Fislisbach ist neu ein Aargauer Rebbaudorf
06.06.2025 FislisbachAuf der 20 Aare grossen Parzelle am Buechberg entsteht ein neuer Rebberg durch den Weinverein Fislisbach
Die Reblaus hat auch in Fislisbach vor über 100 Jahren dem Weinanbau den Garaus gemacht. Nun bringen drei engagierte Winzer und Mitglieder des Weinvereins Fislisbach die alte ...
Auf der 20 Aare grossen Parzelle am Buechberg entsteht ein neuer Rebberg durch den Weinverein Fislisbach
Die Reblaus hat auch in Fislisbach vor über 100 Jahren dem Weinanbau den Garaus gemacht. Nun bringen drei engagierte Winzer und Mitglieder des Weinvereins Fislisbach die alte Tradition wieder zurück ins Dorf.
Die drei Jungwinzer überlassen nichts dem Zufall – Aargauer Wein ist seit langem ihre grosse Passion. Den Traum von einem eigenen Rebberg haben sich nun Roland Michel, Jörg Krummenacher und Michael Peterhans vor ihrer Haustüre in Fislisbach erfüllt. Um die Arbeiten auf mehrere Schultern zu verteilen, gründeten sie im letzten Jahr den Weinverein Fislisbach. Zusammen mit Vereinsmitgliedern wollen sie die Tradition des Weinbaus im Dorf wiederbeleben. Aus einer historischen Karte von 1884 geht hervor, dass in Fislisbach zwei Rebberge beheimatet waren. Einer befand sich am Hiltiberg, der andere am Fusse des Buechbergs. Bis 1930 waren die Rebbergspuren ersichtlich. Die Reblaus war für das Ende der Weintradition verantwortlich. Fast 100 Jahre später wird die rund 20 Aare grosse Parzelle unterhalb der Buechhaldenstrasse als Rebberg wiederbelebt.
Erste 400 Rebsetzlinge gepflanzt
Am Freitag vor zwei Wochen war es soweit. 400 Rebsetzlinge der Sorte «Souvignier gris» pflanzten die frischgebackenen Hobbywinzer in nur einem halben Tag auf der Parzelle oberhalb des Friedhofs. Bevor es soweit war, wurde der Rebberg mit «Stickel» ausgesteckt. Entlang der Eisenstäbe werden später Drähte gespannt und der wachsende Trieb daran befestigt. Bei der Pflanzung holten sich die drei Fislisbacher professionelle Unterstützung. Das Lohnunternehmer Gasser legt in der ganzen Schweiz neue Rebberge an – pro Jahr werden circa 100 000 Reben gepflanzt. Markus Gasser war wegen des steil abfallenden Geländes mit einem Kleinbagger vor Ort. Er hob die Pflanzgrube mit einer speziellen Setzgabel aus. Die drei Winzer pflanzten darin die Rebsetzlinge ein und banden sie am Stickel fest. «Das Ziel ist, rund 1000 Rebstöcke am Fislisbacher Rebberg zu pflanzen», so Michel. Welche zusätzlichen Sorten noch gepflanzt werden, ist aber noch nicht festgelegt.
Viel Pflege und noch mehr Geduld
Nun heisst es für sie und die Vereinsmitglieder die Rebstöcke zu hegen und zu pflegen. In rund vier Jahren wird der erste Wein aus Fislisbach erwartet. Dieser wird naturnah und möglichst nach biologischen Richtlinien gepflegt – viel Handarbeit ist im Rebberg angesagt. Nach einer umfassenden Degustationsphase haben sich die drei Winzer für die Rebsorte «Souvignier gris» entschieden. «Wir wollen möglichst naturnahen und schonenden Rebbau betreiben», führen sie aus. «Wir haben auch deshalb diese neue robuste und pilzresistente Sorte gewählt», so Jörg Krummenacher. «Und wir haben den Anspruch, einen qualitativ hochwertigen Wein herzustellen», sagt er. Der Ertrag steht dabei nicht an erster Stelle. Die Freude, gemeinsam als Verein im Weinberg zu arbeiten, steht im Vordergrund. «Es ist ein schönes Hobby, dass wir als Ausgleich zu unserem Berufsalltag betreiben», führt Roli Michel aus.
Kantonaler Winzerkurs absolviert
Um nicht alles dem Zufall zu überlassen, absolvierten Roland Michel und Jörg Krummenacher letztes Jahr einen ganzjährigen Weinbaukurs. Das gesamte Rebjahr – vom «Erlesen» (Ausdünnen der Trauben), dem Schnitt, der «Erziehung» bis zur Ernte wurde so eins zu eins im Forschungsinstitut für biologischen Landbau Fibl in Frick durchlebt. «Dieser Kurs des kantonalen Landwirtschafszentrums Liebegg war äusserst praxisnah und interessant. Yannik Wagner und sein Team hat uns eine Menge wertvoller Insights aufzeigen können», führt Roland Michel aus. «Uns ist natürlich bewusst, dass wir noch absolute Laien sind.» Krummenacher fügt an: «Ein Jungwinzer aus der Region wird uns deshalb begleiten, damit wir möglichst viel richtig machen.»
Gutes «Terroir», Klima und Boden
Den Pachtvertrag unterschrieben Michel und Krummenacher bereits vor rund zwei Jahren. Das nach der erfolgreichen Abstimmung der Generalversammlung der katholischen Kirchengemeinde Fislisbach, der das Land gehört. Bevor der Hobbywinzer-Verein den Pachtvertrag unterschrieb, nahmen sie eine Bodenprobe und liessen diese untersuchen. Die Laboranalyse ergab zum Glück, dass es sich um einen klassischen, in der Region typischen Moränenboden handelt und für Reben gut geeignet ist. Anschliessend mussten die Pächter beim Kanton Aargau ein Gesuch zur Aufnahme im kantonalen Rebbaukataster einreichen, was ohne Probleme bewilligt wurde. Zusätzlich wurde seitens Gemeinde ein Baugesuch für die Erstellung des Rebbergs gewünscht. Auch dieses ging ohne Einwendungen und wurde just auf Weihnachten 2023 bewilligt. Fislisbach ist nun seit Mai 2025 offiziell eines der 80 Aargauer Rebbaudörfer. Ein Grund darauf anzustossen!
Debora Gattlen