«Fairplay muss vor Erfolg kommen»
21.03.2025 SportDer Aargauer Fussballverband hat die Vereinsfunktionäre an drei Orten an runde Tische eingeladen
Die runden Tische, die der Aargauer Fussballverband jedes Jahr organisiert, sind ein Erfolgsmodell. Verbandspräsident Luigi Ponte zieht Bilanz.
◆ Luigi Ponte, die ...
Der Aargauer Fussballverband hat die Vereinsfunktionäre an drei Orten an runde Tische eingeladen
Die runden Tische, die der Aargauer Fussballverband jedes Jahr organisiert, sind ein Erfolgsmodell. Verbandspräsident Luigi Ponte zieht Bilanz.
◆ Luigi Ponte, die drei runden Tische 2025 haben in Villmergen, Niederlenz und Zofingen stattgefunden. Sind Sie zufrieden?
Von den insgesamt 87 Vereinen des AFV sind über 60 erschienen. Das ist eine schöne Quote. Die runden Tische funktionieren als Austausch-, aber auch als Informationsplattform. Wir haben die für den Rückrundenstart relevanten Mitteilungen gemacht. Überraschenderweise kam kaum Kritik, es scheint alles gut zu laufen. Der Vortrag von Jürg Hintermeister vom FVRZ (Fussballverband Region Zürich), der an jedem der drei Abende gehalten wurde, war auch sehr spannend. Die Kurzfassung: Es braucht mehr und bessere Zusammenarbeit, unter den Vereinen und eine Professionalisierung.
◆ Was heisst das konkret?
Zum einen müssen wir aufhören, nur für unser Gärtli zu schauen. Die Vereine sollten sich absprechen und unterstützen. So könnte zum Beispiel ein Verein eine Seniorinnen-Mannschaft haben, während der Nachbarverein sich um die Jüngsten kümmert. Und die Vereine müssen früher oder später bessere Strukturen schaffen und die Digitalisierung nutzen. Es kann nicht sein, dass der Vereinspräsident stundenlang sitzt und abhäkelt, wer seinen Mitgliederbeitrag bezahlt hat. Das soll auch der Kassier nicht, der sollte sich nämlich die mittel- und langfristige Zukunft des Vereins überlegen, Visionen entwickeln: Was brauchen wir, woher kommt das Geld? Für Mitgliederbeiträge gibt es verschiedene Software wie z. B. «sidline» oder ein externes Büro. Im ganzen Vorstand müssen die Zuständigkeiten klar sein, es kann nicht sein, dass sich ein Einzelner um alles kümmert. Für so einen Funktionär findet man auch nie und nimmer einen Nachfolger.
◆ Welche Anliegen kamen von den Vereinen?
Ein ewiges Thema sind die Alterskategorien bei den Junioren, das gibt immer wieder zu diskutieren. Ein weiteres Thema ist auch immer die Frage, wann die Heimspiele stattfinden. Bei den Aktiven will niemand mehr am Sonntag spielen, viele Clubs wollen am Freitagabend spielen, die Spieler wollen am Wochenende frei sein. Das geht aber leider nicht, wir haben einfach zu wenige Schiedsrichter. Sonst scheint aber wie gesagt recht grosse Zufriedenheit zu herrschen.
◆ Mit welchen Fragen sind Sie an die Vereine herangetreten?
Eine Frage, die wir ihnen gestellt haben, ist die nach den Gruppierungen in der 3. Liga: Bisher werden die Gruppen nach geografischen Kriterien zusammengestellt.
◆ Ist das schlecht? So muss niemand weit reisen.
Das stimmt, hat aber nicht nur Vorteile: Mein Sohn spielt seit 15 Jahren in der 3. Liga. Neulich sagte er: «In einer gegnerischen Mannschaft hat es einen Vorstopper, gegen den spiele ich jetzt seit 15 Jahren.» Inzwischen sind die beiden Freunde. Aber fussballerisch ist das nicht spannend. Deshalb haben wir vorgeschlagen, alle 28 Vereine in einen Topf zu werfen und auszulosen.
◆ Was spricht gegen dieses Vorgehen?
Die Vereine erwähnen jeweils die Derbys, das verstehe ich natürlich. Es ist auch nicht so, dass der Verband da Vorgaben machen möchte. Wir haben lediglich die Frage aufgebracht. Die Vereine haben nun bis Ende April Zeit, uns mitzuteilen, was sie von der Idee halten. Umgesetzt wird sie auf die nächste Saison bloss, wenn sie eine deutliche Mehrheit findet – nicht 52 Prozent, sondern in der Gegend von 70. Befragt werden alle 2.- und 3.-Liga-Teams und diejenigen 4.-Liga-Teams, die im Moment in der Aufstiegsrunde sind.
◆ Gibt es von Seiten des Verbands auch ein übergeordnetes Thema, das alle Ligen betrifft?
Ganz klar das Thema Fairplay. Mein ausdrückliches Ziel ist es, in der Fairplay-Wertung in der Rückrunde unter die Top 3 aller 13 Schweizer Regionen zu kommen: Ich wünsche mit möglichst wenige Verwarnungen, möglichst wenig Ausschlüsse. Fairplay muss vor dem Erfolg kommen, vor allem bei den Junioren- und Senioren-Teams.
Susanne Loacker