Wasser belastet – Birmenstorf hat eine Lösung bereit
01.11.2024 BirmenstorfDas Grundwasser ist mit dem Pestizid-Abbaustoff Metolachlor belastet. Die Grenzwerte wurden vom Bund auf den 1. Oktober verschärft
Trotz Überschreitung der Grenzwerte mit Metolachlor sprudelt aus den Hähnen der Birmenstorfer Haushalte unbelastetes Wasser. Das Dank ...
Das Grundwasser ist mit dem Pestizid-Abbaustoff Metolachlor belastet. Die Grenzwerte wurden vom Bund auf den 1. Oktober verschärft
Trotz Überschreitung der Grenzwerte mit Metolachlor sprudelt aus den Hähnen der Birmenstorfer Haushalte unbelastetes Wasser. Das Dank vorausschauender Planung in den 90er-Jahren.
Bereits im Dezember 2023 verbot die EU das Einsetzen des Unkrautvernichtungsmittels S-Metolachlor in der Landwirtschaft. Das Herbizid steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Der Bund wartete monatelang zu. Anfang Oktober verschärfte er nun die Grenzwerte in der ganzen Schweiz um das Hundertfache. Am 22. Oktober ging die Sendung «Kassensturz» des SRF dem Thema auf den Grund.
Nicht alle Kantone veröffentlichen, welche Gemeinden die Grenzwerte nicht einhalten. Der Kanton Aargau spielt hingegen mit offenen Karten. Sechs Gemeinden sind betroffen, unter anderem auch Birmenstorf. «Dank dem Zumischen von Badener Wasser konnten beim Trinkwasser die Grenzwerte stets eingehalten worden», betont Ressortvorsteher Martin Hofer. Trotzdem bereite die neue Situation mit der Überschreitung der Grenzwerte mit Metolachlor der Gemeinde Sorgen. Festzuhalten sei, dass die Überschreitung mit Metolachlor die Birmenstorfer Grundwasserfassung betreffe. Dieses Wasser wird bereits seit den 90er-Jahren mit unbelastetem Wasser aus Baden gemischt. «Wir hatten damals Probleme mit zu stark durch Nitrat belastetem Wasser», sagt Hofer. Um die Birmenstorfer Haushalte mit unbelastetem Wasser zu versorgen, wurde vorausschauend gehandelt und Investitionen wurden getätigt.
Badener Wasser als Rettung
Der damals amtierende Gemeinderat suchte nach einer Lösung. Für zwei Millionen wurde eine Wasserzuleitung nach Baden gebaut.
Das macht sich nun auch nach der kürzlichen Verschärfung der Grenzwerte für Metolachlor durch den Bund bezahlt. Brunnenmeister Marco De Fina muss nach der Verschärfung der Höchstwerte nicht mehr Badener Wasser zuführen, um die neu festgelegten Grenzwerte von 0,1 Mikrogramm pro Liter einzuhalten. Bis anhin waren zehn Mikrogramm pro Liter erlaubt.
TV-Team kam vorbei
Mit einem Tag Vorlauf kündigte Irina Nüesch, Sektionsbeauftragte Trinkwasser des Kantons Aargau, ihren Besuch mit dem TV-Team von SRF dem Gemeinderat an. Gedreht wurde bei der Grundwasserfassung und beim Pumpwerk. «Birmenstorf wurde in der Sendung Kassensturz als gutes Beispiel hingestellt, wie die Grenzwerte eingehalten werden können», so Gemeinderat Hofer. In der Sendung sagt Nüesch: «Birmenstorf hat eine gute Lösung bereit und mischt einwandfreies Wasser von Baden bei.» Diese komfortable Lösung hätten aber noch lange nicht alle betroffenen Gemeinden. Ab 2025 ist das bisher in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizid S-Metolachlor in der Schweiz komplett verboten. «Es wird noch Jahre dauern, bis die Abbaustoffe natürlich abgebaut und nicht mehr im Trinkwasser nachweisbar sind», führt Nüesch aus. Von zu hohen Werten von Metolachlor sind vor allem Gemeinden mit viel Ackerbewirtschaftung und Gemüseanbau betroffen.
Gemeinden, die keine Möglichkeit haben, Wasser von anderen Gemeinden oder Wasserverbunden zu beziehen, müssen nun rasch nach einer Lösung suchen, um an sauberes Trinkwasser zu kommen. So kann es sein, dass verunreinigte Trinkwasserfassungen stillgelegt oder neue Leitungen zu einer anderen Fassung gelegt werden müssen. Alternativ könne auch eine Filteranlage installiert werden, so Nüesch. Sicher sei, dass auf betroffene Gemeinden teure Investitionen zukommen.
Lebensmittel Wasser Sorge tragen
Birmenstorf hat bereits in den 90er-Jahren die richtigen Weichen gestellt. «Die Gemeinde musste damals viel Geld investieren», so Martin Hofer. Mit den Regionalwerken Baden habe Birmenstorf langfristige Verträge abgeschlossen. Darin sind der Preis und die Bezugsmenge für das Wasser aus Baden festgelegt.
Trotz dieser Sicherheit müsse die Gemeinde wachsam bleiben, um das Lebensmittel Wasser der Bevölkerung auch in der Zukunft in einwandfreier Qualität anbieten zu können.
Debora Gattlen