Zuzüger bleiben ihrem Anlass fern
20.09.2024 Fislisbach, Region ReusstalDer Zuzügerabend von heute musste abgesagt werden – wegen mangelndem Interesse
Der diesjährige Anlass für die Zugezogenen findet in Fislisbach nicht statt. Die Kanzlei geht über die Bücher. Andere Gemeinden kennen das Problem – sehen derzeit jedoch ...
Der Zuzügerabend von heute musste abgesagt werden – wegen mangelndem Interesse
Der diesjährige Anlass für die Zugezogenen findet in Fislisbach nicht statt. Die Kanzlei geht über die Bücher. Andere Gemeinden kennen das Problem – sehen derzeit jedoch keinen Handlungsbedarf.
Heute Abend wäre es soweit gewesen: Die neu in Fislisbach Zugezogenen hätten sich zu einem Abendessen getroffen, es hätte Informationen vom Gemeinderat gegeben, dazu einen Auftritt des Kinderchors der Musikschule und eine Präsentation der Feuerwehr.
Nun fällt der Abend ins Wasser. Er wird ersatzlos gestrichen – wegen zu geringem Interesse. Der Gemeinderat hatte 360 Zuzügerinnen und Zuzüger eingeladen, ganze 21 Personen meldeten sich für den Anlass an. Das entspricht gerade mal sechs Prozent.
Donnerstag statt Freitag
Den Grund für das geringe Interesse vermutet die Gemeinde in der Wahl des Wochentages. «Der Anlass war auf einen Freitag angesetzt – einen Abend, der in der Regel stark für private und familiäre Zwecke genutzt wird», sagt Gemeindeschreiber Donat Blunschi. «Wir haben den Anlass für das nächste Jahr deshalb auf einen Donnerstag verlegt.» Ausserdem werde in Erwägung gezogen, den Rahmen des Anlasses zu verkleinern respektive das Programm allenfalls zu verkürzen. «Vielleicht wird es fortan kein abendfüllendes Programm mehr geben, sondern nur einen Apéro – dann hätten die Zuzüger noch den Abend für sich zur Verfügung», so Blunschi.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fislisbach den Zuzügeranlass absagen muss. Bereits 2016 war das der Fall. Ansonsten schwankten die Teilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr: Im vergangenen Jahr meldeten sich 21 Prozent der Eingeladenen an – deutlich mehr als die sechs Prozent in diesem Jahr. 2022 waren es elf Prozent, im Vorjahr 15 Prozent, 2020 fiel der Abend wegen Covid aus, 2019 kamen 24 Prozent der Zuzüger, 2018 waren es 16 Prozent. Die Tendenz zeigt also nicht stetig und steil nach unten. Entsprechend ist der Anlass in Fislisbach nicht grundsätzlich in Frage gestellt, wie Blunschi klarstellt. «Nein, wir planen ja bereits für das nächste Jahr.»
Anlass in Mellingen
Angaben aus anderen Gemeinden bestätigen, dass das fehlende Interesse in Fislisbach in diesem Jahr nicht zwingend einem allgemeinen Trend entspricht. So konnte der Anlass zum Beispiel in Mellingen Mitte August durchgeführt werden. «Wir hatten rund 420 Neuzuzüger angeschrieben, 44 Personen kamen», sagt Stadtschreiber Gregor Glaus. Das sind immerhin über zehn Prozent. Allerdings war der Anlass in Mellingen im vergangenen Jahr ebenfalls abgesagt worden. Bei ebenfalls rund 420 Neuzuzügern hatten sich laut Glaus nur neun Personen angemeldet. «2022 konnten wir dafür 68 Personen begrüssen», so Glaus weiter. In Mellingen sehe man derzeit keinen Handlungsbedarf.
Eine einzige Absage in 30 Jahren
Ähnlich sieht es in Oberrohrdorf aus. Der Anlass steht in diesem Jahr noch bevor, aber 2023 nahmen 65 Erwachsene und 16 Kinder aus 224 eingeladenen Haushalten teil, wie Gemeindeschreiber Thomas Busslinger ausführt. Das sei eher überdurchschnittlich gewesen. Über die letzten fünf Jahre seien die Zahlen insgesamt mehr oder weniger konstant geblieben – wobei der Anlass 2018 wegen einer zu geringen Teilnehmerzahl abgesagt wurde. «Es war das erste und einzige Mal in den letzten 30 Jahren», sagt Busslinger. So stehe der Anlass grundsätzlich auch in Oberrohrdorf nicht zur Debatte.
In Niederwil wiederum wurde der Anlass in diesem Jahr durchgeführt. Für Ende August hatten sich 38 Personen von 370 Neuzuzügern angemeldet, wie Frau Vize-Ammann Cornelia Stutz sagt. «Das war eine gute Zahl für uns – wobei zu beachten gilt, dass wir den Anlass nur alle zwei Jahre durchführen». Im Schnitt seien in Niederwil in den vergangenen Jahren immer zehn bis 15 Prozent der Eingeladenen an den Anlass gekommen. Auch in Niederwil gilt: Es besteht kein Grund zur Sorge.
Marko Lehtinen