Kantonsarchäologie und Raumentwicklung in der Schule

Am Sonntag, 26. Juni findet der Aargauer Tag des Kulturerbes statt. Diesmal wird er in Birmenstorf durchgeführt. Schüler der 3. bis 6. Klasse haben sich im Vorfeld mit diesem Ereignis befasst und sich darauf eingestimmt.

Vergangenen Freitag fand ein halbtägiges Schulprojekt für 75 Schülerinnen und Schüler statt. Dieses Projekt wurde durch die Kantonsarchäologie sowie der Abteilung für Raumentwicklung organisiert. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, Tätigkeiten der Archäologie näher kennenzulernen und den aktuellen Lebensraum neu zu entdecken. Mittels einer «Fassadenreportage» sowie eines vier Stationen umfassenden Archäologieparcours konnten sie sich mit der Thematik handlungsorientiert befassen.

«Fassadenreportage» und «Archäologieparcours»
Beim Workshop «Fassadenreportage» unternahmen die Schülerinnen und Schüler mit zwei Fachpersonen der Abteilung Raumentwicklung einen Spaziergang durch bebautes Gemeindegebiet. Hier war auffallend, wie sehr sich plötzlich ein Raum verändern kann, sobald man die Perspektive wechselt. Ändert sich das Gefühl etwa auch, wenn man nicht mehr mittig auf einem Platz steht, sondern seitlich? Und überhaupt: Was passiert, wenn man in einer Ecke steht oder man sich gar auf den Boden legt? Zurück im Klassenzimmer wurde diese Frage nach den Dimensionen anhand von Kartonschachteln und kleinen Massstabsfiguren weiterverfolgt.
Ein weiterer, überaus spannender Erkundungsworkshop war der Parcours der Kantonsarchäologie. Welche Dinge verbergen sich wohl in der Erde? Ausgestattet mit allem Wichtigen, was echte Archäologinnen und Archäologen brauchen, ging es darum, in Erdboxen nach Funden zu graben. Fundzettel halfen, diese korrekt zu dokumentieren. Dass ein Befund auch zeichnerisch festgehalten werden muss, war vielen wohl nicht bewusst. Zudem hatten die Kinder die Möglichkeit, anhand eines Abbildes eines Schichtprofils die Methode der Stratigrafie (senkrechte und zeitliche Aufeinanderfolge der Gesteine) kennenzulernen. Beim «Fundlabor» war die Aufgabe, einzelne Keramikscherben wieder zu ganzen Gefässen zusammenzusetzen, sowie die Eigenschaften von Metall kennenzulernen. So fanden die Kinder beispielsweise heraus, dass Bronze im Boden korrodiert und sich grün verfärbt. In der Station «Auswertung» durften die Schülerinnen und Schüler originale Fundobjekte aus der Stein- und Bronzezeit analysieren.

Das Gute liegt so nah
Das Schulprojekt ist ein integrierender Bestandteil des kommenden Kulturerbe-Tages. Ziel dieses Tages ist es, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihr kulturelles Erbe in ihrem direkten, persönlichen Umfeld wahrzunehmen. Nur wer seine Wurzeln kennt, ist auch bereit, den Blick für Neues zu öffnen und sich weiterzuentwickeln. Denn oftmals muss man gar nicht lange suchen: Das eigene Kulturerbe findet sich nämlich just vor der Haustüre. Frau Gemeindeammann Marianne Stänz war beim halbtägigen Schulprojekttag ebenfalls vor Ort und schaute den Schülerinnen und Schülern interessiert über die Schultern und sagt: «Ich bin sowieso der grösste Fan von unserem eigenen Dorf und freue mich, dass unsere Gemeinde an diesem Tag mitmacht.»

Bewusstsein für eine gemeinsame Vergangenheit schaffen
«Schön, dass sich die Gemeinde Birmenstorf für den diesjährigen Kulturerbe-Tag beworben hat und stolz ihr kulturelles Erbe zeigt», freut sich Manuela Weber, Ressortleiterin Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit der Kantonsarchäologie. «Der Kulturerbe-Tag schafft ein Bewusstsein für die eigene Vergangenheit und das hilft, den eigenen Platz in der Gegenwart zu verstehen», sagt sie. «Die Arbeit im engagierten Organisationskomitee macht Freude. Gemeinsam bereiten wir ein abwechslungsreiches Programm vor. Die Besucherinnen und Besucher können sich freuen», so Weber. Der Kulturerbe-Tag bietet unter dem Motto «Hallo Kulturerbe. Hallo Birmenstorf!» für alle etwas: Führungen und Dorfrundgänge, originale Fundobjekte und historische Urkunden, Kinderworkshops und mittelalterliches Kochen, Einblick ins Dorfarchiv und neuste archäologische Methoden, Fotoausstellung und sogar eine Weindegustation. Alle sind willkommen, aber insbesondere die Birmenstorfer Bevölkerung wird am Sonntag, 26. Juni garantiert Winkel und Ecken im Dorf kennenlernen, von denen sie bis anhin gar nicht wusste, dass sie existieren.

Isabel Steiner Peterhans