«Es geht nur mit einer grossen Portion Humor»
28.11.2025 FislisbachKürzlich feierte Gemeindeschreiber Donat Blunschi sein 40-jähriges Arbeitsjubiläum auf der Gemeinde – Zeit zurückzublicken
Seit 40 Jahren ist Donat Blunschi quasi das Gesicht der Gemeinde Fislisbach – und scheint sich optisch kaum verändert zu haben. ...
Kürzlich feierte Gemeindeschreiber Donat Blunschi sein 40-jähriges Arbeitsjubiläum auf der Gemeinde – Zeit zurückzublicken
Seit 40 Jahren ist Donat Blunschi quasi das Gesicht der Gemeinde Fislisbach – und scheint sich optisch kaum verändert zu haben. Die Vielfältigkeit seines Berufs halte ihn jung, witzelt er. Humor darf bei ihm im Alltag nicht fehlen, selbst wenn es mal «klöpft».
Nach vier Jahrzehnten beim selben Arbeitgeber kann man sich schon mal feiern lassen. Anlässlich seines 40-jährigen Arbeitsjubiläums organisierte die Gemeinde für Donat Blunschi ein ganzes Tagesprogramm – inklusive Fahrt im Feuerwehrauto. Eine besondere Überraschung wartete am Ende des Tages: Sämtliche KV-Lernenden, die bei ihm die Lehre absolviert hatten – über die Jahre immerhin über 40 Personen – kamen, um mit ihm gemeinsam zu feiern. «Das hat mich wirklich gefreut. Es war eine sehr grosse Wertschätzung erkennbar», erzählt er mit einem Lächeln. Besonders gefreut habe ihn dabei, dass sich alle Ehemaligen gerne an ihre Zeit in der Gemeindeverwaltung erinnerten. Denn ein gutes Klima ist Blunschi wichtig. Nicht nur im Team, sondern auch im Umgang mit der Bevölkerung. «Man muss Menschen respektieren und offen sein. Das ist die Grundvoraussetzung», erklärt er zu seiner Arbeit. Auch eine gewisse Flexibilität und eine grosse Portion Humor gehörten dazu – selbst wenn es mal «klöpfe». Entscheidend sei, dass sich die Menschen in Fislisbach willkommen fühlten, schon wenn sie sich bei der Gemeinde anmeldeten. Den Menschen einen Dienst erweisen zu können, das stellt für ihn persönlich einen grossen Wert dar. Diesen Dienstleistungsgedanken wolle er auch weitervermitteln, erklärt der 63-Jährige im Gespräch mit dem «Reussbote».
KV-Lehre war vorprogrammiert
Dabei wollte Donat Blunschi, der aus Oberrohrdorf stammt und dort noch heute mit seiner Frau lebt, einst gar nicht auf die Gemeinde, sondern Hochbauzeichner werden. Weil aber schon seine drei älteren Schwestern eine kaufmännische Lehre gemacht hatten, fanden die Eltern, das KV sei doch auch für den Sohn eine gute Idee. Ob er sich zunächst wehrte oder ob ein Schnupperpraktikum am Ende den Ausschlag gab, weiss Blunschi heute nicht mehr ganz genau zu sagen. Bereut habe er den Schritt jedenfalls nie, schickt er hinterher. Die KV-Lehre absolvierte er schliesslich in Niederrohrdorf unter Gemeindeschreiber Jörg Sandmeier. Es folgte ein fünfjähriges Intermezzo beim Betreibungsamt Wohlen. Es war sein dortiger Chef, der ihn eines Tages auf die freie Stelle als stellvertretender Gemeindeschreiber in Fislisbach aufmerksam machte. «Das ist die Chance für dich. Du bist zu Höherem berufen», habe dieser gefunden. Der Rest ist Geschichte. Am 1. November 1985 fing der damals 23-jährige Blunschi in Fislisbach als Stellvertreter von Gemeindeschreiber Hardy Lüscher an. Dieser konnte bei seiner Pensionierung 1991 selbst auf 40 Jahre Dienstzeit zurückblicken. Blunschi übernahm Lüschers Nachfolge und ist seit der Einführung des Geschäftsleitungsmodell 2018 gleichzeitig Vorsitzender der Geschäftsleitung mit erweiterten operativen Kompetenzen.
Nicht die einzige Veränderung, die Blunschi in vier Jahrzehnten miterlebte: Nicht weniger als fünf Gemeindeammänner begleitete er in dieser Zeit. Demnächst waltet er mit Simone Bertschi zum ersten Mal unter einer Frau Gemeindeammann. Und was waren seine persönliche Highlights in all den Jahren? «Was wir in Fislisbach immer gern gemacht haben, sind Festivitäten», lacht Blunschi. Gerne erinnert er sich an das legendäre Dorffest 1998 im Gedenken an den grossen Dorfbrand 150 Jahre zuvor, für das er dem OK vorstand. Grund zum Feiern gab es auch 2009 anlässlich des 825-Jahr-Jubiläums der Gemeinde. Doch auch wichtige Projekte wurden umgesetzt, wie etwa die S-Bahn-Haltestelle Mellingen-Heitersberg, «dank der Weitsichtigkeit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger», wie Blunschi betont. Diese bewilligten einen Anteil von 1,4 Millionen Franken für das regional bedeutende Infrastrukturprojekt. Auch die Erweiterung des Zentrums Gugger mit Dorfplatz oder die erste Etappe der Sanierung der Badenerstrasse 2010 sowie zuletzt den Modulbau Leematten IV sowie die Bewilligung der 5,2 Millionen für den Schulcampus zählt er zu den Meilensteinen. Besonders stolz ist er auf den guten Zusammenhalt im Dorf: «Wir haben sehr wenig Knatsch an den Gemeindeversammlungen», findet er. Wenn, dann werde stets sachbezogen diskutiert. Die Ablehnung von Geschäften in 40 Jahren könne er an einer Hand abzählen.
Das Team kennt seinen Socken-Tick
Langweilige Routine komme auch nach 40 Jahren selten auf, erzählt der Jubilar. Gerade die Vielfältigkeit schätze er an seinem Beruf – und die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen. Diese fallen überwiegend positiv aus, aber nicht nur. «Ich habe auch persönliche Angriffe erlebt, das belastet einen schon», gibt Blunschi zu. Geradezu kriminell wurde es aber, als er nach einer Gemeindeversammlung ein Rad an seinem Auto verlor. «Fünf Radmuttern lösen sich nicht von allein», so Blunschi. Die Polizei habe damals ermittelt. Die Täter konnten aber nicht gefasst werden. Passiert ist ihm damals glücklicherweise nichts. Und seinen Humor, verlor er durch solche Erlebnisse erst recht nicht. Den schätzen auch seine teils jahrzehntelangen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für deren Unterstützung Blunschi besonders dankbar ist. Man wisse, wie jeder «verkabelt sei», sagt er. Auch die kleinen Marotten und Vorlieben des Chefs kennt das Team längst. Wenn er wieder einmal in Socken mit Totenkopf-Motiv zum Mitarbeitergespräch kommt, wissen sie, dass er mit einem Schoggi-Stängeli schnell wieder zu besänftigen ist.
Michael Lux

