Arbeiten: Die dargestellten Seniorinnen und Senioren, denen sie Namen gibt und für sie Geschichten erfindet, sind häufig in Bewegung: «Die Körper sehen fröhlich aus, sie springen oder fliegen», erklärt sie. Das mache schlicht mehr Spass.
Natur und Wetter inspirieren sie
Um Stimmungen geht es auch bei den grossflächigen Öl- und Acrylbildern von Alethea Eriksson. Sie stammt aus Südafrika und wohnt seit 1986 mit ihrer Familie in Baden. In ihrem Heimatland sei die politische Situation zu jener Zeit gefährlich gewesen, berichtet sie. Ihr Mann habe dann bei der ABB eine Stelle gefunden und sie sei mit dem Sohn in die Schweiz gefolgt. Im Gegensatz zu Sara Forsberg entdeckte die spätere Englisch-Lehrerin, die einst Kunstgeschichte studierte, ihre eigenen künstlerischen Fähigkeiten erst mit über 50 Jahren. «Ich habe das vorher nie gemacht und wusste nicht, dass ich malen kann», erinnert sie sich lachend. Nach einem ersten Malkurs war es dann aber um sie geschehen.
Denn sie, der Kopfmensch, konnte erstmals einfach abschalten. Bei ihren Bildern lässt sich die leidenschaftliche Gärtnerin von der Natur und vom Wetter inspirieren: «Die menschliche Stimmung reflektiert die Wetterstimmung», findet die Künstlerin, die sich gerne in Irland oder Island aufhält. Entsprechend vielfältig sind ihre Gemälde. Mal bunt und mit wildem Pinselstrich gemalt, mal ruhig und in diversen, teils transparenten Farbtönen und Schichten. Zusätzliche Struktur gibt sie durch Materialien wie Marmormehl oder Seidenpapier hinzu. So unterschiedlich ihre Werke sind. In einem sind sich Eriksson und Forsberg einig: «Kunst tut immer gut». Das scheint auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern so zu sein: «Hast du gesehen, die schönen Bilder», sagt eine ältere Dame. «So köstliche Figuren, ganz speziell», entfährt es einer anderen. Und sie lächeln beide dabei.
Michael Lux