Eine Tour de Suisse durch alle Kantonshauptstädte
24.10.2025 SportHeinz Loosli fuhr im August mit dem Velo alle Kantonshauptstädte der Schweiz ab. Teilweise wurde er von seinen Enkeln begleitet
26 Hauptorte – 1654 Kilometer mit 19113 Höhenmetern bewältigte Heinz Loosli auf seinem Velo. Die Tour gönnte er sich auf seine Pension. ...
Heinz Loosli fuhr im August mit dem Velo alle Kantonshauptstädte der Schweiz ab. Teilweise wurde er von seinen Enkeln begleitet
26 Hauptorte – 1654 Kilometer mit 19113 Höhenmetern bewältigte Heinz Loosli auf seinem Velo. Die Tour gönnte er sich auf seine Pension. Begleitet wurde er auf einigen Etappen von den Enkeln.
Die spezielle Tour de Suisse fuhr Heinz Loosli auf offiziellen Radwegen. Der 66-Jährige hatte im Vorfeld jede Etappe akribisch geplant. Denn er war nicht die ganze Tour alleine unterwegs. Ab der zweiten Woche erhielt er Gesellschaft von seinen Enkeln Lionel (13) und Noel (11).
Doch es war nicht einfach eine Fahrt durch die Schweiz. Looslis Idee: Alle 26 Kantonshauptstädte in die Tour einbinden. «Ich kenne die Schweiz von meiner jahrelangen Arbeit als Aussendienstmitarbeiter wie meine Hosentasche», sagt er. Einen besonderen Reiz machte nun aus, dass er die Schweiz aus einer anderen Perspektive, vom Rad, erleben konnte. «Es war nicht ganz einfach so zu planen, dass keine Strecke zweimal gefahren werden muss», verrät er. «Zudem mussten die Etappen wegen der Kinder auf Radwegen verlaufen.» Und dies war eindeutig eine Bereicherung. «Wir fuhren durch Orte und Landschaften, die ich noch nie gesehen habe. Pro Tag legten wir circa 100 Kilometer zurück.» Das Tempo war weniger entscheidend, als vielmehr der Spassfaktor.
Kälte auf den Pässen
16 Etappen und zwei Ruhetage waren bei Looslis Tour de Suisse angesagt. In der ersten Woche war der frühere Aussendienstmitarbeiter alleine unterwegs. Nach seinem Start in Lupfig, seinem Wohnort, fuhr Loosli über Baden nach Zürich zur ersten der noch anzusteuernden 26 Kantonshauptstädte. Weiter ging es über Schaffhausen nach Weinfelden. Von da durch die Ostschweiz nach Oberried und weiter nach Thusis. «In der ersten Woche übernachtete ich jeweils in Hotels», führt er aus. Die weiteren Etappen endeten auf vorreservierten Campingplätzen, wo jeweils die Mellinger Familie mit einem Wohnmobil auf seine Ankunft wartete. Ab Thusis war bei der fünften Etappe Enkel Lionel (13) dabei. Lionel besucht die Sportschule und hat sich dem Radsport verschrieben. Er nimmt unter dem Jahr an diversen Strassenrennen in der ganzen Schweiz teil. An die Trainings unter der Woche bringt ihn jeweils sein Grossvater.
Die Bergetappe über den San Bernardino war herausfordernd – wegen der schlechten Witterung. Auf dem Pass herrschten zudem Temperaturen um den Gefrierpunkt. «Wir stopften uns nach alter Rennfahrermanier Zeitungen unter unsere Trikots. Trotzdem froren wir», so Loosli. Dennoch waren die Bergetappen klar die Höhepunkte. Nebst dem San Bernardino stand auch der Gotthard mit der historischen Passstrasse an. Die Tremola mit Serpentinen und Kopfsteinpflaster schüttelte Grossvater und Enkel so richtig durch. Das Duo aber genoss die Aussicht an den Kehren und knipste auch Fotos.
Der Klausen-, Brünig und Grimselpass waren ebenfalls Bestandteil der Tour. Der jüngere Enkel Noel (11) begleitete Loosli auf der achten Etappe. Gleich fünf Kantonshauptorte fuhren die beiden ab: Schwyz – Zug – Luzern – Stans – Sarnen. Bei der zwölften Etappe von Morges nach Payerne waren beide Enkel mit von der Partie. Vorbei ging es am olympischen Sitz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und nach Henniez. Dort wurde anfangs 20. Jahrhundert die erste Fabrik zum Abfüllen des Mineralwassers gegründet. Weitere Etappen nach Bern und Solothurn folgten.
Happige Etappe kam zum Schluss
Als krönender Abschluss folgte die happigste Etappe mit dem Schafmattpass. Heinz Loosli war da auf sich allein gestellt – die Enkel mussten bereits wieder zur Schule. Für den Aufstieg mobilisierte Loosli noch einmal alle verfügbaren Kraftreserven, um Höhenmeter um Höhenmeter zu erklimmen. «Es war ein elend langer Aufstieg», führt Loosli aus. Ein fantastischer Ausblick auf das Mittelland entschädigte für die Strapazen. Als letzten Kantonshauptort besuchte er auf dieser Etappe Aarau. «Ich bin sicherlich schon 100-mal in Aarau gewesen», sagt er. Aber so habe er die Stadt noch nie wahrgenommen. «Die Dauerwolke des Busbahnhofes war einfach nur fantastisch», schwärmt er. «Ob da vielleicht einige Emotionen mehr im Spiel waren, nachdem ich meine 26 Kantonshauptorte-Tour geschafft hatte, kann ich nicht sagen», sagt Loosli.
Während der letzten 30 Kilometer nach Hause habe er aber zufrieden und glücklich auf die vergangenen 16 Etappen zurückgeblickt. «Für mich war es ein einmaliges Erlebnis», sagt er. Und die Tour werde sicherlich auch den Enkeln in Erinnerung bleiben. Loosli sagt abschliessend: «Ich bin sehr dankbar, dass wir auf der Tour keine Panne erlitten.»
Debora Gattlen








