Mein Zuhause - Wohnen im Alterszentrum «am Buechberg»
05.05.2023 Fislisbach, Region ReusstalHugo Hämmig – ein Porträt
«Hier fühle ich mich wohl. Da bin ich aufgehoben und angekommen». Seit drei Jahren ist das Alterszentrum «am Buechberg» das neue Zuhause von Hugo Hämmig. Er ist bei guter Gesundheit und hat inzwischen viele ...
Hugo Hämmig – ein Porträt
«Hier fühle ich mich wohl. Da bin ich aufgehoben und angekommen». Seit drei Jahren ist das Alterszentrum «am Buechberg» das neue Zuhause von Hugo Hämmig. Er ist bei guter Gesundheit und hat inzwischen viele wertvolle persönliche Kontakte geschlossen.
Obwohl das Wetter an diesem Frühlingstag nicht so recht mitmachen will, posiert Hugo Hämmig wacker lächelnd im mit Primeln und Glockenblumen bedeckten Innenhof des Alterszentrum «am Buechberg». In diesem Garten halte er sich viel auf, verrät der Senior später. Immer mit dabei – seine weissen Walkingstöcke. «Wenn ich aber einen Spaziergang im Quartier mache, dann nehme ich meinen Rollator mit» verrät der 93-Jährige zeitgleich. Das gebe ihm mehr Sicherheit und wenn er müde werde, könne er sich so kurz hinsetzen und verschnaufen.
Es ist immer was los und man trifft sich gerne auf einen Schwatz
Makulaturbedingt ist das Sehfeld von Hugo Hämmig eher eingeschränkt, was ihn aber nicht zu bremsen scheint. Er folgt einem strikten Tagesablauf. Um 06.30 Uhr steht er auf und nach dem Frühstück im Essensraum im Parterre nehme er die Medikamente, putze sich später die Zähne und lege sich noch mal kurz für ein Nickerchen hin. Danach wird geturnt. Hämmig hat sich ein halbstündiges kleines Fitnessprogramm zusammengestellt. Dieses hat er anhand eines Kurses der Pro Senectute etwas abgeändert und auf sich und seinen Gesundheitszustand abgestimmt.
Dann dreht Hämmig im Quartier mit dem Rollator seine Runden. Die dauern gut auch mal gegen eine Stunde. Um 11.30 Uhr ist Mittagessen angesagt. Nach einer kleinen «Siesta» hält sich der 1930 Geborene immer im Aufenthaltsraum auf. Dort treffe er sich gerne auf einen Schwatz mit anderen Bewohnenden. «Es ist immer was los und in Ernst Heimgartner und Johann Haslimeier habe ich freundliche Weggefährten gefunden» berichtet Hämmig erfreut. Mit Herrn Heimgartner war er seinerzeit noch auswärts zu Seniorenveranstaltungen wie Theater oder Seniorenzmittag unterwegs und habe diese Ausflüge sehr genossen. Übermorgen ist Kegeln angesagt und auch ein Konzert mit Schlagermusik stehe auf dem Veranstaltungsprogramm. Nur Jassen könne er nicht mehr, verrät Hämmig. «Ich setze mich zwar an den Jasstisch und stehe meinen Kolleginnen und Kollegen einfach beratend zur Seite.» Nach dem Zvieri verweile er noch ein bisschen in seinem nett eingerichteten Zimmer im sechsten Stock mit Blick zum Wald, spaziere etwas im Innenhof herum und später sei es auch schon Zeit, sich für das Abendessen parat zu machen. Die Abende verbringt der betagte Senior dann meistens mit Fernsehschauen.
