Das 750-Jahr-Jubiläum des ehemaligen Klosters Gnadenthal wird mit einem Freilichttheater neben den Klostermauern gefeiert
Dramatisches ereignet sich im Kloster Gnadenthal. Dennoch hat das Publikum viel zu lachen. Es hofft auch, dass eine junge Liebe trotz aller Wirren ein ...
Das 750-Jahr-Jubiläum des ehemaligen Klosters Gnadenthal wird mit einem Freilichttheater neben den Klostermauern gefeiert
Dramatisches ereignet sich im Kloster Gnadenthal. Dennoch hat das Publikum viel zu lachen. Es hofft auch, dass eine junge Liebe trotz aller Wirren ein glückliches Ende findet.
Eine gelungene Premiere. So lautet das Fazit nach der Uraufführung des Freilichtspiels «Der Kruggeist von Gnadenthal». Geschrieben hat es der Niederwiler alt Gemeindeammann Wädi Koch in Anlehnung an eine 1856 aufgezeichnete Sage über einen Geist vom Gnadenthaler Rebhügel. Er tat dies auch, weil das Kloster vor genau 750 Jahren im Verzeichnis der Kreuzzugsabgaben des Bistums Konstanz erstmals erwähnt worden war. Ein Freilichttheater als Jubiläumsgeschenk.
Im Zentrum des Geschehens stehen der verheerende Klosterbrand von 1608, der historisch belegt ist, und die Überführung der Gebeine der Heiligen Justa aus den Katakomben Roms ins Gnadenthal. Autor Wädi Koch griff zudem die in der Klostergeschichte verbürgten Techtelmechtel zwischen Novizinnen und Bauernsöhnen und die Episode vom betrunkenen «Fährimaa» auf. So richtig ins Rollen kam die Geschichte dann aber erst wegen mehrerer gestohlener Weinfässer und dem «Kruggeist», der arglos freigelassen worden war. Es geht dramatisch zu und her, und doch wird viel gelacht, weil die Szenen mit viel Witz erzählt und gespielt werden.
Es kracht, es wird gelacht
Der «Kruggeist» bot an der Uraufführung am vergangenen Donnerstagabend jedenfalls manche Überraschung. Sorgfältig arrangiert waren die Szenenbilder vor grandioser Kulisse: Beispielsweise der Einzug des Nonnenchors – der Niederwiler Kirchenchor unter der Leitung von Brigitte Koch – oder die Aufregung der Klosterfrauen nach dem Einbruch in ihren Weinkeller bis zum kleinen Hund, der angstfrei und ohne Leine das junge Liebespaar Lisbeth (Lara Michel) und Toni (Tim Koch) begleitete. Abwechslung brachten die musikalischen Intermezzi mit dem Nonnenchor oder der Gitarrenromanze von Bauernsohn Toni für seine Lisbeth. Die 60 Laiendarsteller und -darstellerinnen überzeugten durch ihr Schauspiel, allen voran der 80-jährige Turi Abt, der den betrunkenen Fährmann und Vater von Lisbeth mimte. Viele Spezialeffekte sorgten für Staunen. Es polterte und krachte, die Klostermauern leuchteten von rosarot bis dunkellila und als sich Rauch und Flammen hinter dem Gemäuer ausbreitete, war auch das Publikum erleichtert, dass die Feuerwehr-Oldies aus Fischbach-Göslikon mit ihrer Spritze anrückten. Tatkräftig und ideenreich retteten sie die Klosterfrauen aus dem brennenden Haus.
Die Stimmen zum Spiel
Lob für die Uraufführung kam von Marie-Theres Borner und Mischa Koller, Co-Präsidium der Theaterbühne Mägenwil. Es habe ihnen sehr gut gefallen: «Die Kulisse ist der Burner. Da wurde kein Aufwand gescheut. Gute Action, technisch sehr gut umgesetzt. Und die Laienschauspielerinnen und -schauspieler spielten toll, waren sehr gut verständlich.»
Aber auch kritische Stimmen waren zu hören. «Zu laut», lautete ein Einwand. Ein Geist erscheine doch heimlich und leise, nicht derart polterig wie es der Kruggeist tut. Und der katholische Pfarrer (Guido Wicki) dürfte wohl von verschiedenen Seiten gehört haben, dass er doch seinen Ehering ablegen solle, in ein Schublädli versorgen, mindestens für die Dauer des Stücks – der Glaubwürdigkeit zuliebe.
Regisseur Wädi Koch, der in letzter Minute als Wirt der Klosterschenke einspringen musste, weil Bruno Hufschmid krankheitshalber ausfiel, meinte indes: «Ich bin mega zufrieden.» Auch dank des wunderbaren Publikums hätten sich die Laien bei der Premiere nochmals in ihrem Schauspiel steigern können. Er hoffe, dass es so weiter gehe.
Heidi Hess
Weitere Aufführungen des Freilichtspiels von Donnerstag bis Sonntag, 4. bis 7. September. Tickets erhältlich (vor allem noch für die Derniere am 7. September) unter kruggeist.ch.