Not macht bekanntlich erfinderisch
Luzia, Hämmigs Ehefrau, erlitt vor ein paar Jahren einen Schlaganfall und Hugo pflegte und betreute sie zu Hause in Stetten im Einfamilienhaus. Als der Aufwand aber immer grösser und auch beschwerlicher wurde, einigte man sich darauf, dass Luzia in einem Pflegeheim untergebracht werden sollte. «Für uns war sofort klar, dass Luzia gerne in Fislisbach betreut werden möchte» sagt Hämmig. Die beiden waren mit dem Zentrum sehr vertraut. Viele Jahre besuchten sie dort jeweils die Bastelnachmittage und man kannte sich. Da Hämmig zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr Auto fuhr, reiste er jeweils, um seine Frau zu besuchen, von Stetten nach Fislisbach mit dem Bus. «Eine halbe Tagesreise» witzelt er. Als aber Corona auftauchte, waren dem Senior die Besuche seiner Frau im Alterszentrum nicht mehr erlaubt. «Das war sehr schwierig für mich, meine Frau plötzlich nicht mehr sehen zu dürfen.» Und so wurde der ehemalige SBB-Rangierdisponent erfinderisch und veranlasste, dass auch er zu einem Zimmer im Alterszentrum kam. «So konnte ich meine Frau wieder jederzeit besuchen, lediglich das Stockwerk musste ich wechseln» erzählt Hämmig. Vor etwas mehr als zwei Jahren ist Luzia verstorben. «Sie fehlt», bestätigt Hämmig, «aber hier im Alterszentrum fühle ich mich inzwischen sehr wohl. Da bin ich aufgehoben und angekommen.» Trotz einer Laktoseintoleranz gönnt sich Hämmig ab und zu mit Bekannten einen Abstecher nach Staretschwil, in den «Frohsinn». Dort gibts sein Lieblingsgericht. Rösti mit Leberli. Sehr zufrieden ist der Senior sowieso mit der Menüauswahl im Alterszentrum. Man achte sehr auf seine Lebensmittelintoleranz und er kriege immer Alternativen angeboten.
Berufliche Karriere bei den SBB
Hugo Hämmig ist im Zürcher Oberland, in Uster, geboren und hat dort seine Jugend verbracht. Er machte eine vierjährige Bauund Möbelschreinerlehre. Als er einmal einen Einsatz hatte, die Holzdecke beim Bahnhof Uster neu zu montieren, wurde er vom dortigen SBB-Bahnhofsleiter abgeworben. Obwohl sein Vater nicht so ganz entzückt gewesen sei von dieser Idee, wechselte der junge Hämmig zu den Schweizerischen Bundesbahnen und machte berufliche Karriere. «Ich arbeitete in der Ablösung als Bahnhofsarbeiter, später dann im Güterschuppen und bin schlussendlich bei der Rangierabteilung, als Rangierdisponent, hängengeblieben» sagt Hämmig. Er besuchte mehrere Ausund Weiterbildungen und arbeitete insgesamt über 41 Jahre für die SBB.
Als Hämmig sich als junger Mann während der Rekrutenschule in Luzia aus der Region Bodensee verliebte und die beiden eine Familie gründen wollten, machte es Sinn, in den Aargau zu ziehen. Denn inzwischen war Spreitenbach sein neuer Arbeitsort. In Stetten fand die Familie ein hübsches Einfamilienhaus. Zwei Kinder, eine Tochter und ein Sohn, machten das Familienglück komplett. Mittlerweile hat sich die Familie weiter vergrössert, mit drei Grosskindern und vier Urenkeln.
Gewerkschaften und ganz viele Uhren
In der spärlichen Freizeit die der engagierte Rangierdisponent noch hatte, machte er sich im Vorstand von Gewerkschaften stark. «Ich habe es bis in die Geschäftsleitung als Zentralpräsident des Rangierpersonals geschafft», berichtet Hämmig. «Ich wollte etwas bewegen und Verbesserungen anstreben». Zudem konnte er sich fürs Turnen begeistern und war Mitglied im Männerchor. Aber auf etwas ist der Stetter sehr stolz.
Einer Zufallsbekanntschaft hat er es zu verdanken, dass Uhren reparieren ein neues Hobby wurde. Die Freundschaft zu diesem Mann, einem Uhrmacher, brachte es mit sich, dass sich Hämmig nun mit den Funktionen von Standuhren beschäftigte. Das sprach sich in Windeseile herum, worauf man ihn aus dem Freundes- und Bekanntenkreis mit der Reparatur von Uhren beauftragte.
Obschon er keinerlei Ambitionen hatte, diesen Beruf in Angriff zu nehmen, habe ihn das Handwerk äusserst interessiert. «Ich habe die unterschiedlichsten Uhren repariert. Ganz viele sind es inzwischen und bei 160 habe ich dann irgendwann mal aufgehört zu zählen», so Hämmig augenzwinkernd.
Isabel Steiner Peterhans




